Datenauswertung zur »Flaniermeile« Autos raus – Berliner Friedrichstraße zieht mehr Menschen an

Werbeplakat in der Berliner Friedrichstraße zwischen Leipziger Straße und Französischer Straße
Foto: Jürgen Ritter / IMAGOEnde August 2020 hat in der Bundeshauptstadt ein Versuch begonnen: Auf mehr als 500 Metern wurde die belebte Friedrichstraße für Autos gesperrt und zur »Flaniermeile« erklärt. Das Vorhaben wurde kontrovers diskutiert, doch nun zeigen neue Daten, die der »Berliner Zeitung« vorliegen : Die autofreie Zone zieht mehr Menschen an – darunter auch mehr Berlinerinnen und Berliner.
Die Straße würde im Vergleich zu einem Zeitpunkt vor Beginn des Versuchs von mehr Menschen genutzt, die sich darüber hinaus auch länger in dem Abschnitt der Friedrichstraße aufhalten würden. Fahrradfahrerinnen und -fahrer können die Friedrichstraße weiterhin befahren, nur Kraftfahrzeuge dürfen den Abschnitt nicht nutzen.
Ein Anstieg um 65 Prozent
Erhoben wurden die Daten vom Berliner Unternehmen What a Location. Mithilfe anonymisierter Mobilfunkdaten könne das Unternehmen ermitteln, wie viele Menschen sich wo befinden, wie lange sie sich an einem Ort aufhalten und woher sie kommen. Die »Berliner Zeitung« hatte nach eigenen Angaben Einsicht in die Datenbank erhalten und konnte durchschnittliche Tagesbesucherzahlen errechnen.
In den Sommermonaten im Jahr 2020, also vor Einrichtung der »Flaniermeile Friedrichstraße«, lag die durchschnittliche Zahl der Menschen, die in dem Abschnitt unterwegs waren, demzufolge zwischen 5939 und 7693. Wenige Wochen nachdem das Autoverbot eingeführt worden war, seien in diesem Teil der Friedrichstraße pro Tag im Durchschnitt 9026 Menschen gezählt worden. Ein Jahr später, im September 2021, hätten sich den Daten von What a Location zufolge täglich 9084 Menschen auf dem Straßenabschnitt bewegt. Im März 2022 seien sogar 9781 Menschen pro Tag gezählt worden – im Vergleich zu Juni 2020 entspreche das einem Anstieg um 65 Prozent.
Neben der Zahl der Menschen, die die Straße besuchen, sei für die Gewerbetreibenden in der Friedrichstraße vor allem die Verweildauer bedeutsam – wer dort mehr Zeit verbringt, kauft auch eher etwas. Interessant sei außerdem, dass die Zahl der Berlinerinnen und Berliner wachse, die die Friedrichstraße besuchten.
Auf dem Teilabschnitt zwischen der Französischen und der Leipziger Straße befinden sich nun unter anderem Vitrinen, in denen Ladenbesitzer auf ihr Angebot aufmerksam machen können, und Holzbänke. In der Mitte der Straße verläuft ein vier Meter breiter Radfahrstreifen.
Im Oktober 2021 hatte die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr mitgeteilt, dass der Verkehrsversuch zur »Flaniermeile Friedrichstraße« dauerhaft fortgesetzt wird. Eine »überwältigende Mehrheit der Passantinnen und Passanten« bevorzuge eine autofreie Friedrichstraße, hatte die damalige Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) gesagt.