Opel ist im französischen PSA-Konzern aufgegangen. Mit dem neuen Corsa kommt nun das erste Auto aus der Ehe mit Peugeot und Citroen. Trotzdem ist die DNA aus Rüsselsheim unverkennbar.
Das sagt der Hersteller: Opel-Chef Michael Lohscheller betonte während der IAA-Premiere des neuen Corsa, Opel wolle mit diesem Wagen seine Identität bewahren. Baureihenleiter Thomas Wanke stößt bei der Fahrvorstellung ins gleiche Horn. Tatsächlich ist der Wagen ein Schicksalsauto für Opel, das aber will natürlich niemand offiziell so sagen.
Warum? In den vergangenen 37 Jahren wurden in insgesamt fünf Generationen knapp 14 Millionen Exemplare gebaut. Zudem, und das ist noch viel wichtiger, ist der Corsa der erste Opel, der unter der Regie des PSA-Konzerns entwickelt wurde und entsprechend viele Konzernkomponenten nutzt. Trotzdem sollte er partout kein französisches Auto sein. "PSA hat schon drei französische Marken", sagt Lohscheller, "was der Konzern braucht, ist eine deutsche Marke."
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Autogramm Opel Corsa: Neue Ausrichtung
Das ist uns aufgefallen: Ob der Corsa typisch deutsch ist, das lassen wir mal offen. Auf jeden Fall ist das Auto typisch Opel. Selbst wenn ein paar Schalter und Bedienelemente an Peugeot erinnern, wirkt das Ambiente so, wie man es bei einem Auto aus Rüsselsheim erwartet. Mit solider Materialauswahl und unkomplizierter Bedienung, in diesem Auto findet man sich auf Anhieb zurecht. Außerdem sind die Sitze etwas ergonomischer und bequemer als bei der konzerninternen Konkurrenz.
Typisch Opel bedeutet aber auch, dass schon der nagelneue Corsa ein bisschen, nun ja, angestaubt aussieht - selbst wenn es einen großen Touchscreen und auf Wunsch auch zum Teil digitale Instrumente gibt. Wo Peugeot mit dem sogenannten i-Cockpit bunte 3D-Grafiken wie in der Spielothek ins Blickfeld rückt und DS die Kunden in eine Art Schmuckkästchen steckt, wirkt der Corsa eher wie eine modernisierte Amtsstube. Vielleicht ist das ja tatsächlich typisch deutsch. Auf jeden Fall aber ist es eine Alternative zur französischen Avantgarde und erweitert so das Angebot des Konzerns.
Ebenfalls typisch Opel - und den Konzerngeschwistern deutlich voraus - ist der Corsa beim Fahren. Mit einer gegenüber dem Vorgängermodell um drei Zentimeter niedrigeren Sitzposition, mit mehr Radstand, 1,5 Metern weniger Wendekreis und einer sehr direkten Lenkung fühlt sich der Corsa deutlich lebendiger und engagierter an, lässt sich leichter und schneller durch Kurven treiben und macht deshalb nicht nur in der Stadt, sondern auch über Land Spaß. "Wir haben eines der agilsten Autos in diesem Segment", sagt Projektleiter Wanke. Selbst wenn er damit ein wenig übertreibt, bietet der Corsa tatsächlich mehr Fahrspaß, wirkt erfrischender und aufgeweckter als etwa der Peugeot 208.
Rationale Argumente bespielt der neue Corsa auch, denn mit der neuen Konzernplattform und dem größeren Radstand ist trotz unveränderter Länge der Innenraum ein wenig gewachsen. Hinterbänkler haben deshalb mehr Platz für die Knie, unter die Heckklappe passen jetzt, dank gestiegenem Stauvolumen, größere Koffer.
Das muss man wissen: Der neue Opel Corsa kommt noch im November zu den Händlern und kostet mindestens 13.990 Euro. Während das Auto bei Ambiente und Abstimmung einen eigenen Stil pflegt, stammen die Antriebe und die Ausstattung aus dem PSA-Konzernbaukasten. Ausnahme: Mit dem ersten LED-Matrix-Scheinwerfer in dieser Klasse leistet sich Opel eine eigene Note. Alle anderen Extras - die automatisierte Fahrfunktion für Überlandfahrten, die Auffahrwarnung, die Spurführungshilfe oder die Multimedia-Lösungen sind PSA-weit verbreitet.
Im Motorraum sind zunächst fünf Alternativen im Angebot: Für Verbrenner-Freunde wird es erstmal drei Benziner und einen Diesel geben, die allesamt aus Frankreich stammen. Die Otto-Fraktion fährt mit einem 1,2-Liter, der als Sauger 75 und als Turbo 100 oder 130 PS leistet. In den stärkeren Versionen lassen sich die Benziner mit einer in dieser Klasse konkurrenzlosen Achtgang-Automatik kombinieren. Beim Diesel setzt Opel auf einen 1,5 Liter großen Vierzylinder, der es auf 100 PS Leistung bringt. Zudem kommt der Corsa für mindestens 29.900 Euro auch als Elektroauto. Dann fährt er mit einer 136-PS-E-Maschine, erreicht 150 km/h und verfügt über eine 50 kWh-Batterie für eine WLTP-Reichweite von 330 Kilometern.
Das werden wir nicht vergessen: Den Hai in der Mittelablage. Nicht weil er irgendeine Funktion hätte, sondern weil das eine schöne Tradition der Designer ist, die den Raubfisch schon seit vielen Jahren in jedem Modell verstecken und auch so darauf hinweisen, dass der Corsa ein echter Opel ist.
Hersteller:
Opel
Typ:
Corsa (2019)
Karosserie:
Kleinwagen
Motor:
Dreizylinder-Turbobenzin-Direkteinspritzer
Getriebe:
Achtgang-Automatik
Antrieb:
Front
Hubraum:
1.199 ccm
Leistung PS:
130 PS
Leistung kW:
96 kW
Drehmoment:
230 Nm
Von 0 auf 100:
8,7 Sek.
Höchstgeschw.:
208 km/h
Verbrauch (ECE):
5,6 Liter
CO2-Ausstoß:
128 g/km
Kofferraum:
309 Liter
Gewicht:
1.233 kg
Maße:
4060 / 1960 / 1433
Preis:
23.340 €
Thomas Geiger ist freier Autor und wurde bei seiner Recherche von Opel unterstützt. Die Berichterstattung erfolgt davon unabhängig.
Vertraut und doch auf vielfältige Weise neu ist die sechste Generation des Opel Corsa. Der neue Kleinwagen entstand erstmals unter der Regie des französischen PSA-Konzerns, zu dem Opel seit Frühjahr 2017 gehört.
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Klassisch geht es im Innenraum des neuen Opel Corsa zu. Während das baugleiche Modell Peugeot 208 über ein sogenanntes i-Cockpit verfügt, haben sich die Opel-Entwickler für das altbewährte Layout entschieden.
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Der neue Opel Corsa ist durchaus ein Blickfang. Die Karosserie wirkt wohlproportioniert und ist straff und schwungvoll geformt. Die Länge des Autos - der Wagen misst 4,06 Meter - ist nahezu gleich geblieben.
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Für die beiden stärkeren Benzinmotoren bietet Opel - das ist ein Novum in dieser Klasse - auf Wunsch und gegen Aufpreis ein Achtgang-Automatikgetriebe an.
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Opel baut seit 37 Jahren das Modell Corsa, knapp 14 Millionen Exemplare des Kleinwagens wurden bislang verkauft. Die neue, sechste Generation tritt also ein großes Erbe an.
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Das ist der Blick auf den zentralen Touchscreen in der Armaturentafel, über den praktisch alle Komfort-, Navigations-, Informations- und Kommunikationsfunktionen des Autos gesteuert werden.
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Ist der neue Opel Corsa typisch deutsch? Oder ist das Auto typisch Opel? Jedenfalls merkt man dem Wagen das Bemühen der Entwickler an, mit dem neuen Corsa eine klare Alternative zu den Schwestermodellen Peugeot 208 und DS3 Crossback zu bieten.
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Kabelloses Smartphoneladen ist eine der neuen Funktionen, die im neuen Opel Corsa verfügbar sind.
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Das Antriebsangebot für den Corsa umfasst drei Benziner, einen Dieselmotor und eine Elektromaschine. Während die Verbrennermodelle ab November 2019 ausgeliefert werden, muss man auf den Opel Corsa-e noch bis nächstes Jahr warten.
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Eine kecke Linie an der Flanke und ein kleiner Dachspoiler geben dem neuen Corsa aus dieser Perspektive ein durchaus sportlich-agile Anmutung. Allerdings wurden die früheren, extra-rasanten OPC-Varianten ersatzlos gestrichen.
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Der Kofferraum des neuen Corsa bietet ein Stauvolumen von mindestens 309 Liter. Damit wuchs das Gepäckabteil gegenüber dem Vorgängermodell deutlich.
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Auf dem Bild zu sehen ist der Opel Corsa-e, also das rein elektrische Modell des Kleinwagens. Die E-Variante wird von einer E-Maschine mit einer Leistung von 136 PS angeboten, bietet eine Reichweite von gut 300 Kilometern und kostet ab 29.900 Euro.
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Ist der neue Opel Corsa typisch deutsch? Oder ist das Auto typisch Opel? Jedenfalls merkt man dem Wagen das Bemühen der Entwickler an, mit dem neuen Corsa eine klare Alternative zu den Schwestermodellen Peugeot 208 und DS3 Crossback zu bieten.