Statistisches Bundesamt Berufspendler fahren auch auf kurzen Strecken am liebsten Auto

Schlechte Voraussetzungen für eine Verkehrswende: Selbst wenn der Weg zum Job sehr kurz ist, nimmt die Mehrheit der Pendler den Wagen. Das Fahrrad holt allerdings auf.
Pendlerstau in Berlin, Straßenbahngleise: Lieber im eigenen Wagen zur Arbeit

Pendlerstau in Berlin, Straßenbahngleise: Lieber im eigenen Wagen zur Arbeit

Foto: A3397 Gero Breloer/ dpa

Das Jahr 2020 hat der Mobilitätswende eher nicht geholfen, zumindest was den Weg zur Arbeit betrifft. Zwar entlasteten Videokonferenzen und Heimbüro in der Coronakrise zwischenzeitlich die zuvor oft überlasteten Pendlerstrecken – weil mehr Menschen ihre beruflichen Aufgaben zu Hause erledigten. Doch wer trotzdem zur Arbeitsstelle fahren musste, nutzte dafür häufig das Auto – und sogar auf kurzen Strecken.

Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden. Im vergangenen Jahr gaben demnach 40 Prozent der Berufspendler an, für Strecken unter fünf Kilometern normalerweise mit dem Auto zu fahren – der Wert hat sich gegenüber 2016 nicht verändert . Für Strecken zwischen fünf und zehn Kilometer lag der Anteil mit 69 Prozent sogar noch deutlich höher.

Das Fahrrad nutzten auf Arbeitswegen unter fünf Kilometern 26 Prozent der Berufspendler – das sind drei Prozentpunkte mehr als 2016. Strecken zwischen fünf und zehn Kilometern legten nur noch elf Prozent mit dem Rad zurück. Mit Bus, Bahn oder Tram waren auf Strecken unter fünf Kilometern lediglich acht Prozent der Pendlerinnen und Pendler unterwegs. Auf Arbeitswegen zwischen fünf und zehn Kilometern waren es 18 Prozent.

Zahl der Autos pro Haushalt steigt

Fast die Hälfte aller Berufspendler hat nach eigenen Angaben weniger als zehn Kilometer zum Arbeitsplatz zurückzulegen. Für 27 Prozent ist der Arbeitsplatz sogar weniger als fünf Kilometer entfernt. Allerdings wird in Deutschland in vielen Fällen auch weiter gependelt (eine detaillierte Auswertung finden Sie hier). Etwa 13 Millionen Menschen sind für den Job zwischen verschiedenen Landkreisen unterwegs. Rund 3,4 Millionen leben und arbeiten in unterschiedlichen Bundesländern.

Die nun vorgestellten Daten zur Nutzung der verschiedenen Verkehrsmittel stammen aus dem sogenannten Mikrozensus 2020. Das ist die größte jährliche Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland. Dabei wird rund ein Prozent der Bevölkerung in Deutschland zu Arbeits- und Lebensbedingungen befragt.

Das Statistische Bundesamt hatte im September bereits Ergebnisse einer gezielten Pendlererhebung veröffentlicht, die alle vier Jahre stattfindet. Auch sie belegten, so die Statistiker, eine »ungebrochene Dominanz des Autos« als Beförderungsmittel: Der Pkw ist demnach mit Abstand das beliebteste Verkehrsmittel auf dem Weg zur Arbeit – und der Anteil wächst. Es zeigte sich auch, dass die Zahl der Autos pro Haushalt binnen eines Jahrzehnts spürbar angestiegen ist. Demnach kamen 2010 auf hundert Haushalte noch 102 Autos, zehn Jahre später waren es 108.

chs/dpa
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