
Autogramm Mercedes A-Klasse: Grüner wird's nicht
Autogramm Mercedes A 220 Die harten Zeiten sind vorbei
Der erste Eindruck: Nicht schön, aber grell. Wer Sorge hat, dass man die Mercedes A-Klasse als neues Modell verkennt, der sollte den Wagen im Farbton "Elbait" bestellen. Dieses Grün ist so giftig, dass der kleinste Benz ganz sicher auffällt. Auch, wenn die Retuschen an Schürzen und Scheinwerfern kaum der Rede wert sind.
Das sagt der Hersteller: Die Premiere der aktuellen A-Klasse im Jahr 2012 markiert für Mercedes-Vertriebschef Ola Källenius eine "Zeitenwende in der Kompaktklasse". Der neue Wagen habe radikal mit dem Vorgängermodell gebrochen und wesentlich zur Verjüngung der Marke beigetragen - das Durchschnittsalter der Kunden liege um 13 Jahre niedriger als bei der Vorgängergeneration.
Außerdem hat sich das Einstiegsmodell als Eroberer erwiesen, verkündet Mercedes stolz. Zwei von drei A-Klasse-Besitzern fuhren vorher das Auto einer anderen Marke. Zugleich räumt Källenius ein, dass Mercedes den Jugendwahn wohl etwas übertrieben hat: Die A-Klasse sei manchen treuen Kunden zu sportlich geraten. Nun steuert Mercedes dagegen. Källenius: "Mit der Modellpflege erfüllen wir die Wünsche vieler Kunden nach mehr Komfort." Gleichzeitig fügt er hinzu: "ohne Abstriche bei der Dynamik".
Das ist uns aufgefallen: Die A-Klasse ist tatsächlich komfortabler geworden. Denn manche Varianten des kleinen Mercedes waren wirklich knüppelharte Knochenschüttler. Nun ist bei den Modellen mit mehr als 177 PS serienmäßig der "Dynamic Select"-Schalter im Cockpit eingebaut, der sonst 80 Euro Aufpreis kostet. Mit diesem kann der Fahrer die Leichtgängigkeit der Lenkung, die Schaltgeschwindigkeit des Getriebes und Motorcharakteristik verändern. Wer dann noch für 1040 Euro extra das neue Verstellfahrwerk mitbestellt, hat tatsächlich zwei Autos in einem. Hat die A-Klasse im Sportmodus noch jedes Schlagloch mitgenommen und den Fahrer durchgeschüttelt, wird sie in der Komfort-Einstellung zum entspannten Langstreckenläufer.
Erst recht, wenn es sich wie bei unserem Testwagen um einen A 220 handelt, der mit 184 PS und bis zu 228 km/h einer C-Klasse bei Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit in nichts nachsteht. Als Allradler steigert er zudem die Vorfreude auf den nächsten Winter.
Was gibt es sonst noch zum neuen Modelljahr? Danach muss man schon sehr genau suchen. Der etwas größere Bildschirm über der Mittelkonsole fällt einem dann auf. Außerdem lassen sich durch Apple CarPlay oder MirrorLink die Smartphone-Oberflächen auf das Radiodisplay spiegeln. Und wer gründlich die Preisliste studiert, entdeckt bislang unbekannte Optionen wie etwa LED-Scheinwerfer.
Das muss man wissen: Wenn Mercedes ab Ende September mit der Auslieferung beginnt, wird die A-Klasse auf dem Papier ein bisschen weniger teuer. Denn mit dem neuen Einstiegsmodell A 160 mit 102 PS starten die Preise künftig bei 23.746 Euro. Die fünf weiteren Benziner und vier Dieselmotorisierungen werden jeweils um ein paar Hundert Euro teurer, am obersten Ende der Skala liegt der Wagen bei 51.051 Euro.
Wer Sorge hat, die A-Klasse werde mit dem neuen Komfortanspruch zum Einerlei-Kompaktauto, dem sei beispielsweise der A 250 Sport mit jetzt 218 statt zuvor 211 PS empfohlen - oder gleich der A 45 von AMG. Denn das in Affalterbach aufgemotzte Modell wurde um 21 PS stärker als der bisherige Typ; der Zwei-Liter-Turbomotor mobilisiert also 381 PS und ist damit - zumindest vorläufig - wieder das leistungsstärkste Kompaktauto auf dem Markt. Die Lust am Hochzüchten sorgt für ein Beschleunigungsvermögen von 4,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h.
Das werden wir nicht vergessen: Ja, die A-Klasse fährt jetzt ein bisschen softer und erinnert an einen Teenager, der nach der Pubertät allmählich vernünftig wird. Der größere Navi-Monitor im Cockpit steht dem Auto ebenfalls gut. Aber den vielleicht größten Unterschied macht eine Kleinigkeit, die den Spieltrieb fördert: Die Ambientebeleuchtung bietet zwölf kunterbunte Farben mit jeweils fünf Dimmstufen. Da erscheint die A-Klasse dann doch in einem neuen Licht.