Mini John Cooper Works Beschleunigter Brite

Er ist klein, sparsam und demnächst wohl auch als Elektroauto erhältlich: Bevor der Mini zum Ökofahrzeug wird, geht jedoch zunächst eine Rennwagenversion des britischen Kultwägelchens an den Start. Der Kraftzwerg John Cooper Works hat 211 PS und schafft über 230 km/h.

Rallye-Legende Rauno Aaltonen hat außergewöhnliche olkfaktorische Vorlieben: "Das schönste Parfüm für Autofahrer ist der Duft von verbranntem Gummi." Mini-Fahrer können dies künftig leicht nachprüfen. Denn nach dem Start der aktuellen Marken-Rennserie "Mini Challenge" schickt die britische BMW-Tochter den Sportknirps von der Rundstrecke - leicht abgerüstet - auch mit Straßenzulassung ins Rennen.

Auf dem Heckdeckel des Autos prangt das Logo des einstigen Werkstuners "John Cooper Works", das die Bayern zu einer Marke in der Marke machen wollen. Und in der Preisliste markiert ein Sprung von 5600 Euro den Leistungszuwachs. Der Mini John Cooper Works wird mindestens 27.700, die Variante Clubman mindestens 29.500 Euro kosten.

Für das viele Geld gibt es eine gelungene Mischung aus Alltag und Adrenalin. Unter der Haube sitzt ein 1,6 Liter große Benzin-Direkteinspritzer samt Turbolader, der den Mini zum stärksten Kleinwagen der Republik macht. Wie in der Rennserie leistet der Vierzylindermotor stramme 211 PS, die den Wagen mächtig in Fahrt bringen und Herrn Aaltonen gehörig in der Nase jucken werden. Schließlich bringt der Turbo 260 und im so genannten "Overboost"-Modus kurzfristig sogar 280 Nm auf die Straße. Wer es darauf anlegt und den serienmäßigen Schleuderschutz ESP ausschaltet, kann damit ordentliche Duftnoten setzen.

Wer jedoch die Energie in Vortrieb statt Wärme umwandelt, schießt im Mini John Cooper Works binnen 6,5 Sekunden auf Tempo 100 und lernt kurz darauf, weshalb es im Innenraum neben dem Sportlenkrad und dem modifizierten Schaltknauf auch einen neuen Tacho mit einer Skala bis 260 km/h gibt. Denn die Beschleunigung endet erst bei 238 Sachen. Dabei bläst der neue Sportmotor eine Fanfare, wie sie die Kavallerie nicht schöner hinbekommen hätte.

Spannend wird es, wenn die Gerade endet

Aber es ist nicht die so genannte Längsdynamik, die die Faszination des John Cooper Works ausmacht. Viel wichtiger ist die Querdynamik, die enorm hohe Kurvengeschwindigkeiten erlaubt und das viel zitierte Go-Kart-Gefühl hervorruft. Das ist schon im konventionellen Mini so, und das ist in der Version des Werkstuners noch besser.

Das Sportfahrwerk kostet zwar extra. Doch gibt es serienmäßig ein elektronisches Sperrdifferenzial in der Vorderachse, das durchdrehende Räder bei schnellen Kurven vermeidet und den Wagen spürbar beruhigt. Verwinkelte Landstraße oder eine enge Rennstrecke werden so zur Lustmeile. Ein schlechtes Gewissen muss man dabei kaum haben: Zumindest im Normzyklus ist der Mini mit 6,9 Liter zufrieden. Auf der Rennstrecke freilich reicht selbst das Doppelte nicht weit.

Anders als vielen Sportmodellen der Konkurrenz sieht man dem Mini John Cooper Works die Kraft allerdings nicht an. Abgesehen von neuen Logos, 17-Zoll-Felgen und roten Bremssätteln haben die Bayern auf die üblichen Insignien der Kraft verzichtet. Nicht dass es keine Spoiler und Schweller gäbe – doch die verkauft Mini lieber als Extras.

"Unsere Kunden legen Wert auf ein Höchstmaß an Individualität und schätzen deshalb die umfangreichen Möglichkeiten, ihren ganz persönlichen Mini zu kreieren", sagt Markenchef Wolfgang Armbrecht und freut sich über durchschnittlich 4500 Euro, die Mini-Fahrer in Extras investieren. Etwa ins Aerodynamik-Paket für knapp 1600 oder das Sportfahrwerk für gut 1000 Euro oder die schmucken 18-Zoll-Räder für 2500 Euro.

Immergrüne Kombination von Kompaktheit und Rasanz

Mit dem Sportmodell führt BMW eine Liaison weiter, die bereits in den Kindertagen des Mini begann. Schon lange bevor Sir Alec Issigonis die erste Skizze zum Mini fertigte, pflegte er eine enge Freundschaft zu dem Ex-Rennfahrer und Automobilkonstrukteur John Cooper, der bereits im zarten Alter von zwölf Jahren hinter dem Steuer eines Rennwagens saß. Zusammen mit seinem Vater gründete John Cooper 1946 die Cooper Car Company, bald der erfolgreichste britische Anbieter von Rennautos. Obwohl Cooper damit eigentlich in anderen Sphären zu Hause war, verfolgte er fasziniert die Entstehung des Mini. Er hielt das Fahrzeugkonzept mit den kurzen Überhängen und der flachen Silhouette für ideal, um den erfolgreichen Lotus Elite zu übertrumpfen. Issigonis allerdings war anderer Meinung, er wollte ein Auto fürs Volk bauen, keinen Rennwagen.

Beide bekamen schließlich Recht. Der Mini wurde zur Massenbewegung und zugleich zum erfolgreichsten Rennwagen der sechziger Jahre. Seit BMW die Mini-Idee aufgegriffen hat, ist die Begeisterung für den Winzling wieder da. Bezinpreise und Klimadebatte tun ein Übriges: bereits 127.000 Mini hat BMW in diesem Jahr verkauft - ein sattes Plus von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Als nächstes wird ein sauberer Elektro-Mini folgen

Der Kult-Kleinwagen ist für BMW aber nicht nur ein einträgliches Spielmobil. Schon bald soll das Auto auch als Sparmodell reüssieren, bestätigt Markenchef Armbrecht Pläne für eine Elektroversion. "Schon der Mini Diesel ist mit einem CO2-Ausstoß von 104 Gramm pro Kilometer eines der sparsamsten und saubersten Autos, doch in Zukunft wird es sogar ganz ohne Co2-Ausstoß gehen." Möglich wird das mit einem Elektromotor und einer Lithium-Ionen-Batterie, die eine Reichweite von etwa 200 Kilometern garantieren soll. "Die ersten Autos fahren schon", sagt Armbrecht und kündigt für die nahe Zukunft eine Flotte von mehreren hundert Erprobungsträgern an, mit denen die Technologie erprobt werden solle.

"Wenn diese Phase erfolgreich abgeschlossen ist, wird der Elektroantrieb bei Mini in Serie gehen", sagt Armbrecht. Ein Datum allerdings mag er noch nicht festlegen. Auch das Wo ist noch offen, denn auf welchen Märkten der Elektro-Mini später angeboten werden soll, ist noch nicht klar. Insellösungen wie bei Konkurrenten, die besonders saubere Fahrzeuge nur in Regionen mit entsprechender Förderung anbieten, schließt Armbrecht jedoch aus. "Wenn wir so ein Auto bauen, dann nicht wegen irgendwelcher Prämien, sondern langfristig für alle Kunden."

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