Corona schwächt Nahverkehr "Unter den oberen Zehntausend fährt so gut wie niemand mehr öffentlich"

U-Bahnhof Amrumer Straße in Berlin: Corona schadet dem ÖPNV
Foto: Christoph Soeder/ DPADie Corona-Pandemie hat das Vertrauen in öffentliche Verkehrsmittel massiv beschädigt. Mehr als ein Drittel der Fahrgäste ist im Mai auf das Auto umgestiegen, so das Ergebnis eines vom Bundesbildungsministerium in Auftrag gegebenen Mobilitätsreports. Weitere zwanzig Prozent nutzen demnach das Fahrrad statt Bus und Bahn.
"Die mobile Gesellschaft spaltet sich", schreiben die Autoren des aktuellen Lebenslagenindex, einer Studie des Meinungsforschungsinstituts infas. "Unter den 'oberen Zehntausend' fährt gegenwärtig so gut wie niemand mehr öffentlich." Grund für die eingebrochenen Fahrgastzahlen sei die Angst vor einer Infektion mit Covid-19. Es wäre "fahrlässig", so die Forscher, sich auf eine Rückkehr zur alten Normalität zu verlassen. Sie drängen auf eine Reform des ÖPNV. Nötig seien "Initiativen in Richtung Schutz, Rücksicht, Abstand - und damit alles in allem Investitionen in die Aufenthaltsqualität".
Diese sei bisher schon keine Stärke gewesen. Der Lockdown könnte die Mobilitätsgewohnheiten nun aber grundlegend verändert haben. So waren nicht nur deutlich weniger Menschen unterwegs als normalerweise. Auch die Durchschnittsentfernung pro Tag schrumpfte von 40 auf 10 Kilometer. Zudem wurden 30 Prozent aller Wege zu Fuß zurückgelegt - ein historisches Hoch.

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Angesichts der Forschungsergebnisse ruft Bundesbildungsministerin Anja Karliczek die öffentlichen Verkehrsbetriebe zu einem Umdenken auf. "Kurzfristig muss über Maßnahmen für den Gesundheitsschutz versucht werden, das Vertrauen in den ÖPNV wieder zu verbessern ", sagte die CDU-Politikerin: "Ansonsten könnten die Belastungen durch Lärm und Abgase wieder steigen."