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BMW 5er GT: Noch immer keine Schönheit

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Autogramm BMW 5er GT Held der Hinterbänkler

Den Fünfer sieht man an jeder Ecke. Doch die GT-Variante der Business-Baureihe bleibt ein Exot. Dabei sitzt man in keiner Version des Bestsellers so bequem wie in dem buckligen Coupé. Leider hat BMW das Konzept auch zum Facelift nicht ganz zu Ende gedacht.

Der erste Eindruck: Eine Schönheit ist er noch immer nicht. Doch mit ein paar wirkungsvollen Retuschen haben die BMW-Designer wenigstens die schlimmsten Ausrutscher am 5er GT korrigiert. Während man bei Limousine und Kombi schon sehr genau hinschauen muss, um die Änderungen zur Hälfte der Laufzeit zu erkennen, fallen sie bei der eigenwilligen Mischung aus Kombi, Van, Coupé und Geländewagen eher ins Auge: Die Niere sieht nicht mehr ganz so sehr nach zwei Zähnen aus und der eigenwillige Rücken erinnert nicht mehr sofort an Quasimodo. Wurde der GT anfangs noch als buckliger Bieber verulkt, tarnt er sich jetzt mit einer gewissen Unauffälligkeit - soweit das bei einem Auto dieses Formats überhaupt geht.

Das sagt der Hersteller: Der 5er ist für Finanzvorstand Friedrich Eichiner nichts weniger als "weltweit die absolute Nummer eins in seinem Segment". Immerhin haben die Bayern von der Baureihe in jetzt 41 Jahren bereits 6,7 Millionen Exemplare verkauft. Die aktuelle Auflage schlägt sich dabei besser als alle vor ihr: Vor drei Jahren eingeführt, kommt sie bereits auf über eine Million Zulassungen und hat damit ihre Vorgänger schon zur Hälfte der Laufzeit überholt, sagt Eichiner und freut sich über allein 360.000 Verkäufe im vergangenen Jahr.

Allerdings dürfte die Freude nicht über alle Varianten gleich verteilt sein. Denn während der Touring bei uns und die Limousine überall sonst auf der Welt extrem präsent sind im Straßenbild, hat es der GT als Konzept irgendwo zwischen Kombi, Van und Coupé bislang kaum aus der Nische geschafft. In Deutschland beträgt sein Verkaufsanteil an der 5er-Familie gerade einmal vier Prozent und weltweit sind es nur zwei Prozentpunkte mehr. Der einzige Lichtblick ist offenbar China, wohin BMW ein Drittel der GT-Produktion ausliefert. Aber die Chinesen stehen ja auch auf die Mercedes R-Klasse, die überall sonst durchgefallen ist.

Das ist uns aufgefallen: Wie schnell man sich mit dem schwierigen Design des GT aussöhnen kann, wenn man erst einmal eingestiegen ist. Denn vorn genießt man die höhere Sitzposition und die besser Übersicht, ohne dass man sich gleich wie in einem Geländewagen als Panzerfahrer fühlt. Und hinten hat man mehr Kopf- oder Kniefreiheit sowie den bequemeren Einstieg als in Kombi oder Limousine und dazu noch die besseren Sitze - das macht den GT zum Helden der Hinterbänkler.

Zum perfekten Chauffeursauto fehlen dem Wagen gleichzeitig ein paar Extras. Eine 230 Volt-Steckdose fürs Laptop zum Beispiel wäre wünschenswert und mehr noch ein Schalter, mit dem man auch von hinten den Beifahrersitz verstellen kann. Wenn dort niemand sitzt, muss sich der Fahrer nämlich ziemlich verrenken und der Fondpassagier bricht sich fast den Arm, um an die Taster ganz vorne rechts am Sitzkissen zu kommen und so zum Beispiel die Beinfreiheit zu maximieren. Statt diese Funktion endlich nachzurüsten, hat BMW jetzt sogar noch ein wenig Komfort aus dem Fond verbannt. Konnte man die Sitzbank früher elektrisch verschieben und die Neigung der Lehne auf Knopfdruck variieren, geht das jetzt nur von Hand mit unschönem Rasten.

Das muss man wissen: Der aufgefrischte GT kommt genau wie Kombi und Limousine Ende Juli in den Handel. Er kostet mindestens 49.600 Euro und ist damit die teuerste Spielart der Baureihe. Das Stufenheck steht (mit einem schwächeren Motor) für mindestens 39.900 und der Touring ab 42.400 Euro in der Liste.

Bei der Modellpflege wurde nicht nur das Design retuschiert. Sondern der Platz unter der auch weiterhin zweigeteilten Heckklappe wächst nun durch Verbesserungen im Detail um 60 auf 500 Liter. Außerdem gibt es künftig für alle 5er einen Sensor in der Stoßstange. Wenn man unter der kurz den Fuß schwenkt, öffnet sich die Kofferraumklappe automatisch, ohne dass man den Schlüssel aus der Hosentasche nehmen muss.

Neu sind auch ein paar Assistenzsysteme wie der ab November mögliche Lenkeingriff für den Abstandstempomaten. Im Stau hält der 5er damit nicht nur die nötige Distanz zum Vordermann, sondern folgt auch ohne Zutun des Fahrers seiner Spur.

Unter der Haube gibt es nur wenig Änderungen. Den Zwei-Liter-Diesel bietet BMW jetzt in Limousine und Kombi auch als 518d PS an und der V8-Benziner im 550i legt um gut 40 auf 450 PS zu, während sein Verbrauch - zumindest auf dem Papier - um knapp zwei Liter zurück geht. So stehen jetzt in den verschiedenen Karosserievarianten insgesamt sechs Diesel, fünf Benziner und ein Hybrid mit Leistungen von 143 bis 575 PS zur Wahl.

Das werden wir nicht vergessen: Den schillernden Glanz des weiter verfeinerten Infotainmentsystems: Die Monitore anstelle der konventionellen Rundinstrumente überraschen mit zahlreichen Designvarianten und liebevollen Details wie den Zahlen des Drehzahlmessers, die wie unter der Lupe größer werden, wenn sich ihnen der Zeiger nähert. Der Monitor in der Mittelkonsole ist brillant wie ein Tabletcomputer und bietet neuerdings auch fast so viele Apps. Und damit man im Krieg der Knöpfe nicht verloren geht, kann man den iDrive-Controller auf dem Mitteltunnel nun auch mit einem Sensorfeld bestellen, das auf Fingerzeig reagiert und die Handschrift erkennt.

Das ist im Prinzip eine schöne Idee, weil es einen Touchscreen überflüssig macht und einen so vor lästigen Fingerabdrücken im Cockpit verschont. Doch warum das Sensorfeld dann ausgerechnet mit einer empfindlichen Hochglanzoberfläche überzogen wurde, muss man nicht verstehen - dann jetzt hat man die Schmierereien auf der Mittelkonsole.

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