Airlines kooperieren mit Bahn Jeder fünfte Inlandsflug soll wegfallen

Kurze Flüge gelten als besonders klimaschädlich. Bessere Zugverbindungen sollen sie ersetzen, das planen Bahn und Luftfahrtbranche gemeinsam. An einem Großflughafen ist die Anbindung dafür aber noch viel zu schlecht.
Zug statt Zubringerflug: Ein ICE-Sprinter im Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens

Zug statt Zubringerflug: Ein ICE-Sprinter im Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens

Foto: Future Image / IMAGO

Bahn und Luftverkehrswirtschaft wollen besser zusammenarbeiten, damit nahezu jeder fünfte deutsche Inlandsflug überflüssig wird. Zu diesem Zweck soll auch das Schienennetz weiter ausgebaut werden. Einen Aktionsplan dazu haben die Deutsche Bahn und der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) unterzeichnet.

Bei einer optimalen Umsetzung ließen sich nach BDL-Berechnungen jährlich rund 4,3 Millionen bisherige Flugpassagiere auf die Schiene holen, teilten die Beteiligten mit. Das wären rund 18 Prozent des inländischen Passagieraufkommens von 23,9 Millionen Inlandsfluggästen aus dem Jahr 2019.

Acht Millionen Flugumsteiger sollen Züge nutzen

Darin enthalten sind rund acht Millionen Umsteiger für internationale Langstreckenflüge. Auf langen innerdeutschen Verbindungen mit Zugfahrzeiten von mehr als drei Stunden werde der Luftverkehr auch langfristig benötigt, erwartet der BDL.

Fliegen ist dem Umweltbundesamt zufolge im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln wie der Bahn, aber auch Fernbussen oder dem Pkw die klimaschädlichste Option. Während internationale Flugverbindungen stellenweise schwer zu ersetzen sind, ist dies innerhalb Deutschlands durch den Umstieg auf die Bahn vergleichsweise einfach möglich – weshalb Inlandsflüge als besonders klimaschädlich gelten.

Lufthansa und Bahn hatten bereits im März den Ausbau ihres Gemeinschaftsangebots »Lufthansa Express Rail« angekündigt, das um fünf auf dann 22 Startbahnhöfe erweitert wird. Diese Zugverbindungen tragen unter anderem eine Lufthansa-Flugnummer und werden ebenso behandelt. Bei Verspätungen werden Fahrgäste automatisch auf den nächsten Flug umgebucht.

Ab Dezember soll es zudem schnellere Sprinterzüge zum größten deutschen Flughafen geben, beispielsweise sollen bei einigen Verbindungen von Köln, München und Nürnberg zum Frankfurter Flughafen Zwischenhalte gestrichen werden und so die Fahrzeit sinken. Am Frankfurter Flughafen wollen die Partner den Reisenden den Umstieg mit besseren Wegen, Ausschilderungen und einem einfacheren Gepäckhandling erleichtern.

Münchner Flughafen ohne Fernverkehrsanbindung

Bislang sind fünf größere deutsche Flughäfen (Frankfurt, Düsseldorf, Berlin, Köln-Bonn und Leipzig-Halle) an Nah- und auch Fernverkehr der Bahn angeschlossen. Weitere sieben sind mit Nahverkehrszügen erreichbar, der Stuttgarter Flughafen soll ab Dezember 2025 ebenfalls an den Fernverkehr angebunden werden.

Besonders schmerzlich ist die fehlende Fernverkehrsanbindung am zweitgrößten deutschen Flughafen in München. Dort soll eine Machbarkeitsstudie Varianten einer zusätzlichen Anbindung prüfen.

In Frankreich geht die Politik einen Schritt weiter, dort stimmten Abgeordnete für ein Verbot von Inlandsflügen zu Zielen, die innerhalb von zweieinhalb Stunden mit dem Zug zu erreichen sind. Damit könnten Flüge von Paris nach Lyon oder Bordeaux bald der Vergangenheit angehören.

Umweltaktivisten warfen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron jedoch vor, frühere Versprechen zu verwässern. So hatte ein von Macron eingerichtetes Bürger-Klimaforum gefordert, Flüge auf Strecken abzuschaffen, auf denen die Zugfahrt weniger als vier Stunden dauert. So eine Regelung hätte auch Flüge von Paris nach Marseille betroffen.

ene/dpa
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