Schätzung des ICCT Alle großen Autobauer erfüllen 2021 ihre CO₂-Ziele – dank diverser Schlupflöcher

Europaweit handelte es sich bei zehn Prozent der Neuzulassungen im Jahr 2021 um batterieelektrische Fahrzeuge.
Foto: Slavek Ruta / ZUMA Wire / IMAGOAlle großen Autobauer haben nach vorläufigen Schätzungen im Jahr 2021 ihre von der EU vorgegebenen Klimaziele erreicht. Das geht aus einem Bericht zum europäischen Automarkt hervor, den der International Council on Clean Transportation (ICCT) veröffentlicht hat.
Der ICCT ist eine gemeinnützige Organisation, die die Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz verschiedener Verkehrsmittel wissenschaftlich bewertet. Sie machte 2015 den Dieselskandal rund um den Hersteller Volkswagen öffentlich.
»Wir schätzen, dass alle großen Hersteller (Pools) ihre CO₂-Standards für 2021 erfüllt haben«, teilte ICCT-Geschäftsführer Peter Mock auf Twitter mit. Die »Übererfüllung« der Ziele lasse sich durchschnittlich mit vier Gramm pro Kilometer beziffern, möglicherweise falle dieser Wert noch höher aus. Strafzahlungen seien daher nicht erwarten. »Es ist beeindruckend, wie wirksam die EU-Verordnung ist«, schrieb Mock.
Erreicht haben die Hersteller das Ziel auch, weil der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge und von Plug-in-Hybriden weiter zugenommen habe: Über den Jahresdurchschnitt habe es sich bei jedem zehnten neu zugelassenen Fahrzeug um ein E-Auto gehandelt, diese werden mit null Gramm CO₂-Ausstoß angerechnet. Neun Prozent seien Plug-in-Hybride gewesen. Im Jahr 2020 hätten diese Werte bei sechs Prozent für batterieelektrische und bei fünf Prozent für Plug-in-Hybrid-Neuwagen gelegen.
Um die vorgegebenen Emissionswerte einzuhalten, haben sich die Autobauer einiger – legaler – Tricks bedient. Als ein Schlüsselelement, um die Einhaltung der Vorschriften zu gewährleisten, benennt der Bericht des ICCT die Bildung sogenannter Pools mit anderen Herstellern. Ein Beispiel sei Tesla: Das Unternehmen habe sich mit Honda und Jaguar Land Rover (JLR) zu einem Pool zusammengetan hat, um die Einhaltung der Ziele für die beiden Firmen Honda und JLG zu gewährleisten.
Der Thinktank Transport & Environment hatte im November eine Untersuchung zu den »Schlupflöchern« veröffentlicht, die die Autobauer Daimler und BMW nutzten, um die Klimaziele einzuhalten. So gelten für Hersteller, die besonders schwere Fahrzeuge bauen, schwächere CO₂-Flottengrenzwerte. Ohne diese Besonderheit könnten Daimler und BMW ihre EU-Ziele für 2021 nicht erreichen, hieß es damals.
Großzügig werden zudem Plug-in-Hybride angerechnet. Doch wenn diese nicht aufgeladen werden, stoßen sie oft mehr CO₂ aus als Fahrzeuge mit fossilen Verbrennungsmotoren.
Diese Hintertürchen schmälerten die Wirkung der EU-Richtlinien zur Förderung sauberer Fahrzeuge. Transport & Environment forderte deshalb deutlich strengere Klimaschutz-Grenzwerte für die kommenden Jahre.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels wurde die Organisation International Council on Clean Transportation (ICCT) versehentlich als ICCP abgekürzt. Wir haben den Fehler korrigiert.