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Autogramm Abarth 124 Spider: Der Westentaschen-Ferrari

Foto: Abarth

Autogramm Abarth 124 Spider Jetzt aber flott

Auf Basis des Mazda MX-5 baut Fiat den 124 Spider. Jetzt bringen die Italiener die schärfste Variante - den Abarth 124 Spider. Gegen den können sogar Ferrari und Lamborghini einpacken.

Der erste Eindruck: Mit der schwarzen Folie auf dem weißen Lack sieht der Abarth aus wie ein Streifenwagen der Spaßguerilla.

Das sagt der Hersteller: Es lebe der Sport - Fiat feiert Abarth als Ableger im Aufwind. Allein im Oktober legten die Neuzulassungen der Marke in Deutschland um 50 Prozent zu, sagt Abarth-Sprecherin Anne Wolleck. Und in diesen Zahlen ist der Spider als erste wirkliche Neuheit seit mehreren Jahren noch gar nicht enthalten.

Der Aufstieg der 1949 als Rennstall gegründeten und mittlerweile im Fiat-Konzern beheimateten Marke lässt sich auch an der Entwicklung des Händlernetzes ablesen. 2008 startete Abarth mit 25 Stützpunkten in Deutschland, mittlerweile bietet beinahe jeder zweite der 300 Fiat-Händler auch Autos mit dem Skorpionlogo an. Wolleck: "Wir rechnen für das nächste Jahr mit noch mehr Partnern."

Das ist uns aufgefallen: Nicht nur Ferrari oder Lamborghini sind italienische Sportwagen mit Suchtpotenzial. Im Gegenteil: Der Abarth 124 Spider hat mit 170 PS zwar kaum mehr Leistung als der Anlasser eines Ferrari F12, und die 270-km/h-Markierung auf der Tachoskala ist eine wilde Übertreibung. Doch während man mit den Boliden aus Maranello oder Sant'Agata schon mit Standgas praktisch zu schnell ist und immer auch ein bisschen halbseiden wirkt, kann man den Abarth viel eher ausfahren - und muss sich dafür nicht ständig rechtfertigen.

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Hinzu kommt der dramatisch inszenierte Auftritt, den der Abarth-Spider mindestens genauso gut beherrscht wie seine großen Vorbilder. Die auffällig folierte Karosserie ist ein Blickfang, die Plakette mit der Seriennummer zwischen den Sitzen gaukelt einem vor, man fahre ein ganz besonderes Auto, und der Klappenauspuff entlockt dem Vierzylindermotor einen derart tiefen und grollenden Sound, wie man ihn 1,4 Litern Hubraum gar nicht zugetraut hätte.

Dazu kommt ein knackiges Sechsganggetriebe mit kürzeren Schaltwegen als im Fiat-Spider, eine federleichte Karosserie, eine messerscharfe Lenkung, ein stramm abgestimmtes Bilstein-Fahrwerk, ein Sperrdifferenzial sowie eine Sitzposition, die tiefer liegt als bei Ferrari und Co. - fertig ist ein Feger, für den es gar nicht genug Kurven geben kann.

Klar verliert der Spider auf der Autobahn schnell an Reiz, weil er da aufgrund des Sportfahrwerks einfach nur bockig und unbequem ist. Außerdem muss man mit 224 km/h Spitzengeschwindigkeit jede bessere Mittelklasselimousine ziehen lassen. Und mit 6,8 Sekunden von null auf 100 ist auch beim Ampelspurt nichts zu wollen.

Aber auf der Landstraße macht der Skorpion mit seinem Technikpaket hingegen jeden Stich. Und ganz nebenbei ist der Spaß - anders als bei den Extremsportwagen - auch noch halbwegs bezahlbar. Nicht nur, weil viele Ferrari-Fahrer mehr Geld für Räder und Reifen ausgeben als Abarth-Kunden für das ganze Auto, sondern weil der 124 Spider auch viel weniger Sprit braucht als die "echten" Renner.

Das muss man wissen: Der Abarth 124 Spider steht seit Ende Oktober bei den Händlern und kostet mindestens 40.000 Euro. Damit ist das Auto fast doppelt so teuer wie sein braver Bruder von Fiat; zugleich ist der Abarth aber das authentischere Auto. Beide, Fiat und Abarth, basieren auf dem Mazda MX-5 und laufen im Mazda-Werk in Hiroshima vom Band und werden dann nach Europa verschifft. Doch während der Fiat vom Hafen aus direkt zu den Händlern geht, wird der Abarth nach Turin geschafft und dort von den Werkstunern auf den letzten Stand gebracht: Fahrwerksabstimmung, Motortuning und das Finish macht Abarth bei diesem Auto selbst.

Neben dem italienischen Stempel im Pass gibt es für den Abarth gegenüber dem Fiat den stärkeren Motor mit 170 statt 140 PS Leistung und die bessere Ausstattung, zu der unter anderem belederte Sportsitze samt Heizung zählen. Das Navigationssystem, die LED-Scheinwerfer und die Soundanlage lässt sich Abarth trotz des stolzen Grundpreises extra bezahlen, in dieser Hinsicht steht der Bonsai-Ferrari dem großen Vorbild in nichts nach.

Das werden wir nicht vergessen: Die Italiener haben sich nicht nur das elektrische Verdeck verkniffen (und ein mechanisches eingebaut), sondern auch auf Getränkehalter verzichtet. In diesem Auto soll mit voller Konzentration gefahren werden, so die Botschaft. Die Limo gibt es dann am Ziel.

Hersteller:Abarth
Typ:124 Spider
Karosserie:Roadster
Motor:Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer-Turbo
Getriebe:Sechsgang-Schaltgetriebe
Antrieb:Heck
Hubraum:1.368 ccm
Leistung PS:170 PS
Leistung kW:125 kW
Drehmoment:250 Nm
Von 0 auf 100:6,8 Sek.
Höchstgeschw.:224 km/h
Verbrauch (ECE):6,4 Liter
CO2-Ausstoß:148 g/km
Kofferraum:140 Liter
Gewicht:1.135 kg
Maße:4055 / 1745 / 1230
Versicherung (HP):14 €
Versicherung (TK):21 €
Versicherung (VK):22 €
Preis:40.000 €
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