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Audi A6 Avant: Kamera läuft

Audi A6 Avant Kleines Kino

Der Audi A6 Avant ist so souverän, dass er fast schon langweilig wirkt. Echtes Aufsehen erregt allerdings der bärenstarke V6-Diesel - und eine Einparkhilfe mit vier Kameras. An der hätte nämlich sogar Steven Spielberg seine Freude.

Klappe, die erste: Langsam rollt der Audi A6 Avant auf den Parkplatz. Dass der Kombi 4,93 Meter misst und man nach hinten nichts sieht, weil der Laderaum vollgepackt ist bis unters Dach, stört nicht weiter. Auf dem Bildschirm oberhalb der Mittelkonsole sieht man, von der Elektronik entzerrt und sehr brillant, das Heck des Wagens in die Lücke gleiten.

Wem die Einstellung nicht gefällt, kann zweimal am großen Rad auf dem Mitteltunnel drehen, dann kurz drücken und schon sieht man das Auto zusätzlich in einem kleinen Split-Screen-Fenster - oder formatfüllend, ganz wie man will - aus der Vogelperspektive.

Die Bilder für die Hollywood-reife Show liefern vier Kameras, deren Linsen kaum größer sind als ein 20-Cent-Stück. Eine sitzt über dem hinteren Kennzeichen, eine vorn im Kühlergrill und je eine in den Unterseiten der Außenspiegel. Alle zusammen liefern dem Bordcomputer eine Live-Übertragung des Fahrzeugumfelds. Und wie Steven Spielberg am Set kann man per Knopfdruck Regie führen.

In engen Ausfahrten kann man beinahe um die Ecke schauen

Der Bordcomputer schneidet nämlich auf Wunsch die vier Kameraperspektiven zu einem einzigen Bild zusammen, entzerrt die extremen Weitwinkelaufnahmen und blendet zudem die Messungen der Parksensoren ein. Außerdem markiert die Elektronik die Stellen mit Kollisionsgefahr und projiziert die Ideallinie ins Bild, auf der das Auto perfekt in die Lücke rollen würde - vorbei an fremden Kotflügeln oder Waschbeton-Blumenkübeln.

Klappe, die zweite: Die Einkäufe sind erledigt oder die Rast ist vorüber - da hilft die Kamera schon wieder, nämlich beim Weg zurück in den fließenden Verkehr. An Stellen, an denen man sich bislang nahezu blind in den Verkehr tasten musste, etwa engen Ausfahrten, kann man jetzt dank Kamera und Monitor beinahe um die Ecke schauen.

Ob Mann oder Frau, Führerscheinneuling oder ungelenker Senior - mit dieser Technik kann jeder einparken. Selbst wenn er - wie wir - die elektronische Lenkhilfe in den Tiefen der Untermenüs erst gar nicht findet.

Das System mit dem wenig verkaufsfördernden Namen "Einparkhilfe plus mit Umgebungskamera" ist freilich keine Erfindung von Audi. Es war in ähnlicher Form als "Roundview-Monitor" erstmals beim Nissan-Ableger Infiniti zu haben und steht mittlerweile bei vielen Oberklasse-Modellen in der Extra-Liste. Bei Audi ist das Paket für mehr als 2000 Euro ein ziemlich teures System, das sich nur lohnt, wenn man die vermiedenen Parkrempler gegenrechnet.

Spurtstarker Diesel

Dass diese Technik beim A6 Avant so hervorsticht, liegt daran, dass der Rest des Autos ziemlich unauffällig ist: Klares Design, feines Ambiente, viel Platz und jede Menge Assistenzsysteme - das wirkt so vertraut und gewohnt, dass es tatsächlich die Einparkhilfe ist, die von dem großen Gleiter in Erinnerung bleibt.

Nur den Motor sollte man auch noch hervorheben. Angetrieben wurde unser Testwagen von der stärksten Version des V6-Diesels, die aus drei Litern Hubraum dank zweier Turbos 313 PS und imposante 650 Nm Drehmoment schöpft. Bei so viel Potential ist es zwar schwer, den Normverbrauch von 6,4 Litern zu erreichen, aber dafür gibt sich der kultivierte Kraftmeier bei Bedarf spontan und spurtstark wie ein Sportmotor. So klingt er übrigens auch, was an einem elektronischen Soundsystem liegt, das aus zwei in den Auspuff-Endtöpfen integrierten Lautsprechern besteht und den Diesel-Sound übertüncht.

Wenn man die flotte Seite des Kombis bemüht, sind die bordeigenen Kameras natürlich längst ausgeschaltet. Um den Fahrer nicht von seiner eigentlichen Aufgabe abzulenken, wird der Einparkbildschirm bei mehr als Schrittgeschwindigkeit abgedunkelt. Sonst würde man womöglich so lange auf den Bildschirm starren, bis man plötzlich in einem ganz anderen Film mitspielt - etwa dem aus einer Radarfalle.

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