Studie Viele Deutsche wollen mehr fliegen als vor Corona

Check-in-Schalter des Stuttgarter Flughafens: Viele Menschen wollen mehr fliegen als vor der Krise
Foto: Christoph Schmidt / dpaDie Coronapandemie hat die Mobilität der Deutschen vorübergehend zwar stark verändert, zu einem echten Umdenken wird dies einer Studie zufolge aber nicht führen. »Die Ergebnisse legen nahe, dass die große Mobilitätsrevolution ausgeblieben ist«, schreibt das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI (Karlsruhe) mit Blick auf eine repräsentative Umfrage vom April 2021.
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Demnach wollen viele Deutsche nach der Pandemie sogar mehr fliegen als vorher. Zwar erwarten die meisten, das Flugzeug etwa genauso oft zu nutzen wie vor der Krise. Die Gruppe derer, die häufiger auf dem Luftweg reisen wollen, ist mit 22 Prozent der Befragten jedoch größer als die Gruppe der Menschen, die weniger fliegen wollen (15 Prozent).
Im August 2020 hatte das Bild noch ganz anders ausgesehen. Damals gaben in einer vergleichbaren Umfrage für das Institut nur acht Prozent an, nach der Pandemie mehr fliegen zu wollen als vor ihr. Gut ein Drittel der Befragten erwartete, seltener in ein Flugzeug zu steigen.
Comeback des Nahverkehrs möglich
Insgesamt scheint es ein großes Nachholbedürfnis in Sachen Mobilität zu geben. Jedenfalls wollen die Befragten auch fast alle anderen Verkehrsarten mehr nutzen als vor der Pandemie. Am stärksten trifft das auf das Zufußgehen zu: 28 Prozent der Befragten wollen mehr laufen, nur 6 Prozent weniger. Fahrrad fahren wollen 23 Prozent häufiger, 7 Prozent wollen das seltener tun. Beim Pkw überwiegen ebenfalls diejenigen, die ihn öfter nutzen wollen – aber nicht ganz so deutlich (21 zu 11 Prozent).
Eine etwas überraschende Nachricht hält die Studie für die Nahverkehrsunternehmen bereit: Auch hier geben mehr Menschen zumindest in der Umfrage an, das Angebot künftig öfter nutzen zu wollen als vor der Pandemie (20 zu 14 Prozent). In der Branche befürchten manche, viele Kunden könnten – ausgelöst durch die Krise – dauerhaft auf Pkw oder Fahrrad umsteigen, zum Nachteil des ÖPNV.
»Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier«, erläutert Projektleiter Johannes Schuler die Studienergebnisse. Der überwiegende Teil der Befragten sei von vorneherein nicht bereit gewesen, sich nach der Pandemie in Sachen Mobilität anders zu verhalten. Allerdings wollten die Menschen Geschäftsreisen im Schnitt leicht reduzieren, ebenso die Wege zur Arbeit.
»Von einer Reduzierung der Mobilität ist im April 2021 wenig übrig geblieben«, so der Forscher weiter. »Wenn schon jetzt während der Pandemie so viele Menschen angeben, zu alten Mustern zurückkehren zu wollen, ist das kein gutes Zeichen für die Mobilitätswende.«