Pandemie und Mobilität Das Auto ist ein Corona-Gewinner

Allein im Auto ans Ziel: Die Corona-Pandemie macht den eigenen Pkw offenbar zum Verkehrsmittel der Wahl (Symbolbild)
Foto: Jürgen Ritter/ imago images/Jürgen RitterDie Corona-Pandemie macht das Auto als Verkehrsmittel beliebter. Darauf deuten neue Erhebungen zur aktuellen Mobilität in Bayern im Auftrag des dortigen Verkehrsministeriums hin. Demnach lag der Anteil der Verkehrsteilnehmer, die ihr eigenes motorisiertes Fahrzeug steuerten, an allen zurückgelegten Wegen im Oktober bei 58 Prozent. Im Mai/Juni waren es noch 52 Prozent, im Oktober 2017 nur 50 Prozent.

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Busse und Bahnen werden seltener gewählt als vor drei Jahren, der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel ging von zwölf auf acht Prozent zurück. Ähnlich sieht es bei der Mitfahrt bei anderen aus: im Oktober 2017 erfolgten so neun Prozent der Wege, im Oktober 2020 noch sechs Prozent. Die Zahlen zur aktuellen Mobilität in Bayern hat das Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH (infas) per Tracking erhoben.
Fahrgastaufkommen im ÖPNV nur bei 50 bis 60 Prozent
Der Hang zum »motorisierten Individualverkehr im Herbst 2020« ist umso erstaunlicher, als die Menschen laut Ministerium im täglichen Durchschnitt eigentlich seltener und kürzer unterwegs sind. Laut der Erhebungen reduzierten sich beispielsweise die täglichen Weglängen um mehr als ein Drittel.
Die Zahlen aus Bayern decken sich ungefähr mit den Erkenntnissen, die die Europäische Union zum Mobilitätsverhalten während der Corona-Pandemie erhoben hat. Es gelte weiterhin, alle Verkehrsmittel im Blick zu behalten, fordert Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU). »Die Straße ist die Basis von allem. Auch der Bus und das Ruftaxi fahren auf der Straße.« Zugleich brauche man für die freie Wahl der Verkehrsmittel einen starken öffentlichen Nahverkehr. Im ÖPNV sei kein erhöhtes Ansteckungsrisiko festgestellt worden.
Dennoch liegt das Fahrgastaufkommen in Bayern derzeit nur bei 50 bis 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Frühjahr lag der Rückgang in Bayern bei bis zu 90 Prozent. »Wir unterstützen die Verkehrsunternehmen mit dem ÖPNV-Rettungsschirm«, betont Schreyer. Die Ministerin rechnet damit, dass zu Hause arbeitende Pendler Ballungsräume wie München teilweise entlasten könnten, spürbar derzeit vor allem montags und freitags. »Das sind die Homeoffice-Tage«, so Schreyer. »Außerdem scheinen sich die Stoßzeiten im Berufsverkehr etwas zu entzerren.«