Öffentlicher Nahverkehr London desinfiziert, deutsche Verkehrsbetriebe nicht

In der Londoner U-Bahn soll nun verstärkt geputzt und desinfiziert werden - die Verkehrsbetriebe der vier größten deutschen Städte putzen dagegen weiterhin wie gehabt
Foto: Bloomberg/ Bloomberg / Getty ImagesIm Londoner Nahverkehr will man die Verbreitung des Coronavirus mit verstärkten Reinigungsmaßnahmen bekämpfen. Das gab die Dachorganisation Transport for London (TfL) bekannt . In den U-Bahnen, Bussen und Bahnhöfen sollen nun stärkere Putzmittel zum Einsatz kommen. Die TfL hat eigenen Angaben zufolge bereits am letzten Freitag mit dem Einsatz in den Zügen und Bahnhöfen der U-Bahn begonnen.
Große Umsteigebahnhöfe sollen außerdem häufiger und auch tagsüber gereinigt werden. In den TfL-Bussen sollen Flächen, die regelmäßig berührt werden, wie zum Beispiel Haltegriffe und Türen, jeden Tag desinfiziert werden. Die Sicherheit der Londoner und der Angestellten habe Priorität, erklärte die verantwortliche Direktorin Lilli Matson: "Deshalb haben wir unser ohnehin schon rigoroses Reinigungsschema verbessert."
In Berlin, Hamburg, München und Köln wird gereinigt, aber nicht desinfiziert
Die Nahverkehrsbetriebe deutscher Großstädte halten das jedoch nicht für nötig. "Unsere Züge werden gereinigt, aber nicht desinfiziert", erklärte die Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe, Petra Nelken. Man habe Pandemiepläne und Regularien. Zu behaupten, man könne die Züge desinfizieren, wäre jedoch eine Lüge. "In dem Moment, in dem der erste Fahrgast einsteigt, ist er nicht mehr desinfiziert."
Das sieht auch der Sprecher der Kölner Verkehrsbetriebe, Matthias Pesch, ähnlich: "Die Züge zu desinfizieren ist nicht wirksam, sobald die ersten Fahrgäste drin sind, hat sich das erledigt." Die Busse und Bahnen werden jeden Tag gereinigt, mehr gehe nicht. Auch die Hamburger Hochbahn und die Münchner Verkehrsgesellschaft erklärten auf Anfrage, man reinige nach dem üblichen Schema.
Erhöhte Schutzmaßnahmen für das Personal
Das Coronavirus werde laut bisherigem Kenntnisstand über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen, erklärte eine Sprecherin der Hamburger Hochbahn. Deshalb sei es nicht hilfreich, die Fahrzeuge häufiger zu reinigen. "Wir machen eine ganz normale Grundreinigung aller Flächen in Bussen und U-Bahnen", so die Sprecherin. Die gelte auch im Falle von Grippewellen. "Wenn es neue Erkenntnisse gibt, setzen wir sie um, bis dahin putzen wir wie gehabt."
Zusätzlich versuchen die Verkehrsbetriebe der vier größten Städte, die Fahrgäste über persönliche Schutzmaßnahmen zu informieren, zum Beispiel in die Armbeuge zu husten oder zu niesen und sich oft die Hände zu waschen. "Wenn sich alle daran halten, ist das das beste Mittel, das Infektionsrisiko zu senken", erklärte ein Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft.
Eine größere Rolle spielt derzeit der Schutz des Personals. So bereiten die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) einen Notfallfahrplan vor, falls eine große Anzahl der Fahrerinnen und Fahrer erkranken sollte. Man erhöhe außerdem die Schutzmaßnahmen für das Personal, erklärte KVB-Sprecher Pesch, und prüfe, "ob wir die Fahrerkabinen im Bus mit Folie abdichten können". Im Gegensatz zu U- und Straßenbahnen sitzen die Fahrer von Bussen meist vergleichsweise ungeschützt und werden nicht durch eine Wand vom Fahrgastraum getrennt. Das Ziel sei, sagte Pesch, den Bus- und Bahnverkehr so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.