
Autogramm BMW 5er: Macht der 7er da noch Sinn?
Autogramm BMW 5er Nach alter Fahrer Sitte
Der erste Eindruck: Witziger Irrtum von BMW: Statt des neuen 5ers haben sie den alten zum Fahrtermin mitgebracht.
Das sagt der Hersteller: "Wenn man die Kunden fragt, was für sie ein typischer BMW ist, dann nennen die allermeisten den 5er", sagt BMW-Vertriebschef Ian Robertson. Er sieht die Limousine als das heimliche Herz der Marke. Der 5er müsse aber auch das breiteste Spektrum abdecken und ebenso Sportwagen sein wie Luxuslimousine, sagt Robertson. "Das sind die beiden Eigenschaften, die wir bei der neuen Generation noch weiter herausgearbeitet haben."
Das ist uns aufgefallen: Von außen merkt man zwar kaum einen Unterschied zum Vorgänger, von innen aber umso deutlicher. Und da hat man den Wagen noch gar nicht gestartet. Materialqualität und Verarbeitung, beispielsweise die passend zum Fugenverlauf gelaserten Hölzer, sind jetzt endlich dem Preis angemessen. Die Armaturentafel ist zudem schlanker geworden, und es ist mehr Platz für Knie, Kopf und Schultern.
Vor allem hat BMW aber das Anzeige- und Bedienkonzept komplett erneuert. Die Cockpitanzeigen sind jetzt digital, die Klimaanlage wird über einen kleinen Touchscreen bedient und das Head-up-Display ist um 70 Prozent gewachsen. Der große Bildschirm über der Mittelkonsole ist berührungsempfindlich und so leicht konfigurierbar wie ein iPad. Die Sprachsteuerung funktioniert richtig gut ,und es gibt - wie schon beim neuen 7er - eine Gestensteuerung. Den iDrive-Drehknopf mit integriertem Sensorfeld sowie ein paar Dutzend Direktwahltasten gibt es auch noch.
Das ist mitunter doppelt und dreifach gemoppelt und eigentlich überflüssig. Winken, drehen, drücken oder reden: BMW wollte dem Fahrer wohl noch lieber alle Möglichkeiten der Bedienung offen lassen, als Knöpfe und Schalter endgültig auszusortieren. Auch nicht schlecht - so kann jeder es so machen, wie es ihm am besten gefällt.
Online-Dienste sowie Kameras und Sensoren machen den 5er zudem beinahe allwissend, der Wagen bietet unter anderem eine elektronische Parkplatzsuche in Echtzeit und ein vorausschauendes Start-Stopp-System. Außerdem beherrscht er jetzt auch selbstständige Spurwechsel, wobei man im Vergleich der sogenannten Premiummarken sagen muss: In der Mercedes E-Klasse fühlt sich das teilautomatisierte Fahren ausgereifter an.
Mehr Details zum BMW 5er im Video:
Aber bei BMW ist man ja seit jeher vor allem auf den viel beschworenen Fahrspaß stolz - und zwar im Sinne von: selbst Auto fahren. Und eben nicht im Sinne von: selbstfahrende Autos. Mehr als jede andere Limousine in dieser Klasse macht der neue BMW 5er dann auch Lust auf eine leere Landstraße. Im Vergleich zum Vorgänger wurde die Allradlenkung optimiert, außerdem verlor der Wagen (je nach Ausführung) bis zu 100 Kilo an Gewicht. Das macht sich beim Handling bemerkbar, denn trotz seiner Größe wirkt er wunderbar leichtfüßig.
Schon das vorangegangene 5e-Modell fuhr sich besser als Mercedes E-Klasse und Audi A6, mit dem Feinschliff am neuen 5er baut BMW den Vorsprung in dieser Disziplin aus. Und mehr als mit Dynamik überzeugt die Limousine mit dem im Komfortmodus unerwartet weichen Fahrwerk und einer Geräuschdämmung, bei der sich der Dieselmotor unseres Testwagens nur noch am Drehzahlmesser enttarnen ließ.
Je länger man mit dem 5er unterwegs ist, desto drängender stellt sich allerdings die Frage nach dem Sinn des 7er. Zumindest aus Fahrerperspektive macht das Oberklassemodell das Flaggschiff überflüssig. Dass der 5er dem 7er so harte Konkurrenz macht, liegt auf der Hand: Die beiden Modelle nutzen in weiten Teilen gleiche Architektur, Ausstattung und Antriebe. Anders als in der Luxusklasse gibt es im 5er aber kein Karbon im Rahmen.
Das muss man wissen: Der 5er startet ab 11. Februar zunächst als Limousine, im Sommer kommt der Kombi, im Winter der GT. 2017 folgen Coupé und Cabrio, die künftig allerdings BMW 8er heißen.
Die Preise für die Limousine beginnen zunächst bei 45.200 Euro und umfassen eine üppige Serienausstattung. LED-Scheinwerfer und Navigationssystem sind beispielsweise serienmäßig an Bord. Für einen Aschenbecher verlangt BMW dagegen 50 Euro und für den automatisch abblendenden Spiegel 390 Euro Aufpreis.

Autogramm BMW 5er: Macht der 7er da noch Sinn?
Unter der Haube gibt es zum Verkaufsstart je zwei Benziner und Diesel mit vier oder sechs Zylindern. Die Palette reicht anfangs vom Einstiegsmodell 520d mit 190 PS bis zum 540i mit 340 PS, wobei insbesondere der 265 PS starke 530d - unser Testauto - mit imposanten 620 Nm Drehmoment eine gute Figur macht. Alle Motoren kann man wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb bestellen. Später werden der M550i mit 462 PS folgen und das Modell 520d als Efficient Dynamics Edition mit einem Normverbrauch von 3,9 Liter sowie die Plug-in-Hybrid-Variante 530e.
Das werden wir nicht vergessen: Es mag ja sein, dass Straßenlage und Kurvendynamik immer unwichtiger werden und andere Funktionen, wie eine Sitzheizung, die ab einer vom Fahrer programmierten Temperatur automatisch wärmt, an Bedeutung gewinnen. Doch in Erinnerung bleibt vor allem, dass BMW trotz aller digitaler Aufrüstung noch ein echtes Fahrerauto auf die Räder gestellt hat.
Hersteller: | BMW |
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Typ: | 530d xDrive |
Karosserie: | Limousine |
Motor: | Reihensechszylinder-Diesel |
Getriebe: | Achtgang-Automatik |
Antrieb: | Allrad |
Hubraum: | 2.993 ccm |
Leistung PS: | 265 PS |
Leistung kW: | 195 kW |
Drehmoment: | 620 Nm |
Von 0 auf 100: | 5,4 Sek. |
Höchstgeschw.: | 250 km/h |
Verbrauch (ECE): | 5 Liter |
CO2-Ausstoß: | 132 g/km |
Kofferraum: | 530 Liter |
Gewicht: | 1.695 kg |
Maße: | 4936 / 1868 / 1479 |
Preis: | 56.900 € |