Der neue Ceed will alles, nur nicht auffallen. Mit dieser Einstellung folgt Kia dem großen Vorbild VW Golf - und eröffnet den Kampf in der beliebten Kompaktwagenklasse.
Der erste Eindruck: Schick und schnörkellos. Während der Kia Ceed der zweiten Generation noch ein Hingucker war, will die Neuauflage des Kompaktautos bloß nicht polarisieren.
Das sagt der Hersteller: Mit dem Ceed eifere der koreanische Hersteller Kia dem VW Golf nach, sagt Produktmanager Steffen Michulski. Das Auto soll - genau wie der Golf - eine möglichst breite Kundenschicht erreichen. Deshalb gibt es bei der dritten Generation des Kompaktwagens keine Designexperimente. Das Auto sieht erwachsen, seriös und ja, vielleicht auch ein wenig spießig aus. "Der Golf ist schließlich auch nicht gerade Avantgarde", sagt Michulski. Der Ceed war das erste Kia-Modell, das in Europa entwickelt, gestaltet und gebaut wurde. In den ersten zwei Generationen avancierte er mit knapp 1,3 Millionen Zulassungen zu einem der meistverkauften Modelle der Marke.
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Autogramm Kia Ceed: Der Golf-Follower
Das ist uns aufgefallen: Außen gereift, innen gediegen - zumindest in den gehobenen Ausstattungsvarianten macht der neue Ceed einen vornehmen Eindruck. Mittlerweile gibt es sogar in der Kia-Kompaktklasse eine beheizte Frontscheibe oder klimatisierte Vorder- und beheizbare Rücksitze. Die Sicherheitstechnik ist ebenfalls auf Augenhöhe mit dem Vorbild Golf. So ist beispielsweise im neuen Ceed ein Stauassistent verfügbar, der auf der Autobahn bis Tempo 130 teilautonomes Fahren ermöglicht. Zwar müssen die Hände noch am Lenkrad bleiben, doch das eigentliche Steuern zwischen den Fahrbahnmarkierungen übernimmt die Elektronik - sie reguliert zudem Tempo und Abstand zum Vorausfahrenden. Das funktioniert selbst dann, wenn die Kolonne zum Stillstand kommt und anschließend wieder anfährt.
Im neuen Ceed sitzen die Passagiere etwas tiefer und erhalten deshalb ein besseres Gefühl für die Straße. Außerdem neigt sich das Cockpit etwas mehr dem Fahrer entgegen. Aber ein echtes Fahrerauto wird aus dem Ceed deshalb trotzdem nicht. Dafür ist das Fahrwerk zu gleichmütig und die Lenkung zu lasch.
Der neue, mit einem Partikelfilter bestückte 1,4-Liter-Ottomotor ist flüsterleise, leistet mit Hilfe eines Turboladers 140 PS und geht mit bis zu 242 Nm Drehmoment zu Werke. Das reicht für den Sprint in 8,9 Sekunden von 0 auf 100, für ein Spitzentempo von 210 km/h und für Überholvorgänge, die sich elegant einfädeln lassen. Schließlich liegt das maximale Drehmoment auf einem breiten Band von 1500 bis 3200 Touren an.
Das muss man wissen: Der Ceed ist auch in der dritten Auflage Europäer - gezeichnet im Frankfurter Designstudio, entwickelt im Technikzentrum Rüsselsheim, läuft er im slowakischen Zilina vom Band. Dort ist nach bislang zwölf Jahren Ceed-Produktion die Umstellung auf die nächste Generation bereits erfolgt und die Fertigung des neuen Modells angelaufen, sodass die Autos ab Juli zu den Händlern kommen.
Angeboten wird der Ceed ab 15.990 Euro. Dafür gibt es in der Basisversion einen 1,4 Liter großen Saugbenziner mit 100 PS. Darüber rangieren ein Dreizylinder-Turbo mit einem Liter Hubraum und 120 PS sowie der neue 1,4-Liter-Motor, der auch in dem von uns gefahrenen Testauto steckte. Für die Selbstzünder-Fraktion hat Kia einen neuen Diesel im Angebot. Der 1,6 Liter mit SCR-Katalysator wird mit 115 oder 136 PS Leistung angeboten und auf Wunsch mit einem Eco-Paket kombiniert. Dann gibt es unter anderem eine Jalousie im Kühler (die den Luftwiderstand verringert), weniger Bodenfreiheit und andere Reifen, was den Verbrauch im besten Fall auf vier Liter je 100 Kilometer drückt. Im nächsten Jahr sollen weitere Varianten folgen: ein Dieselantrieb mit Mildhybrid sowie ein zweiter Turbo-Benziner mit rund 200 PS.
Zwar bietet der neue Ceed trotz unveränderter Länge von 4,31 Meter ein wenig mehr Platz in der zweiten Reihe und einen um 15 auf 395 Liter gewachsenen Kofferraum. Wer mehr Gepäckflexibilität benötigt, muss bis Jahresende warten, denn dann soll die Kombi-Variante debütieren. Die wird sich um etwa zehn Zentimeter auf rund 4,60 Meter Länge strecken und bietet schon bei aufrechter Rückbank 600 Liter Stauraum. Den Dreitürer dagegen hat Kia gestrichen und plant stattdessen eine Variante, die vermutlich ähnlich aussehen wird wie das Fastback-Modell des baugleichen Hyundai i30.
Das werden wir nicht vergessen: Die Klimaregler mit integrierter digital Anzeige. Diese Detailversessenheit kennt man sonst nur von Premiummarken wie Audi. Es sind die kleinen Dinge im Ceed, die großen Eindruck hinterlassen.
Die dritte Generation des Kia Ceed tritt ausgesprochen seriös und abgeklärt auf. Die koreanische Marke versucht, dem Vorbild VW Golf so nahe wie möglich zu kommen.
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Feines Ambiente, ordentliche Anmutung, üppige Ausstattung - der neue Kia Ceed umgarnt die potenzielle Kundschaft mit zahlreichen Annehmlichkeiten.
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Zum Start im Juli tritt der neue Kia Ceed zunächst als fünftüriges Modell an. Die Kombivariante wird Ende des Jahres folgen. Der bisherige Dreitürer entfällt, stattdessen plant Kia eine neue Variante nach Art des Hyundai i30 Fastback.
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Der Kia Ceed hinterlässt spontan einen gefälligen Eindruck. Zugleich jedoch wurde das Design im Vergleich zum Vorgängermodell austauschbarer und unspezifischer.
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Hier der Blick in den Motorraum unseres Testwagens, in dem ein 1,4-Liter Benziner saß mit Direkteinspritzung und Turboaufladung. Die Maschine entwickelt eine Leistung von 140 PS und verbraucht im Schnitt 5,9 Liter je 100 Kilometer.
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Flott dabei ist der Kia Ceed mit dem vorerst stärksten Benziner, dem Aggregat mit 140 PS. Die Höchstgeschwindigkeit des Kompaktwagens liegt bei 210 km/h.
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Neue Proportionen lassen den Kia Ceed etwas knackiger und kompakter erscheinen als das bisherige Modell.
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Ein bisschen Audi A3, ein wenig Mercedes A-Klasse, ein Hauch BMW-1er - man erkennt durchaus ein paar Linien bekannter Kompaktwagen in der Formgebung des Kia Ceed wieder.
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Der Blick in den Fond des neuen Ceed zeigt ein ordentliches Platzangebot für die Hinterbänkler.
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Das Heck des Ceed fügt sich ins Gesamtbild des Autos ein: schick, gefällig - und ansonsten bloß nicht auffallen.