Autogramm: Citroën C4 Weicher Typ

Der neue Citroën C4 wird mit drei Antriebsvarianten angeboten und versucht auch mit Ausstattung und Design, möglichst vielen Ansprüchen gerecht zu werden
Foto: CitroenDer erste Eindruck: Was denn nun? Untenrum sieht der neue Citroën C4 mit den bulligen Blechen nach SUV aus, obenauf aber sitzt die Kabine eines Coupés. So richtig passt das nicht, aber immerhin fällt der C4 damit auf.

Citroën C4 — kompaktes Allzweckmodell
Das sagt der Hersteller: »The Power of Choice« — so umschreibt Konzernchef Carlos Tavares die PSA-Strategie für den Übergang ins elektrische Zeitalter. Während Konkurrenten wie VW eigene Plattformen für Akkuautos entwickeln, integrieren die Franzosen den neuen Antrieb in die alte Architektur und lassen den Kunden die Wahl. Fürs Marketing mag dies hilfreich sein, doch dahinter steckt ein technischer Kompromiss, der Nachteile hat. Beispiel: Die Sitzposition ist höher als bei einem reinen Verbrenner, das Platzangebot schlechter als in einem reinen E-Auto. Allerdings spart der Hersteller die milliardenteure Entwicklung einer neuen Plattform, und kann im Werk flexibel auf die Nachfrage nach unterschiedlichen Antriebsvarianten reagieren. Einen weiteren Vorteil hat diese Strategie: Sie lässt sich schneller umsetzen.
Während die Devise beim Antrieb »entweder oder« lautet, heißt es beim Design »sowohl als auch«. Denn während sich die Kundschaft in der Kompaktklasse sonst zwischen Schrägheck oder SUV entscheiden muss, gibt's hier eine Mischung aus beidem. Wohlmeinende fühlen sich angesichts des neuen C4 vielleicht an den ehemaligen Avantgardeanspruch der Franzosen erinnert, Kritiker halten das Auto eher für überladen und überzeichnet. Andererseits: Langweilige Kompaktwagen gibt es schon genug. Und der Vorwurf der Langeweile geht beim Citroën C4 nun wirklich fehl.
Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Citroën C4 mit unserem 360-Grad-Foto
Das ist uns aufgefallen: Citroën hat den C4 wohnlich und gemütlich eingerichtet. Die Sitze sind besonders weich, dank einer zusätzlichen, 1,5 Zentimeter dicken Polsterung. Die Rückbank erinnert an ein Sofa. Selbst wenn man den Materialien auf den Türtafeln oder unterhalb des Armaturenbretts ansieht, dass es Preisdruck gab – der Wagen wirkt nobel und weniger nüchtern als viele Konkurrenten.
Verstärkt wird der Eindruck durch ein einzigartiges Fahrwerk. Die Federn sind in Öl gelagert und sollen ähnlich komfortabel sein wie eine Luftfederung aus der Oberklasse. Damit knüpft der Wagen in den Augen der Macher an die Tradition der legendären DS mit dem Hydropneumatikfahrwerk an. Auch wenn der C4 damit nicht ungerührt über Bodenwellen schwingt – eine Landpartie mit ihm ist doch entspannter als mit manchem deutschen Kompaktmodell.
Gut passt der Ansatz zur Elektroversion des C4, weil zum Wohlfühlfahrwerk der niedrige Schwerpunkt hinzukommt. Zudem erzeugen die (batteriebedingt) knapp 500 Kilo Mehrgewicht ein Gefühl der Souveränität. Und über allem liegt eine Ruhe, wie sie sonst in Luxusmodellen herrscht.
Allerdings ist das der einzige Vorteil der E-Version, vom abgaslosen Fahren einmal abgesehen. Weil der elektrische C4 eine Umrüstung und keine Neukonstruktion ist, lässt er viele Vorzüge des neuen Antriebs vermissen. So bietet er weniger Platz als etwa der VW ID.3, in dem der Antrieb im Unterboden verschwindet. Hinten leidet das Raumgefühl auch darunter, dass das Dach beim Coupé-Heck früh abfällt und die hinteren Seitenscheiben klein sind. Beim Bediensystem wirkt der e-C4 ziemlich konventionell: Auf dem Bildschirm gibt es nur ein paar weitere Menüfenster. Ein Gefühl des Aufbruchs wie in VW ID.3 oder BMW i3 stellt sich nicht ein.
Das muss man wissen: Mit dem Verkauf des C4 hat Citroën zum Jahreswechsel begonnen und reicht jetzt alle paar Wochen eine Motorvariante nach. Bei den Verbrennern gibt es zu Preisen ab 23.940 Euro zunächst einen Dreizylinderbenziner mit 1,2 Liter Hubraum und einen Vierzylinderdiesel mit 1,5 Liter Hubraum und jeweils 131 PS Leistung (Normverbrauchswerte von 3,8 bis 4,8 l/100 km).
Für gut 10.000 Euro mehr gibt es einen 100 kW starken E-Motor im Bug des C4, der maximal 150 km/h ermöglicht und aus einer Batterie mit 50 kWh gespeist wird. Das ermöglicht eine Reichweite von bis zu 350 Kilometern. Die dürfte den meisten Fahrerinnen und Fahrern Alltag genügen, doch viele originäre Stromer bieten mehr. Aber mehr Platz für größere Akkus bietet die Plattform des C4 eben nicht. Immerhin baut Citroën eine starke Ladetechnik ein: 80 Prozent des Akkus sind an einer Gleichstromsäule in 30 Minuten wieder gefüllt.
Der C4 teilt sich die Technik mit anderen Autos aus dem Stellantis-Konzern wie den Opel-Modellen Corsa oder Mokka, den Peugeot-Typen 208 und 2008 oder dem neuen DS4, der im Frühjahr kommt. Das gilt auch für die Ausstattung, die vom Head-up-Display bis zum Tempomat mit Abstandsregelung reicht.
Das werden wir nicht vergessen: Die Schublade über dem Handschuhfach, in der Citroën eine Halterung für einen Tabletcomputer integriert hat. Keine technische Revolution, aber sehr nützlich.