BMW 330i Ab durch die Mitte

Selten zuvor hofften BMW-Enthusiasten so sehr, dass beim neuen 3er doch alles beim Alten bleiben möge. Dann erschienen vor einigen Wochen die ersten offiziellen Fotos der fünften Auflage, die aufatmen ließen. Nach den ersten Fahreindrücken sollten sie für Anfang März schon mal das Sparbuch bereithalten.
Von Frank Wald

Fröhlich pfeifend besteigt BMW-Chefdesigner Chris Bangle ein eigens von BMW gechartertes Flugzeug, um mit einer ersten internationalen Journalistenschar zur Fahrvorstellung des neuen 3er ins spanische Valencia zu fliegen. Der Mann, der sich mit seinen kühnen Entwürfen Kritik von Fachwelt wie Kundschaft einhandelte, braucht diesmal nichts zu befürchten. Die äußere Erscheinung des neuen 3er ist kein Aufreger - aber auch nicht sonderlich aufregend. Was nicht heißen soll, dass der Wagen mit seinen kurzen Überhängen und der langen Haube, der coupéartig nach hinten gestreckten Linie und dem leichten Heckeinzug keinen Eindruck macht.

Die Proportionen stimmen, und das Bangle-Spiel aus konkaven und konvexen Formen hält sich in Grenzen. "Zwischen der Dynamik des 1er und Z4 auf der einen und dem Prestige des 7ers auf der anderen Seite thront der neue 3er in der Mitte des Spektrums", verortet BMW-Projektleiter Wolfgang Epple den optischen Kompromiss.

Aber ob "aufgeblasener 1er" oder "geschrumpfter 5er", wie die Kollegen unken, schließlich geht es nicht um irgendein Modell, sondern wie BMW in bekannter Bescheidenheit verlauten lässt, "um das beste Auto seiner Klasse - und das seit 30 Jahren". Über drei Millionen Exemplare des Bestsellers mit dem zweifelhaften Image, beinahe jedes zweite BMW-Modell, liefen seit 1975 vom Band - direkt auf die Überholspur. Noch im vergangenen Jahr machte das "Kernsegment der Marke", so BMW-Entwicklungschef Burkhard Göschel, 44 Prozent aller weltweiten BMW-Verkäufe aus.

In Länge und Breite gewachsen

Wozu diese "Hamsterkäufe"? Auch die fünfte Generation ist ein BMW, mit dem es sich wieder ganz passabel drängeln lässt. In der Länge wuchs er um fünf, in der Breite um acht Zentimeter, was vor allem der Beinfreiheit der hinteren Passagiere zugute kam. Der Kofferraum vergrößerte sich um 20 auf 460 Liter. Der Platz hinterm Lenkrad ist nach wie vor sportlich geschnitten, das Cockpit wieder stärker dem Fahrer zugeneigt. Auch die Mittelkonsole ist leicht angewinkelt, und die Bedienelemente rückten näher ran. An die Schaltzentrale des 5er erinnert die zweite Hutze auf dem Armaturenbrett für das optionale Navigationssystem und das I-Drive-Bediensystem.

Hersteller:BMW
Typ:330i
Karosserie:Limousine
Motor:Sechszylinder -Benziner
Hubraum:2.996 ccm
Leistung PS:258 PS
Leistung kW:190 kW
Drehmoment:300 Nm
Von 0 auf 100:6,3 Sek.
Höchstgeschw.:250 km/h
Verbrauch (ECE):8,7 Liter
CO2-Ausstoß:206 g/km
Kraftstoff:Super
Kofferraum:460 Liter
Versicherung (HP):17 €
Versicherung (TK):21 €
Versicherung (VK):22 €
Preis:35.900 €

Auch unterm Blech stimmen die Proportionen. Trotz gewachsener Maße und mehr Ausstattung konnte der neue 3er sein Gewicht durch den Einsatz neuer Stähle halten. Was vor allem für den neuen Sechszylinder-Motor im 330i gilt, mit dem wir unterwegs waren. Dank eines Kurbelgehäuses aus Magnesium-Aluminium-Verbund wurde das Hightech-Triebwerk im Vergleich zum Vorgänger zehn Kilogramm leichter und soll zwölf Prozent weniger Sprit brauchen. Ein Druck auf den Starterknopf neben dem Lenkrad haucht dem 258 PS (190 kW) starken Aggregat deutlich hörbar Leben ein. 27 PS mehr als beim Vorgänger scheinen beim ersten Tritt auf Gas fast schon ein bisschen zu viel. Doch die im Verhältnis 50:50 perfekt ausbalancierte Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse sowie das straffe, aber nicht unkomfortable Fahrwerk heftet den Wagen auf den Asphalt, wobei die direkte und präzise Lenkung ihn zielsicher durch jede Kurve zirkelt.

Oberklasse-Features im Mittelklasse-Auto

BMW setzt nun auch die stufenlose Ventilsteuerung Valvetronic erstmals in seinen Sechszylindern ein, wodurch der nach EU4 genormte Motor besser am Gas hängt und sich die Drehzahlen bis auf 7000 Umdrehungen treiben lassen. So absolviert der 330i mit kernigem Sound die Standarddisziplin von null auf 100 km/h in 6,3 Sekunden, den Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h im fünften Gang in 8,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 250 km/h begrenzt. An die Hinterräder gelangt die Kraft bei allen neuen 3ern serienmäßig über ein kurz und knackig übersetztes Sechsganggetriebe. Zu empfehlen ist aber auch die schnell und präzise schaltende Automatik mit Steptronic, die allerdings mit 2050 Euro Aufpreis leider nicht ganz billig ist.

Wo wir gerade bei den Kosten sind. BMW feiert mit dem neuen 3er den Einzug von Oberklasse-Features in die Mittelklasse, die allerdings auch teuer bezahlt werden müssen. So kostet beispielsweise die Aktiv-Lenkung 1300 Euro oder der radargestützte Abstands-Tempomat 1700 Euro, Kurvenlicht (400 Euro) gibt es nur in Verbindung mit Xenon-Licht, das wiederum 840 Euro kostet, und auch die schlüssellose Zugangs- und Startbedienung per Chipkarte kostet 600 Euro.

Dafür aber haben die Münchner die Anschaffungskosten gesenkt. Das Basismodell 318i mit 129 PS ist mit 25.300 Euro trotz Mehrausstattung 650 Euro günstiger als der Vorgänger. Allerdings soll der auch erst im Herbst kommen, ungefähr zeitgleich mit dem 3er-Kombi Touring, der auf der IAA in Frankfurt präsentiert wird. Zum Modellstart Anfang März werden zunächst die drei Benziner 320i (150 PS/110 kW) für 27.100 Euro, 325i (218 PS/160 kW) für 31.900 Euro sowie der 330i für 35.9000 Euro sowie der Commonrail-Diesel 320d mit 163 PS (120 kW) zu haben sein. Der kostet mit 29.650 Euro dann aber auch gleich 1400 Euro mehr.

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