Autogramm Ford F-150 Raptor
Ein Ungetüm wird ungestüm
Das meistverkaufte Fahrzeugmodell der USA, kombiniert mit dem Motor eines Supersportwagens: Fertig ist der Ford F-150 Raptor. Wie fährt sich so ein Ding? Wie ein Porsche mit Pritsche.
Der erste Eindruck: Sieht aus wie der neue Dienstwagen von Mad Max.
Das sagt der Hersteller: Ursprünglich hat Ford den getunten Pick-up für die Teilnahme an Wüstenrennen wie der Baja California entwickelt, sagt Ed Krenz aus dem Performance-Team des US-Herstellers. Aber: "Kaum ein Kunde nimmt damit tatsächlich an irgendwelchen Wüstenrennen teil. Man fährt den Raptor nicht zum Gasgeben, sondern zum Angeben." Krenz ist das recht, denn Ford verdient gut daran. "Wir kommen mit der Produktion kaum hinterher", sagt er.
Das ist uns aufgefallen: Der Ford Raptor ist wohl der einzige Sportwagen, für den man zum Einsteigen eine Leiter gut gebrauchen könnte. Es gibt noch weitere Unterschiede zu anderen schnellen Autos: Man schnallt sich nicht in enge Sitzschalen, sondern thront auf butterweichen Ledersitzen. Statt durch flache Scheibenschlitze blickt man durch Panoramafenster. Platzprobleme für Gepäck gibt es nicht. Und die Kabine ist so geräumig, dass man fast die Stimme erheben muss, wenn man mit dem Beifahrer oder den Hinterbänklern sprechen möchte.
Alles an diesem Auto hat Übergröße, selbst die Kleinigkeiten. Die Pedale sind breit genug, dass man sie auch mit schweren Stiefeln sicher trifft, der Schaltknauf ist dick wie das obere Ende einer Baseballkeule, das Lenkrad kann man mit der Hand kaum voll umfassen.
Foto: Ford
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Autogramm Ford F-150 Raptor: Das Tuning-Trumm
So sehr sich diese Powerpritsche von einem Porsche unterscheidet - eine Gemeinsamkeit gibt es doch: Das Gefühl nämlich, das sich bei einem Tritt aufs Gaspedal schlagartig einstellt. Denn auch auf diesem Hochsitz wirkt es geradezu explosiv, wenn der Raptor mit der ganzen Kraft von 691 Nm Drehmoment gegen die Trägheit der Masse vorgeht. In kaum mehr als fünf Sekunden beschleunigt das Trumm von 0 auf Tempo 100. Bei 170 km/h ist Schluss, und vielleicht ist das auch ganz gut so.
Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Ford Raptor - mit unserem 360-Grad-Foto:
Dabei ist es durchaus faszinierend, wie sicher der Raptor mit seinen 35-Zoll-Reifen auch bei hohem Tempo die Spur hält. Die Entwickler haben einen zuschaltbaren Allradantrieb, eine Geländeuntersetzung und verschiedene Drive-Modes für unterschiedliche Terrains eingebaut - aber wenn man nur auf den Hinterradantrieb setzt und den Koloss allein mit dem Gasfuß lenkt, macht das Fahren am meisten Spaß. So muss sich Rodeo auf einem Elefanten anfühlen.
Das muss man wissen: In den USA ist der Raptor seit einigen Monaten zu haben, in Deutschland wird er offiziell nicht angeboten. Ein paar Importeure gibt es aber doch, die den Wagen ins Land holen - das müssen Kunden allerdings teuer bezahlen. In den USA startet die Raptor-Preisliste bei knapp 50.000 Dollar, in Deutschland müssen Interessenten nahezu mit dem Doppelten rechnen, und zwar in Euro.
Dafür gibt es den Wagen dann in der Regel mit extrageräumiger "Super-Crew-Kabine" und mit allen Sonderausstattungen von Lederpolstern über LED-Spots im Kühlergrill bis hin zum beheizten Lenkrad. Und natürlich mit einem Antrieb, der seinesgleichen sucht. Zwar hat Ford beim Generationswechsel den 6,2 Liter großen V8 ausgemustert, doch jetzt bollert der gleiche V6-Turbomotor aus den armdicken Sportauspuff, der auch den Supersportwagen Ford GT antreibt. Das Aggregat mit 3,5 Liter Hubraum leistet im Raptor 450 PS und ist an eine Zehnstufen-Automatik gekoppelt.
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Autogramm Ford F-150 Raptor: Das Tuning-Trumm
Das werden wir nicht vergessen: Nach der Kurve ein Kickdown und mit Vollgas über die nächste Kuppe - wenn dann die langen Dämpfer voll ausfedern und aus der Fahrt ein kurzer Flug wird, weiß man, dass Gewicht relativ ist und Masse nicht zwingend träge sein muss. So leicht jedenfalls hat sich so ein Koloss von Auto noch nie angefühlt. Zumindest nicht für den kurzen Augeblick, bis einen die knapp drei Tonnen mit einem schweren Schmatzen der Fox-Federn buchstäblich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt haben.
10 BilderAutogramm Ford F-150 Raptor: Das Tuning-Trumm
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Mit dem Ford F-150 Raptor baut die US-Marke eine Art Extrem-Pick-up für Leute, denen es weder brachial noch kolossal genug sein kann.
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So sieht der Innenraum des Wagens aus, der in Deutschland gar nicht offiziell angeboten wird. Dennoch gibt es Importeure, die das Auto an Ford vorbei ins Land holen.
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Der F-150 Raptor hat einen martialischen Kühlergrill.
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Ursprünglich wurde der Raptor von Ford für Wüstenrallyes wie die Baja California entwickelt. Jetzt aber wird das Auto vor allem als Statussymbol gekauft - und als automobile Variante des amerikanischen "Just-make-it-big"-Lebensgefühls.
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Wie im Sportwagen gibt es auch am extra dicken Lenkradkranz des F-150 Raptor eine rote Markierung, wann das Volant in Geradeaus-Stellung steht. Bei Drifts kann so etwas sehr hilfreich sein.
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Der Allradantrieb beim Raptor ist zuschaltbar. Richtig wild wird das Auto, wenn man die Leistung von maximal 450 PS und das gewaltige Drehmoment des V6-Turbomotors allein auf die Hinterräder loslässt.
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Solche Schlamm- und Wasserdurchfahrten machen sich auf einem Werbefoto natürlich prima, doch die allermeisten Raptor-Besitzer fahrend ihr Auto ausschließlich auf befestigten Straßen.
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Der V6-Turbomotor mit Direkteinspritzung und 3,5 Liter Hubraum kommt auch im Ford-Supersportwagen GT zum Einsatz. Dort hat das Triebwerk allerdings 647 PS Leistung, im F-150 Raptor sind es 450 PS.
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Die Allradsteuerung lässt sich in sechs unterschiedlichen Modi auf den jeweiligen Untergrund und die herrschenden Witterungsbedingungen einstellen. Damit wird der F-150 Raptor zu einem extrem geländegängigen Fahrzeug.
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Im zentralen Cockpitbildschirm zeigt der Bordcomputer an, welcher der insgesamt sechs verfügbaren Allrad-Modi gerade aktiviert ist.