
Ford Fiesta ST: Kurz und knackig
Autogramm Ford Fiesta ST Sportskanone zum Schnäppchenpreis
Der erste Eindruck: Na mein Kleiner, sind wir in den Topf mit dem Zaubertrank gefallen? Mit dicken Backen, tiefen Schwellern, seinem großen Heckspoiler und dem weit aufgerissenen Kühlergrill sieht der Fiesta ST zwischen normalen Kleinwagen ein bisschen aus wie Obelix im Kreis seiner Gallier.
Das sagt der Hersteller: Jürgen Gagstetter, der neue Chef der Kölner Sportdivision, feiert den Power-Fiesta als vorläufige Krönung einer über 30-jährigen Geschichte, die bereits Anfang der achtziger Jahre mit dem Fiesta XR2 begonnen hat. Reichten damals allerdings noch 84 PS und 170 km/h für Herzrasen, musste sich Gagstetter diesmal etwas mehr einfallen lassen: "Wir haben bei diesem Auto deshalb ganz tief in die Trickkiste gegriffen."
Das ist uns aufgefallen: Wie grandios der Fiesta seine Kraft von 182 PS auf die Straße bringt. Bei vielen anderen Kleinwagen mit weitaus weniger Leistung drehen die Vorderräder latent durch und werden permanent von der Elektronik eingebremst. Beim Fiesta dagegen flackert die ESP-Lampe selten auf. Im Sportbetrieb hält sie sich noch länger zurück und erlaubt bereits zarte Driftwinkel, und wer es wirklich ernst meint, kann das Stabilitätsprogramm sogar ganz abschalten.
Weil die Lenkung zudem einen größeren Servomotor und eine kleinere Übersetzung hat und eine Art elektronische Differentialsperre das innere Vorderrad ein wenig einbremst, sind hohe Kurvengeschwindigkeiten möglich. Mit beeindruckender Präzision, ohne Schubbern, Schaben oder Schmieren wird der Fiesta auf einer verwundenen Landstraße zur Asphaltfräse, die den Charakter des Fahrers auf eine schwere Probe stellt. Wie sonst nur deutlich teurere Sportwagen nimmt einen der kleine Kölner so gefangen, dass man wie entfesselt durch die Mittelgebirge fliegt und sich immer wieder selbst zur Ordnung rufen muss.
Das muss man wissen: In Fahrt bringt den Fiesta ST ein 1,6-Liter großer Turbomotor mit 182 PS und 240 Nm Drehmoment. Ihm hat Gagstetter nicht nur einen Overboost spendiert, der bei Vollgas für bis zu 15 Sekunden den Ladedruck erhöht, Leistung und Drehmoment damit auf 200 PS und 290 Nm steigert und dem Fiesta beim Überholen den entscheidenden Kick gibt.
Anders als etwa im Focus oder C-Max, hat der Vierzylinder für den ST-Einsatz auch einen Sound-Composer bekommen. Über einen Schlauch und eine Membran an der Spritzwand wird so bei höheren Drehzahlen ein Ansauggeräusch in den Innenraum übertragen.
Das ist nicht das einzige Beispiel für Gagstetters Gründlichkeit. Die ein bisschen zu bunten Recaro-Sitze mögen etwas übertrieben und die ST-Plakette im Lenkrad oder die Alu-Pedale ein wenig albern sein. Aber unter dem Blech haben die Ingenieure alles richtig gemacht: Sie haben nicht nur den Motor getunt, sondern erstmals im Fiesta auch ein Sechsganggetriebe eingebaut. Sie haben nicht nur Federn und Dämpfer gekürzt und verhärtet, sondern vorher die Achsträger verstärkt und den Sturz verändert. Das gibt dem Fiesta die nötige Steifigkeit, dass er auch ohne bockhartes Fahrwerk sauber und stabil durch die Kurven kommt und man nach drei Stunden flotter Landpartie keine Massage braucht.
Außerdem haben die Ingenieure die Bremsanlage verstärkt: Hinten sind - ebenfalls eine Fiesta-Premiere - jetzt Scheiben statt Trommeln montiert und vorne drehen sich größere Bremsscheiben in den 17-Zoll-Felgen.
Das ganze Tuning gibt es für einen überraschend moderaten Preisaufschlag. Wo der teuerste Fiesta bislang 19.270 Euro gekostet hat, verlangen die Kölner für den ab sofort lieferbaren ST nur 19.990 Euro. Das ist vor allem deshalb interessant, weil die Konkurrenz deutlich teurer und nicht nennenswert stärker ist. Der VW Polo GTI mit 180 PS steht mit 22.925 Euro in der Liste und der 192 PS starke Opel Corsa OPC kostet sogar mindestens 24.265 Euro.
Das werden wir nicht vergessen: Den großen Spaß, den dieser Kleinwagen auf einer einsamen Landstraße machen kann. Da fühlt sich selbst der Taunus an wie die französischen Seealpen und die Auffahrt zum Feldberg wird vor dem geistigen Auge zum Col de Turini. Es muss nicht immer Ferrari sein, manchmal tut es auch ein Ford.