Sie sehen aus wie Tretboote, können aber viel mehr. Auf Amsterdams Grachten schippern jetzt die ersten »Roboats«: Wasserfahrzeuge von der Größe eines Kleinwagens, elektrisch, umweltfreundlich, lautlos, und vor allem völlig autonom. Schon bald sollen sich Passagiere mit den neuartigen Booten durch die Kanäle der Stadt bewegen können.
Stephan van Dijk, AMS Institute:
»Es gibt viel Straßenverkehr, Staus und Logistik, das alles verstopft die kleinen Straßen in der Innenstadt. Gleichzeitig haben wir eine Menge offenes Wasser in den Kanälen, das nicht mehr für den Transport genutzt wird – nur für Touristen.«
Nachdem die Entwickler vier Jahre lang kleinere Versionen erprobt haben, stellten sie jetzt die ersten beiden funktionsfähigen Roboats in voller Größe vor. Das Amsterdamer Institute for Advanced Metropolitan Solutions hat die autonomen Elektroboote zusammen mit dem MIT in den USA entwickelt. Die Roboats sollen Hindernisse und andere Boote selbstständig erkennen können und sind dank intelligenter Software immer auf der schnellsten Route unterwegs.
Stephan van Dijk, AMS Institute:
»Eine meiner Meinung nach sehr wichtige Sache, die wir entwickeln konnten, ist, dass das Boot selbstständig andocken und sich an andere Boote anhängen kann. So kann es andere Boote abschleppen. Aber es kann auch wirklich völlig autonom andocken und Passagiere oder eine Ladung Baumaterialien aufnehmen.«
Noch sind die Roboats nicht für den Personentransport zugelassen. Erst einmal werden sie eine weit weniger glamouröse, aber wichtige Aufgabe in Amsterdam übernehmen: die Müllabfuhr.
Stephan van Dijk, AMS Institute:
»Wir haben analysiert, dass wenn wir zum Beispiel Hausmüll in der Innenstadt einsammeln wollen, was eine große Herausforderung ist, können wir das über das Wasser tun. Wir brauchen nur etwa 140 Container, die in der Nähe der Kaimauern aufgestellt werden, und dann mehrere intelligente Roboter, die diese Containerboote abholen und sie zur Müllabfuhr im Amsterdamer Hafen bringen.«
Müllwagen verstopfen die engen Straßen in Amsterdam, auf den Grachten ist hingegen noch Platz für die Müllabfuhr. Die Stadt unterstützt das Projekt und prüft derzeit, welche Standorte sich für erste Tests eignen. Es wird also noch etwas dauern, bis Passagiere mithilfe der Roboats von A nach B kommen.
Stephan van Dijk, AMS Institute:
»Verglichen mit einem autonomen Auto ist das Tolle, dass die Geschwindigkeiten relativ niedrig sind. Nur sechs bis sieben Stundenkilometer auf dem Wasser, weil man auf dem Wasser nicht schneller fahren darf. Für die Leute auf dem Boot ist es eine schöne und entspannte Erfahrung.«
Die Entwickler haben noch mehr vor. Irgendwann sollen die Roboats schwimmende Konzertplattformen, provisorische Brücken oder Lastenkrähne auf dem Wasser transportieren – ganz selbstständig.