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BMW i3 mit neuem Akku: Da ist mehr drin

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BMW i3 mit neuem Akku Es reicht

Die neue Version des E-Mobils BMW i3 hat einen verbesserten Akku und damit mehr Reichweite. Ältere Modelle lassen sich nachrüsten. i3-Besitzer Michael Specht ist von dem Angebot aber wenig begeistert.

Die mangelnde Reichweite gilt immer noch als einer der größten Nachteile von Elektroautos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Kein Wunder also, dass der Hersteller BMW bei der neuesten Version seines Vorzeige-Stromers genau dieses Problem angegangen ist: Der Akku im i3 hält jetzt im Vergleich zu vorher etwa 50 Prozent länger durch. Bei Tests unter Laborbedingungen beträgt die Reichweite nun angeblich 300 Kilometer statt 190. BMW selbst spricht lieber von immerhin 200 Kilometern unter realen Bedingungen.

Möglich wurde die Anhebung der Speicherkapazität von 22 auf 33 kWh durch optimierte Lithium-Ionen-Zellen. Aufbau und Schichtung der Zellen blieben dabei unverändert, äußerlich unterscheidet sich die neue Batterie nicht von der bisherigen.

Ich habe mir vor mehr als zwei Jahren einen i3 geleistet und die Anschaffung nicht bereut - für das futuristische Fahrgefühl und Konzept eines Elektroautos nehme ich die Nachteile (hoher Preis, mangelhafte Lade-Infrastruktur) in Kauf. Meiner Erfahrung nach hält der 22-kWh-Akku bestenfalls 130 Kilometer. Für mich war deshalb vor allem interessant, dass auch Besitzer eines gebrauchten i3 in den Genuss der größeren Reichweite kommen können: Alte Modelle lassen sich mit dem neuen Akku umrüsten.

Die Strecke Hamburg-Berlin ließe sich damit zwar immer noch nicht ohne zwischenzeitliches Aufladen bewältigen, aber auf Kurzstrecken wäre jetzt auch mal ein spontaner Umweg drin. Also stellte ich mir die Frage, ob mit der Reichweite auch meine Zufriedenheit steigen würde.

Aber nach einigem Recherchieren und Rechnen ist für mich die Antwort klar: Ich lasse die Finger vom i3-Update.

Zu viel Geld für zu wenig Verbesserung

Der genaue Preis für einen Akku-Tausch steht noch nicht fest - man orientiere sich an der Nachfrage, heißt es aus der BMW-Zentrale. Sogenannte i-Agenten nehmen die Wünsche in den Niederlassungen entgegen. Zu erwarten ist aber eine ziemlich happige Summe, momentan ist die Rede von 7000 Euro netto. Hinzu kommen Mehrwertsteuer und Montage, die angeblich nur anderthalb Stunden dauert. Die Kosten für i3-Besitzer würden sich somit auf rund 9000 Euro belaufen.

Gemessen am zu erwartenden Vorteil ist dieser Preis einfach zu hoch. Die meisten Autofahrer - und E-Mobil-Besitzer sowieso - legen täglich höchstens 40 bis 70 Kilometer zurück. Dafür reicht die Speicherkapazität der Stromer schon heute. Man müsste den Wagen vielleicht ein- bis zweimal die Woche weniger aufladen - kein echter Komfortgewinn, zumal der Vorgang länger ginge. Füllt man die Batterie zu Hause über eine normale Steckdose, bedeutet ein um 50 Prozent größerer Akku 50 Prozent mehr Ladezeit. Beim i3 also zwölf statt acht Stunden.

Alter i3 und neue Wallbox passen nicht zusammen

Für den neuen i3 soll es ab Ende des Jahres die Möglichkeit geben, diese Prozedur zu verkürzen: Mit einer neuen Lade-Wallbox soll sich der Akku dann mit bis zu 11,0 kW füllen lassen, innerhalb von drei Stunden wäre er voll. Preis für die Anlage: mindestens 2000 Euro, inklusive Montage. Für diesen Betrag lassen sich im Schnitt mehr als 7000 kWh Strom tanken, was wiederrum beim i3 für eine Strecke von mehr als 50.000 Kilometer reicht.

Besitzer eines alten i3 brauchen sich darüber nicht den Kopf zerbrechen, für ihre Autos ergibt die neue Wallbox nämlich keinen Sinn. Denn beim Nachrüsten des Akkus - BMW spricht vom Retrofit-Programm - wird nur der Akku getauscht, bei den restlichen Komponenten bleibt alles beim Alten. Während die jüngste Variante mit einer dreiphasigen Ladetechnik ausgestattet ist, hat der Vorgänger nur ein einphasiges System und ist damit nicht für das neue Gerät kompatibel.

Deutlicher Tipp vom Agenten

"Sie wechseln eben nur den Tank", sagt ein BMW-i-Agent auf Anfrage und rät direkt zum Kauf des neuen Modells, das mit 36.150 Euro exakt 1200 Euro teurer als die 22-kWh-Variante ist. Dazu habe ich aber erst recht keine Lust, Elektroprämie hin oder her. Denn abgesehen von der verbesserten Reichweite und dem Dreiphasensystem unterscheidet sich die aktuellste Version kaum vom Vorgänger.

Es gibt zwar einen exklusiven Lack in Blau-Metallic (der vorher dem Hybrid-Sportwagen i8 vorbehalten war) und Armaturenbretter in dunklem Eichenholz für die 33-kWH-Variante, gewünscht hätte ich mir aber ganz andere Neuerungen.

Zum Beispiel ein beheizbares Lenkrad. Das mag sich zunächst nach einem Luxusproblem anhören, bei einem E-Mobil zumal nach einem Stromfresser; tatsächlich rät aber BMW selbst dazu, im i3 eher auf direkte Körperwärme zu setzen. Im Klartext: Bei eingeschalteter Sitzheizung kann man für mehr Reichweite auf die normale Heizung verzichten.

Ärgerliche Kleinigkeiten

Und wo wir gerade bei heißer Luft sind: Der Innenraum des i3 lässt sich zwar komfortabel mit einer Standheizung aufwärmen, aber das ist nur dann sinnvoll, wenn man eine Wallbox hat. Aktiviert man die Standheizung nämlich an einem i3, der an der normalen Steckdose geladen wird, zieht sie sich den Strom aus der Batterie und nicht aus dem Netz. Man fährt dann zwar vorgewärmt los, nicht jedoch mit vollem Akku.

Es bleibt dabei: Ich bin nach wie vor ein Anhänger der Elektromobilität und will die Vergangenheit des Verbrennungsmotors hinter mir lassen. Umso mehr stört es mich, dass ausgerechnet die Autohersteller es einem nicht gerade einfach machen.

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