

Der erste Eindruck: Dass der Alpha Phönix schusssicher ist und beinahe sorglos durch Minenfelder fahren kann, sieht man ihm nicht an. Im Gegenteil: Das umgebaute Mercedes G-Modell passt von der Optik eher vor ein Schlosshotel als auf ein Schlachtfeld. Respekteinflößend ist der Panzer im Schafspelz in jedem Fall - schon allein, weil der Münchner Umrüster Alpha Armouring den ohnehin stattlichen Geländewagen um 44 Zentimeter verlängert hat.
Das sagt der Hersteller: "Das Beste aus zwei Welten" - ein Spruch, den Autohersteller gern verwenden. Wenn es Klaus Ackermann so formuliert, trifft das in spezieller Weise zu. Ackermann ist Chef der Firma Alpha Armouring in München und sagt: "Unsere Kunden kommen oft aus Regionen, in denen es mit der Infrastruktur nicht ums Beste bestellt ist." Weniger diplomatisch ausgedrückt: Die Straßen, wenn es überhaupt welche gibt, sind katastrophal. Es muss also ein extrem geländegängiges Auto sein, das auch widerstandsfähig und luxuriös ist. So wie der Alpha Phönix, über den Ackermann sagt, der sei "repräsentativ wie ein Pullman, komfortabel wie eine S-Klasse und grenzenlos einsetzbar wie ein G-Modell".
Das ist uns aufgefallen: Fort Knox ist nichts gegen dieses Auto. Sobald die Tür ins Schloss fällt, fühlt man sich drinnen wie in einem Hochsicherheitstrakt. Allerdings darf man in dem Kokon aus Panzerstahl nicht unter Platzangst leiden. Denn obwohl es reichlich Beinfreiheit gibt und man sich im Fond lässig in die Liegesessel lümmeln kann, wirkt der vornehm ausgeschlagene Phönix etwas beklemmend. Erst recht, wenn auf Knopfdruck die Trennwand zum Fahrer elektrisch hoch surrt und man erschrocken feststellt, dass sich die Fenster nur einen winzigen Spalt weit öffnen lassen - aus Sicherheitsgründen. Luxuslounge oder Einzelzelle, das Autos ist beides zugleich.
Logisch, dass der Hersteller der fatalen "Ich bin eingesperrt"-Atmosphäre so gut wie möglich entgegen wirken möchte. Also kann man im Fond über das iPad in der Mittelkonsole streichen und schon erhellt sich der Flatscreen in der Trennwand und zeigt das Live-Bild einer im Bug versteckten Kamera. Selbst Perspektivwechsel sind möglich: Ein weiterer Wisch auf dem Touchscreen, schon sieht man die Bilder der beiden Seitenkameras oder jenes Bild des Kameraauges am Heck.
Während man sich im Fond tatsächlich wie in einer Luxuslimousine fühlen kann, geht es auf den vorderen Sitzen deutlich unbequemer zu. Zwar sind auch die Sitze fürs fahrende Personal aufwendig gesteppt und die Oberflächen sehen edel aus, doch mit der Trennwand im Rücken und dickem Panzerglas vor Augen wird es ganz schön eng hinter dem Lenkrad.
Dafür lässt sich der mehr als vier Tonnen schwere Panzerschrank auf Rädern überraschend leicht fahren. Trotz des Gewichts und der schusssichereren Reifen bietet das Auto soliden Federungskomfort und eine Straßenlage, bei der ein Ausweichmanöver nicht automatisch zu einem Schlingerkurs führt. Und wenn man dem 544 PS starken V8-Motor aus dem G 63 AMG die Sporen gibt, wird der Alpha Phönix so flott wie ein normaler Geländewagen. Das einzige, was den Aktionsradius schmälert, ist der Verbrauch. Denn unter 30 Liter pro 100 Kilometer dürfte das Auto kaum zu fahren sein.
Das muss man wissen: Nach drei Jahren Entwicklungszeit hat Alpha Armouring soeben den ersten Phönix fertiggestellt, auf der Millionärsmesse in Monaco vorgestellt - und ihn unmittelbar danach verkauft. Wer den nächsten haben will, muss rund eine Million netto bereithalten und ansonsten geduldig sein. Denn sechs bis acht Monate dauert es, bis die rund 50 Mitarbeiter von Alpha Armouring den Mercedes G 63 AMG entkernt, ein 44 Zentimeter langes Zwischenstück eingesetzt und das Auto rundum gepanzert und ausstaffiert haben. Die Originalkarosserie wird dabei mit einer maßgeschneiderten Rüstung aus Panzerstahl unterfüttert, mit fast zehn Zentimeter dicken Scheiben bestückt und erhält ein verstärktes Fahrwerk, größere Bremsen sowie die Luxusausstattung.
Das meiste ist für Alpha Armouring gängige Praxis, denn die Firma panzert pro Jahr rund 80 Geländewagen. Ganz neu jedoch ist die Kameraausstattung und das von einem Mac-Computer gesteuerten Infotainmentsystem. "Automatische Feuerlöscher, Frischluftversorgung, Sirenen, Wechselsprechanlagen und Blaulichter rundum montieren wir quasi mit links", sagt Ackermann, "aber für dieses Projekt mussten wir uns erst einmal einen Programmierer suchen."
Das werden wir nicht vergessen: Das ebenso beruhigende wie beängstigende Schmatzen, wenn die 170 Kilo schwere Tür ins Schloss fällt. Beruhigend, weil man die Schutzwirkung von Stahl und Panzerglas geradezu hören kann. Beängstigend, weil man sich ein bisschen fühlt wie in einem Tresor eingesperrt - und weil man sich an dieser Tür niemals und unter gar keinen Umständen die Finger einklemmen sollte.
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Alpha Phönix: Mehr als vier Tonnen schwer, rund eine Million Euro (netto) teuer und rundum gepanzert - die vom Münchener Unternehmen Alpha Armouring aufgerüstete Mercedes G-Klasse.
Hoher Besuch: Alpha-Chef Klaus Ackermann (l.) und Fürst Albert von Monaco auf dem Stand von Alpha Armouring während der "Top Marques"-Messe in Monaco, wo die gepanzerte G-Klasse erstmals vorgestellt wurde.
Schwarzes Trumm: Das erste Auto ist bereits verkauft, wer das zweite bestellt, muss mindestens ein halbes Jahr auf die Lieferung warten.
Enge Kabine: Obwohl Alpha Armouring die Original-G-Klasse um 44 Zentimeter verlängert, geht es auf den beiden vorderen Plätzen eher beengt zu. Der Grund sind ein großzügiger bemessener Fond sowie die massive Panzerung inklusive etwa zehn Zentimeter dicker Scheiben.
Doppel-A: Das Logo am Kühlergrill steht für den Firmennamen Alpha Armouring. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Garching bei München.
Fetter Antrieb: Unter der Haube sitzt das aus dem Mercedes G 63 AMG bekannte Triebwerk, ein V8-Motor mit 544 PS und einem maximalen Drehmoment von 760 Nm.
Langversion: Aus dieser Perspektive ist gut zu sehen, dass dem gepanzerten Auto hinter der B-Säule ein 44 Zentimeter langes Zwischenstück eingepflanzt wurde.
Bequem durch die Krisensituation: Im Fond gibt es bequeme Ledersitze, die sich in eine Lümmelposition bringen lassen. Jede der Fondtüren wiegt 170 Kilogramm.
Kleines Guckloch: So sieht es aus, wenn die Öffnung in der Trennwand zwischen der Fahrerkabine und dem Fond offen ist. Auf Knopfdruck lässt sich das Fenster nach vorn verschließen.
Großes Kino: Ist die Trennwand vollständig geschlossen, kann der integrierte Flachbildschirm aktiviert werden - für Videos zum Beispiel oder um die Bilder der Kameras an der Front, den Seiten und am Heck des Autos zu zeigen.
Dick gefüttert: Die Panzerung wird unter der Originalkarosserie versteckt - von außen ist der Wagen daher kaum als rollender Hochsicherheitstrakt zu identifizieren.
Kammer im Heck: Der Blick in den fein ausgeschlagenen Kofferraum, in dem zum Beispiel auch die Frischluftversorgung untergebracht ist.
Faustdickes Geheimnis: Alle Scheiben bestehen aus Panzerglas, und die in den hinteren Türen lassen sich zudem nur einen Spalt breit öffnen.
Ripsaw EV2: Tank Girl im realen Leben - die US-Firma Howe and Howe Technologies baut einen luxuriös ausgestatteten Minipanzer für Privatleute. Offenbar verspricht sich die Herstellerfirma für das extreme Nischenmodell mehr Aufmerksamkeit, wenn ein schwer bewaffnetes, leicht bekleidetes Fotomodell mit auf dem Bild ist.
Alles im Blick: Das martialische Gefährt wurde ursprünglich für die US-Armee entwickelt, die ein Hochgeschwindigkeits-Kettenfahrzeug gewünscht hatte. Nun ist daraus ein Extrem-Vehikel für Privatleute geworden. Die Aufnahme zeigt das Cockpit des Ripsaw EV2 mit dem oben offenen Lenkrad.
Tag der offenen Tür: Zwei Flügeltüren öffnen den Innenraum des martialisch angespitzten Mini-Panzers.
Mitten durch: Das Kettenfahrzeug kommt praktisch mit jedem Gelände klar. Werbeaufnahmen der Firma Howe and Howe Technologies zeigen das Modell vor allem bei wilden Schlammdurchfahrten.
Böser Blick: Ähnlichkeiten zu Fahrzeugen von Superhelden sind gegeben - und vermutlich auch gewollt.
Schnellstes Kettenfahrzeug der Welt: Angeblich ist kein anderes Kettenfahrzeug derzeit so schnell wie der Ripsaw EV2; wie schnell das Ding wirklich fahren kann, verrät die Herstellerfirma allerdings nicht.
Sprunghaft: 30 Zentimeter Federweg gewährleisten eine extreme Geländegängigkeit.
Braucht das jemand? Die Frage ist so natürlich falsch gestellt. Natürlich braucht jemand, der schon Luxus- und Extremsportwagen jeder Couleur besitzt, auch mal etwas Abwechslung - etwa in Form dieses Mini-Panzers.
Diesel-Power: Angetrieben wird der Ripsaw EV2 von einem Dieselmotor, der rund 600 PS leistet.
Wenig Platz: Der Innenraum des Ripsaw EV2 ist begrenzt. Im Normalfall können hinter dem Fahrer noch zwei Passagiere sitzen. Platz für Gepäck gibt es auf der Heckpanzerung.
Wir nehmen die Abkürzung: Im Ripsaw EV2 wird der Straßenzustand unbedeutend, denn mit diesem Fahrzeug kommt man fast auf jedem Terrain irgendwie weiter.
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