Alternative zum Flugzeug Bahnen wollen Nachtzugnetz in Europa erweitern – und verlangen Geld vom Staat

Nightjet der ÖBB im Hauptbahnhof in Wien
Foto: Georg Hochmuth / dpaVor fünf Jahren hatte der Staatskonzern das eigene Angebot eingestellt. »Wir haben jedes Blatt gewendet, aber es gab keine Möglichkeit, im Eigenbetrieb mit Schlaf- und Liegewagen eine schwarze Null zu erreichen«, rechtfertigte der Bahn-Manager Marco Kampp den Ausstieg.
Inzwischen setzt die Bahn auf eine Partnerschaft mit anderen Bahngesellschaften. Schon 2020 tat sie sich mit fünf weiteren Staatsbahnen zusammen.
Jetzt fordern die Betriebe die Politik auf, beim Aufbau eines Nachtzugnetzes in Europa zu helfen. Nachtzüge hätten »ihre Grenzen als kommerziell lebensfähiges Modell erreicht«, heißt es in einem Schreiben an die EU-Kommission. Deshalb sei »politische Unterstützung notwendig, um Nachtzüge auf ein neues Niveau zu heben«. In dem Schreiben von Dezember verlangen sie, die Benutzungsgebühren auf Bahntrassen sowie die Mehrwertsteuer für Tickets zu senken. Der »Nachteil des Schienenverkehrs« gegenüber anderen Verkehrsträgern müsse ausgeglichen werden.
Bis Dezember 2023 beabsichtige man das Nachtzugnetz weiter auszubauen, etwa durch Verbindungen zwischen Berlin, Brüssel und Paris. Die DB kooperiert dabei mit der österreichischen ÖBB, deren Nachtzugservice subventioniert wird. Ein eigener Betrieb sei nicht in der Planung, erklärte ein Sprecher der Deutschen Bahn auf Nachfrage des SPIEGEL. Die Nachtstrecken sollen dem Flugzeug Konkurrenz machen. In einem Aktionsplan hatte die EU-Kommission den Bahnen bereits Unterstützung für ihre Pläne signalisiert.
Auch die neue Bundesregierung hat sich zu einem weiteren Ausbau des Nachtzugsystems ausgesprochen. »Grenzüberschreitenden Verkehr wollen wir stärken und mit der EU sowie ihren Mitgliedstaaten Nachtzugangebote aufbauen« heißt es in dem Koalitionsvertrag dazu.