Autogramm McLaren 570S Spider
Nicht fackeln im Sturm
Ohne Dach verlieren viele Sportwagen ihre Attitüde. Nicht so der McLaren 570S Spider. Auch als Cabrio bleibt er eine echte Fahrmaschine - nach entscheidenden 15 Sekunden.
Der erste Eindruck: Der zeigt Muskeln beim Sonnenbaden.
Das sagt der Hersteller: McLaren-Chef Mike Flewitt rühmt den 570S als Cabrio ohne Kompromisse. Wenn andere Hersteller so etwas sagen, dann meinen sie gewöhnlich den Geräuschkomfort bei geschlossenem Verdeck oder das alltagstaugliche Kofferraumvolumen ihrer Modelle. Doch als Marke aus dem Rennsport denkt McLaren in anderen Kategorien. Ein niedriges Gewicht, eine hohe Steifigkeit der Karosserie und Fahrleistungen zählen da mehr. Flewitt macht es stolz, dass der 570S ohne Änderungen am karbongebackenen Rohbau auskommt und genauso fest und verwindungssteif ist wie mit Dach, dass er trotz des elektrischen Hardtops gerade mal einen guten Zentner mehr auf die Waage bringt und weder der Sprintwert noch die Spitzengeschwindigkeit von 328 km/h gelitten haben.
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Im kommenden Jahr hat der 570 das Zeug zum meistverkauften Modell der Marke. Anders als beispielsweise das Porsche 911 Cabrio oder der Mercedes-AMG GT wird er trotzdem eher selten zu sehen sein. Denn so wie sonst nur Ferrari folgt McLaren dem Vorsatz "Kasse statt Masse" und deckelt das Wachstum. "Fünfstellige Produktionszahlen wird es bei uns nie geben", sagt Pressesprecher Wayne Bruce.
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Autogramm McLaren 570S Spider: Limitierter Spaß
Das ist uns aufgefallen: 12, 13, 14 - selten sind einem 15 Sekunden so ewig vorgekommen wie im McLaren 570S. So lange braucht das Verdeck, bis es sich auf Knopfdruck unter eine Klappe zwischen Sitzen und Motor gefaltet hat. Dabei muss der Wagen nicht einmal stehen, sondern kann während der Eröffnungszeremonie auf bis zu 40 km/h beschleunigen. Doch in einem Auto, das schon nach 3,2 Sekunden Tempo 100 auf dem Tacho haben könnte, fühlt sich Tempo 40 wie Schneckengeschwindigkeit an und 15 Sekunden werden zu einer Ewigkeit.
Doch die Selbstbeherrschung wird belohnt. Mit offenem Dach fährt sich das Auto noch intensiver: Mit Sturm in den Haaren und dem Motor im Nacken bekommt man ein ganz anderes Gefühl für die Geschwindigkeit - das klappt selbst bei schlechtem Wetter mit geschlossenem Verdeck. Dank separat öffnender Heckscheibe erfüllt der Sound von Motor und Straße den Innenraum.
Ganz klar, der 570er ist etwas Besonderes. Einfach nur schnell sind andere Sportwagen auch und bringen eine stabile Straßenlage mit - selbst in engsten Kehren. Doch aufgrund des vergleichbar niedrigen Gewichts von nicht mal 1500 Kilo fällt das Kurvenspiel mit dem McLaren leichter, wo die Konkurrenz dem Fahrer mehr Kraft abverlangt.
Das muss man wissen: Der 570S Spider ist nach Coupé und GT die dritte Spielart der sogenannten Sport Series, mit der das Programm bei McLaren beginnt. Der offene Zweisitzer kommt Ende August in den Handel und kostet mindestens 208.975 Euro. Damit ist er etwa 30.000 Euro teurer als das Coupé.
Obwohl der 570S fraglos ein Supersportwagen ist, bietet er erstaunlich hohen Alltagskomfort - das liegt nicht nur am vorhandenen Handschuhfach und bei McLaren nur der 570er-Serie vorbehaltenem Schminkspiegel. Fahrwerk und Motor werden halbwegs handzahm, wenn die beiden Schalter im "Adaptive Dynamics Panel" zwischen den Sitzen auf Normal stehen.
Überraschend komfortabel rollt der Wagen dann über Bodenwellen weg und der für einen V8-Turbo (570 PS) ohnehin eher verhalten lärmende Motor, stimmt dann noch leisere Töne an. Doch wehe, das Adaptive Dynamics Panel wird aktiviert und die beiden Schalter für Fahrwerk und Motor wandern wieder auf Sport oder Track - dann wird der Gleiter zum Fighter und den Insassen klingeln schon nach dem ersten Kickdown die Ohren.
Das werden wir nicht vergessen: Das Lenkrad. Wo sich die Finger bei Porsche 911 Turbo, Audi R8 oder AMG GT in einem Heer von Knöpfen verlieren, ist beim McLaren einfach nichts. Wahrscheinlich ist er überhaupt das einzige Auto jenseits von 20.000 Euro, das ohne Multifunktionslenkrad auskommt. In diesem Auto geht es ausschließlich ums Fahren, nicht um irgendeinen Firlefanz.
Mit der richtigen Konfiguration beherrscht der 570S auch eine überraschend relaxte Gangart und schont den Rücken.
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Geschlossen erreicht der Spider exakt die gleiche Höchstgeschwindigkeit wie das Coupé: 328 km/h.
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Fahren, nicht fingern - im Gegensatz zu vielen anderen Sportwagen ist das Lenkrad beim McLaren nicht mit Schaltern überlagert, weil nichts vom Fahren ablenken soll.
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Das Verdeck besteht aus zwei Hartschalen und braucht zum Öffnen 15 Sekunden. Zumindest so lange muss man sich zügeln und das Tempo unter 40 km/h halten.
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3,2 Sekunden reichen dem Spider von 0 auf 100 - kein Wunder bei 570 PS, 600 Nm und nicht einmal 1500 Kilo.
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Wie alle McLaren-Modelle hat auch der 570S Türen, die nach oben aufschwingen. Ein bisschen Show muss schließlich sein.
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Die Form des 570S wurde vor allem im Windkanal entwickelt.
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Gerade noch rechtzeitig für die richtig heißen Tage startet der Spider im August - für Preise ab 208.975 Euro.
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Der Spider ist die dritte Variante der sogenannten "Sport Series", die in der McLaren Hierarchie ganz unten steht.
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Die Heckscheibe lässt sich separat öffnen. So dient sie als Windschott oder lässt selbst bei geschlossenem Dach den Motorsound in die Kabine.