
Autogramm BMW Roller C evolution: i3 auf zwei Rädern
E-Roller BMW C evolution Leise wieselt der E
Der erste Eindruck: Sieht blendend aus! Die Lack-Kombination aus weiß und elektrogrün ist wirklich klasse.
Das sagt der Hersteller: "Urban Mobility ist für uns einer der wichtigsten Zukunftsmärkte. Der Elektroroller ist dabei nach dem BMW i3 und dem Sportwagen i8 der logische nächste Baustein eines Gesamtkonzeptes Elektromobilität, das wir als Konzern global verfolgen", so BMW-Motorrad-Chef Stephan Schaller.
Bisher plant BMW den Vertrieb für den Maxi-Roller nur auf dem europäischen Markt. Aber gerade Roller-verrückte Länder wie Italien, Spanien oder Frankreich leiden nach wie vor unter der Wirtschaftskrise. Der C evolution kommt deshalb zur falschen Zeit - und vielleicht am falschen Ort. Märkte wie Indien und China, wo Elektroroller bereits in Millionenstückzahlen unterwegs sind und die vermögende Mittelschicht "Premium aus Deutschland" gerne kauft, werden zunächst ausgespart.
"Nationale Zulassungsvorschriften sind nicht immer einfach und in Asien vielleicht auch mal etwas schwieriger", rechtfertigt sich Schaller. In Berlin-Spandau, wo der C evolution montiert wird, soll die Fertigungsgruppe zunächst auf eine tägliche Stückzahl von zehn Fahrzeugen kommen.
Das ist uns aufgefallen: In der Stadt selbst ist der E-Roller unschlagbar praktisch. Kein Kuppeln, kein Schalten, statt Verbrenner-Sound und Gestank ist nur ein leises Surren vernehmbar, das sich bei zunehmender Geschwindigkeit im Fahrtwind verliert. Und flink ist der 265 Kilogramm schwere E-Roller auch: Das Drehmoment von 72 Nm liegt aus dem Stand an, der Elektromotor liefert 11 kW Nennleistung; er ist kurzfristig gut für 35 kW Spitzenleistung. Das reicht selbst bei einer Zwei-Personen-Besetzung für eine Beschleunigung von null bis 100 km/h in 6,2 Sekunden. Damit die Reichweite nicht leidet, haben die Entwickler den C evolution bei 120 km/h abgeregelt.
Maximal hundert Kilometer soll der Roller weit kommen. In der Praxis hängt das hauptsächlich von zwei Faktoren ab: Streckenprofil und Fahrdynamik. Serpentinen und starke Anstiege saugen kurzfristig bis zu 32 kW Leistungsspitzen aus den Akkus.
Ausgeglichen wird solch Anstrengung für die Leistungsspeicher, die wie die Steuerelektronik aus dem BMW i3 stammen, durch die automatische Energie-Rückgewinnung im Schubbetrieb, wenn der Fahrer "Gas" bzw. Strom wegnimmt. Zur sogenannten Rekuperation kann der Fahrer zwischen den vier Modi Sail, Eco Pro, Road und Dynamic wählen; bei Sail wird vollständig auf die Rückgewinnung verzichtet, bei Dynamic wird die volle Beschleunigung mit einer starken Rekuperation gekoppelt.
Den Angaben im digitalen Cockpit zufolge, wo neben der reinen Fahrstrecke unter anderem auch die Restladung, die verbrauchte Gesamtleistung und die Leistungsspitzen abgelesen werden können, scheint sich das BMW-Steuerungsmanagement zu bewähren: Nach insgesamt 58 meist im Dynamic-Mode gefahrenen Kilometern sind noch 38 Prozent Leistung für eine mögliche Reststrecke von etwa 40 Kilometern vorhanden - dank Rekuperation beim Bergabfahren.
Das muss man wissen: Einmal Aufladen an einer normalen Steckdose dauert rund vier Stunden, 80 Prozent werden schon nach etwa zwei Stunden und 15 Minuten erreicht. BMW gibt an, dass die Batteriemodule zehn Jahre, 1500 Ladezyklen und 150.000 Kilometer Laufzeit überdauern sollen. Eine Garantie auf die Batterien gibt es fünf Jahre lang.
Der C evolution ist aber nicht nur durch seinen Elektroantrieb ein innovatives Projekt. Das massive, luftgekühlte Druckgussgehäuse der Akkublöcke ist gleichzeitig das zentrale und tragende Element des Rollers, auf einen konventionellen Fahrzeugrahmen wird komplett verzichtet. Schlupfkontrolle und ABS sind natürlich serienmäßig.
Um möglichst viele potentielle Käufer anzusprechen, hat BMW den C evolution mit einer Nennleistung von nur 11 kW homologiert; damit darf der Roller mit der alten PKW-Führerscheinklasse 3, sofern vor dem 1. April 1980 erworben, und der neuen Klasse A1 gefahren werden. Damit dürfen auch schon 16-Jährige ans Steuer. Gegen einen reißenden Absatz spricht der Preis. Mit 15.000 Euro ist der C evolution exakt 3.800 Euro teurer als der sportliche BMW C 600-Roller.
Das werden wir nicht vergessen: Über dem Blinkschalter am Lenker hat der C evolution eine kleine Taste mit der Aufschrift R. Der Druckschalter aktiviert mit einem leichten Ruck ein Feature, das begeistert: Der C evolution kann rückwärtsfahren. Im Schritttempo. Das hilft ungemein, wenn 265 Kilogramm aus einer leicht abschüssigen Parklücke bugsiert werden müssen.