Daihatsu Cuore Der siebte Zwerg
Obwohl das Automobil mittlerweile schon 120 Jahre auf dem Buckel hat, ist es immer noch ein Großereignis, wenn ein Pkw-Hersteller Hundert wird. Deshalb ist es ein bisschen schade, dass zumindest hierzulande kaum jemand die große Geburtstagsparty von Daihatsu mitbekommen hat. Dabei ist das 1907 zur Entwicklung von Verbrennungsmotoren gegründete Unternehmen, das 1930 das erste Dreirad, 1937 den ersten Kleintransporter und 1951 den ersten Pkw auf die Straße brachte, größer als man meint.
Daihatsus Jahresproduktion liegt bei 952.500 Fahrzeugen. In seinem Heimatland Japan verkauft der unbekannte Riese deutlich mehr Fahrzeuge als Mitsubishi oder Mazda und belegt in der dortigen Zulassungsstatistik den fünften Platz. Doch weniger als ein Drittel der Produktion geht in den Export, nach Europa kamen im letzten Jahr gerade einmal 48.000 Fahrzeuge. Auch in Deutschland, wo die Marke anfangs mit Autos wie Charade und Cuore sowie später den Geländewagen Feroza und Rocky bereits seit 1979 vertreten ist, liegt der Marktanteil der Toyota-Tochter auf bescheidenem Niveau: Rund 13.000 Zulassungen bedeuteten 2006 gerade einmal 0,4 Prozent. Doch immerhin schloss Daihatsu das vergangene Jahr mit einem Plus ab. "Und auch in diesem Jahr gehören wir bislang zu den wenigen, die im schrumpfenden Markt wachsen", sagt Marketing-Chef Rainer Koch mit Blick auf die steigende Verkaufskurve, die 2010 das Unternehmen über die Ein-Prozent-Marktanteil-Marke hieven soll.
Das kleinste Modell spielt die Hauptrolle
Eine wichtige Rolle spielt dabei der neue Cuore. Denn er ist das kleinste und über viele Jahre auch erfolgreichste Modell der Japaner. Seit dem Debüt im Jahr 1980 wurden in 90 Ländern mehr als fünf Millionen Exemplare verkauft, von denen immerhin 150.000 ihren Weg nach Deutschland fanden. Nun steht die siebte Auflage ins Haus. Sie kommt am 15. September in den Handel und wird mindestens 8990 Euro kosten. Das sind rund 1000 Euro mehr als vorher, dennoch bleibt der Cuore damit noch immer einer der günstigsten Viersitzer auf dem Markt. Außerdem gibt es nun mehr Komfort und Sicherheit dank serienmäßiger Servolenkung und fünf Airbags schon in der Basisausstattung, und dazu vier Türen für alle Modelle. Der günstige Zweitürer wurde mangels Nachfrage aus dem Programm genommen.
Beim Generationswechsel ist der Cuore vor allem Innen gewachsen. Zwar hat er auch Außen sieben Zentimeter zugelegt und misst nun 3,47 Meter. Doch weil der Radstand um zehn Zentimeter auf 2,49 Meter gestreckt und zudem in der gehobenen Modellvariante eine um knapp 30 Zentimeter verschiebbare Rückbank eingebaut wurde, geht es vorn wie hinten nun deutlich großzügiger zu. Hinterbänkler sitzen auch dann noch bequem, wenn sie der Vorschule entwachsen sind. Allerdings schrumpft mit der wachsenden Beinfreiheit das Kofferraumvolumen von 215 auf 160 Liter.
Dazu gibt es außen ein frisches Design, das auf Charakter statt Kanten setzt und das Herzchen mit einem freundlichen Gesicht in die Welt blicken lässt. Innen allerdings regiert die bekannte Tristesse japanischer Kleinwagen. Auch pfiffige Ablagen etwa in der Mittelkonsole, ein Bordcomputer oder ein abschaltbarer Beifahrerairbag können nicht über billige Kunststoffe im Einheitsgrau und Schalter von Küchenwecker-Format hinwegtäuschen.
Als Antrieb dient wie gewohnt ein Dreizylindermotor
In Fahrt bringt den Cuore ein Dreizylindermotor, der wie beim Vorgängermodell über einen Liter Hubraum verfügt. Zwar wird es auch künftig keinen Vierzylinder oder gar ein Dieselaggregat geben, doch haben die Japaner den Motor kräftig überarbeitet. Die Leistung wurde um 19 Prozent gesteigert, der Verbrauch um acht Prozent gedrosselt. Begleitet vom typischen Dreizylinder-Surren bringt es das Herzchen deshalb nun auf 70 statt 58 PS und geht mit 94 Nm zu Werke.
Bei einem Leergewicht von nur 765 Kilo führt das zu einer Fahrleistung, die für einen Stadtflitzer allemal genügt: 11,1 Sekunden für den Standardsprint und ein Spitzentempo von 160 km/h machen den Stauslalom, den Ampelspurt und die Hatz nach einem freien Parkplatz mit dem wendigen Winzling zum Vergnügen. Zudem beruhigt der Cuore Buchhaltung und Gewissen, weil der Wagen im Mittel mit 4,4 Litern preiswertem Normalbenzin zufrieden ist und mit einem CO2-Ausstoß von 104 Gramm pro Kilometer zu den Saubermännern zählt. Dass es bald sogar noch sparsamer gehen könnte, lässt eine Start-Stopp-Automatik erhoffen, die Daihatsu zumindest schon auf verschiedenen Messen gezeigt hat.
Bislang allerdings ist die einzige Alternative zur konventionellen Fünfgang-Schaltung eine vierstufige Automatik, die sich als arge Spaßbremse entpuppt und die 1000 Euro Aufpreis wirklich nicht wert ist. Sie verzögert den Sprint um drei Sekunden, bremst den Wagen um 10 km/h ein und steigert auch noch den Verbrauch um mehr als einen Liter. Doch auch in diesem Fall ist Abhilfe in Sicht. Zumindest in Japan geht gerade ein stufenloses CVT-Getriebe an den Start.