BMW 7er Ein Statement aus München
BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger lässt keine Zweifel aufkommen. "Ein 7er muss ein Statement sein." Wenn BMW ein neues Flaggschiff ins Rennen schickt, soll sich das Auto nicht verstecken. Schlank, unauffällig, dezent das sind Adjektive, die nicht zur Oberklasse passen. Stattdessen schwärmt Designchef Chris Bangle von der skulpturalen Statur, den ausgeprägten Muskeln und dem breiten Stand, wenn er über die fünfte Auflage des Oberklasse-Modells spricht, die nach der Publikumspremiere auf dem Pariser Autosalon zu Preisen ab 69.500 Euro in den Handel geht.
An Selbstbewusstsein also mangelt es nicht. Das Design des Autos ist zwar nicht sonderlich einfallsreich. Aber es ist deutlich harmonischer und weniger provokant als das des vorherigen 7er Modells, dass viele BMW-Fans verschmähten. Und die Technik ist auf der Höhe der Zeit oder ihr vielleicht sogar ein bisschen voraus.
Das zwei Tonnen schwere Dickschiff ist natürlich kein Öko-Auto. Dennoch ist der Wagen die momentan wohl sparsamste und intelligenteste deutsche Luxuslimousine. So haben die Ingenieure das Gewicht mit Hilfe von Aluminium in Türen und Dach um mehr als einen Zentner gedrückt, und sie haben in den Effizienzbaukasten gegriffen und Lösungen für eine aktive Aerodynamik, die bedarfsgerechte Steuerung von Nebenaggregaten und die Rückgewinnung von Bremsenergie (Rekuperation) eingebaut.
Leistung rauf, Verbrauch runter war die Devise; bei einzelnen Motorvarianten wurde der Spritdurst um immerhin zwölf Prozent reduziert. Der 730d ist mit 7,2 Litern je 100 Kilometer zufrieden, der 740i als sparsamster Benziner kommt auf 9,9 Liter. "Sparsamer kann man in diesem Segment nicht fahren", sagt Projektleiter Johann Kistle. Sobald die 7er-Hybrid-Modelle kommen, dürften die Verbrauchswerte nochmals sinken.
Dass der 7er sparsam ist, kann man am Bordcomputer ablesen oder an der Zapfsäule. Wie dynamisch er fährt, merkt man schon nach ein paar Kilometern. Selbst der Diesel, trotz 245 PS deutlich schwächer als der Sechszylinder-Benziner im 740i (326 PS) und der 407 PS starke V8 im 750i, hat genügend Dampf, um dem Auto ordenlich Beine zu machen: Wunderbar leise und kultiviert schiebt er die Fuhre mit 540 Nm maximalem Drehmoment vehement nach vorn und lässt mit einem Sprintwert von 7,2 Sekunden manch sportliches Mittelklassemodell stehen. Nicht schlecht für das preisliche Einstiegsmodell dieser Baureihe.
Auch beim neuen BMW 7er lenken alle Räder mit
Wichtiger als der Motor ist für das dynamische Fahrgefühl das neue Fahrwerk mit elektronischer Dämpferverstellung, die auch mit der Lenkung, der Getriebesteuerung und den Assistenzsystemen verknüpft ist und in vier Stufen geschaltet werden kann. Neben einer neutralen Standardstellung gibt es auch den betont komfortablen Modus sowie zwei ungewöhnlich harte und bestimmte Sporteinstellungen mit zum Teil deutlich erweitertem Toleranzbereich der elektronischen Schutzengel.
Solche Lösungen gibt es zwar weniger fein und umfangreich auch schon in Autos wie dem neuen VW Golf. Doch was den 7er aus der Masse heraus hebt, ist die Option auf eine weiterentwickelte Aktivlenkung. Weil dabei nun auch die Hinterräder minimal eingeschlagen werden, wirkt der Wagen beim Rangieren und auf kurvigen Landstraßen so handlich und agil wie ein 5er BMW. Auf der Autobahn dagegen fährt die Limousine nun noch gelassener und lässt sich kaum mehr beunruhigen.
Zur Seite steht dem 7er-Fahrer ein Bataillon elektronischer Helfer: Kameras helfen beim Rangieren und beim Einbiegen in den fließenden Verkehr, Sensoren überwachen den toten Winkel und führen unaufmerksame Lenker durch eine dezentes Zittern im Lenkrad zurück auf die Ideallinie, und das Nachtsichtsystem warnt nun erstmals vor Fußgängern, die bei Dunkelheit den Weg kreuzen.
Charme eines gut geölten Vorstandsbüros
An Bord genießt man eine ausgesprochen ruhige und gelassene Atmosphäre. Wo Mercedes in der S-Klasse die Noblesse eines Clubsalons anklingen lässt und Audi im A8 auf die kühle Klarheit einer Lounge setzt, bleibt der Fahrer im 7er in der Kommandoposition und blickt iDrive hin, Sprachbedienung her auf ein Heer von Schaltern, Knöpfen und Monitoren.
Gaben die allerdings beim Vorgänger bisweilen noch Rätsel auf, klappt jetzt alles wie selbstverständlich. Auch der Schalthebel sitzt jetzt wieder auf dem Mitteltunnel, die Sitzverstellung findet man wieder auf Anhieb, und per Direktwahltasten des iDrive-Bediensystems geht es so flink durch das aufgeräumte Menü, das man jetzt sogar beim Ampelstopp ins Internet findet.
Ob hinter dem Lenkrad oder im geräumigen Fond schon nach wenigen Kilometern fühlt man sich im 7er ein wenig der Welt entrückt Ein gutes Gefühl für die Fahrbahn bleibt zwar. Doch wie in Watte gepackt und auf Federn gebettet, geht der Kontakt zur Außenwelt alsbald verloren. Selbst das Gefühl für die Geschwindigkeit bleibt auf der Strecke: Gut, dass es dafür ein Assistenzsystem gibt, das Geschwindigkeitsbegrenzungen lesen und den Fahrer regelmäßig ans Tempolimit erinnern kann. Ansonsten wäre das Vergnügen womöglich schnell vorbei.