Manipulationsskandal ADAC beschließt tiefgreifende Reform

August Markl, Präsident des ADAC
Foto: Lukas Schulze/ dpaDie Delegierten auf der ADAC-Hauptversammlung in Lübeck haben mit einer überwältigenden Mehrheit eine tiefgreifende Reform des Autoclubs beschlossen. Sie teilt den ADAC in einen Verein, eine Stiftung und eine Aktiengesellschaft auf. Das sogenannte Drei-Säulen-Modell soll helfen, den Vereinsstatus des ADAC zu erhalten.
Das Registergericht München prüft aktuell, ob der ADAC seinen Vereinsstatus mit Steuervorteilen noch zu Recht hat.
Nach Angaben des ADAC stimmten mehr als 84 Prozent der 221 Delegierten zu. "Die breite Zustimmung (...) zeigt, dass unsere 'Reform für Vertrauen' der beste Weg ist, den ADAC modern, transparent und zukunftssicher aufzustellen", sagte ADAC-Präsident August Markl.
Kernbestandteil des neuen Drei-Säulen-Modells ist die strikte Trennung des Vereins von den wirtschaftlichen Interessen.
- Leistungen wie die Pannenhilfe oder die technische und touristische Beratung der 19 Millionen Mitglieder werden im Verein untergebracht.
- Kommerzielle Aktivitäten wie Geschäfte mit Mietwagen oder Versicherungen werden hingegen in einer Aktiengesellschaft (ADAC SE) zusammengefasst.
- In der neu zu gründenden ADAC Stiftung sollen gemeinnützige Aktivitäten gebündelt werden wie die ADAC Luftrettung und die ADAC Stiftung "Gelber Engel".
Mit der Zustimmung gewinnt der aktuelle ADAC-Präsident August Markl auch einen internen Machtkampf gegen seinen Vorgänger Peter Meyer, der nach wie vor Vorsitzender des größten ADAC-Regionalverbands Nordrhein ist. Dieser hatte ein Gegengutachten zum Drei-Säulen-Modell vorgelegt. Dieses bezeichnete die Reform als unnötig und warf den verantwortlichen ADAC-Vorständen Verschwendung von Vereinsvermögen vor. Meyer musste damals im Zuge des ADAC-Skandals seinen Posten als Präsident räumen.
Bekanntgewordene Manipulationen beim Autopreis "Gelber Engel" und Verquickungen von Interessen hatten den Autoclub vor zwei Jahren in die größte Krise der Vereinsgeschichte gestürzt. Zwischen 2009 und 2013 wurden neben der Teilnehmerzahl auch die Rangfolge der Fahrzeuge gefälscht. Dies hatte das Vertrauen in den Autoclub massiv geschwächt.
Damals wurde auch der Vorwurf laut, dass Rettungshubschrauber missbräuchlich genutzt worden seien, etwa, als Meyer sich auf dem Heimflug von einem dienstlichen Termin in Wolfsburg nahe seines Wohnsitzes am Flughafen Essen/Mühlheim absetzen ließ. Meyer hat stets darauf verwiesen, dass alle Flüge, die er in ADAC-Hubschraubern unternommen hat, dienstlich veranlasst gewesen seien.
Anm. d. Red: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass Ex-Präsident Meyer die Hubschrauber des ADAC für private Flüge genutzt haben soll. Wir haben die Passage inzwischen präzisiert und bitten, diese Ungenauigkeit zu entschuldigen.