Günstige Oldtimer - Citroën Dyane Gefüllte Ente

Wenig Geld, aber trotzdem Lust auf einen Oldtimer? Kein Problem – es gibt sie nämlich, die Schnäppchenschlitten. Diesmal: Citroën Dyane, die verschmähte Edel-Ente.
Foto: Michael Meiß
Günstige Oldtimer

Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.

Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.

Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.

Allgemeines zum Modell:

Die ab 1967 gebaute Dyane sollte eigentlich den Citroën 2CV ablösen. Die Verkaufszahlen der Ente gingen damals in Frankreich deutlich zurück. Das lag auch am Erfolg des Renault 4, der im Vergleich zum 2CV moderner erschien und flotter war.

Die Dyane wurde etwas größer und breiter konstruiert als die Ente und sollte dem R4 direkte Konkurrenz machen. Dazu diente die große schräge Heckklappe, die Scheibe geht anders als beim 2CV beim Öffnen mit hoch. Auch die Rücksitzbank lässt sich bei der Dyane umklappen – zumindest beim Komfortmodell Commerciale. Die Frontscheinwerfer sind in die Kotflügel integriert, stehen also nicht frei wie bei der Ente.

Zudem bekam die Dyane bessere Motoren als der Citroën 2CV eingepflanzt. Den Anfang machte ein Zweizylinder-Boxer mit 425 Kubik und 21 PS, damals noch nach SAE-Norm gemessen. Andere Vergaser und Verdichtungen ließen die Leistung auf 24 PS wachsen (nun nach DIN-Norm) und ab 1970 auf 30 PS. Dieses Aggregat wird in der Szene aber oft auch als 32-PS-Motor bezeichnet. »Die unterschiedlichen PS-Norm- und Leistungsangaben machen die Sache bei der Dyane etwas verwirrend, zumal unterschiedliche Solex-Vergaser eingebaut wurden«, sagt Rolf-Peter Humbert vom Citroën-Club Rhein-Ruhr.

Fakt ist: Mit final 32 PS war die Dyane stärker motorisiert – eine Ente kam allenfalls auf 29 PS. Und drei Pferdestärken können bei nur 600 Kilogramm Leergewicht durchaus einen Unterschied machen. In Kurven fahre sich die Dyane erstaunlich flott, auf der Geraden werde man dann von anderen Autos schnell wieder eingeholt, sagt Experte Humbert. Die Spitzengeschwindigkeit liege bei der Dyane je nach Motorisierung zwischen 90 und 110 Kilometern pro Stunde – »also ohne Gegenwind«.

Fotostrecke

Günstige Oldtimer: Citroen Dyane

Foto: Michael Meiß

Abgesehen von den Motoren waren Ente und Dyane technisch weitgehend baugleich, was auch für ihre Derivate gilt: den praktischen Lieferwagen Acadiane und den Méhari, ein Freizeitauto mit Kunststoffkarosserie. Alle Typen teilen sich den gleichen Rahmen, auf den die Karosserie aufgeschraubt ist. Im Innenraum sitzen Ente- und Dyane-Fahrer auf den gleichen Rohrgestellen. Das Armaturenbrett war in der Dyane dagegen komplett neu gestylt. Auch bekam die designierte 2CV-Nachfolgerin Schiebe- statt Klappfenster, ab 1970 ein drittes Seitenfenster und 1981 sogar Kurbelfenster, letztere aber nur für den spanischen Markt.

Bei den Komfortextras war die Dyane ähnlich spartanisch eingerichtet wie die Ente. Selbst ein Radio kostete extra, gegen weiteren Aufpreis waren Kunstledersitze erhältlich. Das Faltdach war Serie.

Dass die Dyane den Citroën 2 CV doch nicht ablöste, lag auch an der Popularität der Ente in Deutschland, wo sie sich weiterhin sehr gut verkaufte. Die Dyane wurde dagegen zum nicht ganz so populären Sandwich-Modell zwischen 2 CV und dem deutlich komfortableren Citroën Ami 6. 1983 lief die Produktion der Dyane nach 1,4 Millionen Exemplaren aus. Die Ente blieb noch bis 1990 im Programm und wurde insgesamt fast fünfmal so oft gebaut.

Warum ausgerechnet die?

Weil die Dyane die bessere Ente ist. Nicht umsonst habe Citroën das Modell als eine Art »Edel-Ente« beworben, sagt Rolf-Peter Humbert vom Citroën-Club Rhein-Ruhr. Während die Ente immer das Studentenauto war, richtete sich die zumindest im Marketing höherwertig angesiedelte Dyane eher an gut situierte Familien, die sich einen Zweitwagen für Einkaufsfahrten oder zum Kindertransport leisten konnten. Das hatte seinen Preis, nämlich ungefähr 500 Mark mehr als für einen gewöhnlichen 2 CV. Das klingt nach überschaubarem Aufpreis, war bei einer Anschaffungssumme von 4500 Mark für eine Dyane aber eine Stange Geld.

Vor allem 2CV-Liebhaber in Deutschland, wo sich die Ente weiter prächtig verkaufte, machten den Marketingleuten von Citroën jedoch einen Strich durch die Rechnung. Die Folge: Hierzulande, aber auch in Frankreich, war die Dyane immer so etwas wie das Mauerblümchen, ja das hässliche Entlein im Vergleich zum extrem beliebten 2 CV. Auf Klassiker-Treffen habe mancher über Dyane-Fahrer gern mal die Nase gerümpft, sagt Kenner Humbert. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Top restaurierte Citroën 2 CV findet man heute fast wie am Sand am Meer. Dyane in gutem Zustand sind dagegen rar – und auf jedem Oldtimer-Treffen ein Blickfang.

Verfügbarkeit:

Enten gibt es viel häufiger, aber man findet auch noch Dyanen. Weitaus reichhaltiger als in Deutschland ist das Angebot in Frankreich sowie in Benelux. Generell empfiehlt sich der Kauf jüngerer Fahrzeuge (Dyane 6) mit 12-Volt- statt 6-Volt-Bordelektrik, auch die Ersatzteillage ist hier besser als bei frühen Modellen. Deutlich seltener sind die Derivate Acadiane und Méhari.

Ersatzteilversorgung:

Bei Verschleißteilen sieht es gut aus, weil sich Dyane und 2 CV viele Komponenten teilen. Beim Karosserieersatz wird es abgesehen vom baugleichen Rahmen schwierig. Vordere Kotflügel und Dächer sind noch verfügbar, Türen, Hauben und hintere Kotflügel nicht mehr. Mit Geduld findet man gebrauchte Teile. Empfehlenswert ist, besser gleich in ein teureres Exemplar mit guter Karosseriesubstanz zu investieren, es sei denn, man hat Zeit (und Geld) für ein Restaurationsobjekt.

Ersatzteilpreise (beispielhaft):

Satz Bremsen vorne: ca. 65 Euro

Austauschmotor: ca. 2000 Euro

Rahmen: ca. 850 Euro

Dach: ca. 180 Euro

Schwachstellen:

Wie bei der Ente ist Rost für die Dyane die größte Gefahr. Der Rahmen gammelt früher oder später durch. Warnsignal ist eine schwergängige Lenkung, dann ist der Träger vorn schon butterweich. Wenn man die Vorderräder stark einschlägt, läst sich von außen die Plattform auf Rost inspizieren. Bei Wassereintritt ist oft Korrosion am Windschutzscheibenrahmen (unter dem Gummi) schuld. Schweller, A- und C-Säule, Bodenbleche sowie die Türunterkanten sind weitere neuralgische Stellen. Beim Fahrwerk verschleißen häufig Bremsen, Handbremse sowie die Achsschenkelbolzen, die Räder haben dann zu viel Spiel. Motor und Getriebe verlieren im Alter mal Öl, weil das Gewinde im Nockenwellen-Kopf nicht mehr dicht ist. Die Instandsetzung ist aufwendig. Spröde Dichtungen oder Simmeringe sind einfacher zu wechseln. Die Zweizylinder-Boxer selbst sind robust und mögen lieber hoch- als untertouriges Fahren. Wenn die Pflege stimmt, sind 250.000 Kilometer und mehr drin.

Preis:

Großbaustellen für Bastler mit viel Freizeit finden sich für ein paar Hundert Euro. Ordentliche Exemplare mit gültiger HU-Plakette gibt es ab 3000 Euro. Eine gepflegte Liebhaber-Dyane kann auch mal bis 8000 Euro kosten. Gute Enten liegen aber längst im fünfstelligen Bereich. Das gilt auch für die Ableger Acadiane und Méhari.


Anlaufstellen im Internet:

https://amicale-citroen.de 

www.franzose.de 

www.treffpunkt-citron.de 

Fotostrecke

Günstige Oldtimer: Citroen Dyane

Foto: Michael Meiß
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