Renault Clio Komm nur her, VW Polo
Derzeit kann Renault-Produktmanager Marc Osseux mit dem Absatz des Clio ganz zufrieden sein. Vor allem die Abwrackprämie trieb ihm scharenweise Kunden zu. Doch Osseux weiß, dass die rosigen Zeiten bald vorbei sein könnten. Denn erstens fließen die Fördermittel aus Berlin nicht ewig, und zweitens bringt VW in wenigen Wochen den neuen Polo auf den Markt. Sobald der neue Wolfsburger antritt, werden es Import-Kleinwagen wieder deutlich schwerer haben.
Und so haben sich die Franzosen schon jetzt gerüstet und dem Clio, von dessen drei Auflagen bislang allein in Deutschland mehr als 700.000 Stück verkauft wurden, jetzt, drei Jahre nach dem letzten Generationswechsel, ein sogenanntes Facelift gegönnt. Üblicherweise gibt es zu diesem Termin kleinere Retuschen, neue Lackfarben und Polsterstoffe sowie manchmal auch eine neue Motorisierung. Im Fall des Clio jedoch lag die Last der Modellpflege nicht nur bei Designern und Entwicklern, sondern auch bei den Marketing-Leute, die versuchen, das Fahrzeug ein bisschen umzupositionieren.
Die Preise liegen nahezu unverändert auf dem Niveau des Vorgängers und beginnen bei 11.900 Euro. "Aber jetzt bietet der Clio deutlich mehr Inhalt und Sicherheit in Serie", werbetrommelt Osseux. Nicht nur die Nebelscheinwerfer, sondern endlich auch der Schleuderschutz ESP gehört künftig in allen Varianten zum Standard. Außerdem sind jenseits der Basisversion (vier Airbags) künftig bis zu acht der schützenden Luftsäcke an Bord.
Und auch außen gibt es einige Neuerungen. Ab Anfang Mai fährt der Clio mit einer Frontpartie vor, die mit einem größer geöffneten Kühlergrill und weit nach hinten gezogenen Scheinwerfern an den neuen Kompaktwagen Renault Mégane erinnert. Außerdem gibt es am Heck künftig klare Abdeckungen über den Rückleuchten und im Innenraum modifizierte Zierleisten, die den bisweilen tristen Plastikcharme aufhellen sollen.
Gute Platzverhältnisse, kommode Abstimmung
Mehr war auch gar nicht nötig, um den Clio wieder auf Vordermann zu bringen. Denn nach wie vor macht der kleine Wagen einen sehr ordentlichen Eindruck: Das Platzangebot ist unerwartet üppig und die Sitze sind weich und bequem. Außerdem liegen die Bedienelemente gut zur Hand. Dabei ist der gut vier Meter lange Wagen in der Stadt angenehm handlich, und das Fahrverhalten freundlich neutral. Natürlich gibt es Kleinwagen, die sportlicher abgestimmt sind und präziser um die Ecken flitzen. Doch für junge Mütter oder nicht mehr so junge Herren, für Führerscheinneulinge und Otto-Normal-Fahrer hat Renault genau den richtigen Kompromiss gefunden.
Das gilt auch für den von SPIEGEL ONLINE getesteten 1,2 Liter-Motor, dem ein kleiner Turbolader zu immerhin 100 PS verhilft. Zwar fehlt dem Getriebe ein sechster Gang, und man muss schon ordentlich orgeln, wenn man flott von der Ampel wegkommen will. Doch 145 Nm reichen für einen Sprintwert von 11,0 Sekunden. Und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 183 km/h fährt man auch auf der Autobahn problemlos mit. Außerdem ist der Wagen im Normzyklus mit 5,8 Litern Sprit zufrieden, der CO2-Ausstoß liegt bei durchschnittlich 137 g/km.
Für Kleinwagenfahrer mit juckendem Gasfuß
Statt allerdings weiter an der Spritsparschraube zu drehen und zum Beispiel eine Start-Stopp-Automatik anzubieten, rüsten die Renault-Planer lieben weiter auf: An die Spitze der Motorenpalette, die bislang drei Dieselaggregate mit 68 bis 103 PS und vier Benziner (ab 75 PS) umfasst, rückt nun der neue Clio GT mit einem 128 PS starken 1,6-Liter-Motor: Mit 155 Nm beschleunigt er in 9,3 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal 190 km/h. Dabei hat der Kleine allerdings Durst wie ein Großer: 6,9 Liter je 100 Kilometer sind ein üppiger Verbrauchswert in dieser Klasse.
Das ist aber nur der Anfang. Nach den Sommerferien bekommt auch der vom hauseigenen Rennstall entwickelte Clio RS ein Update. Die Leistung des Zweilitermotors steigt auf 201 PS, und der Preis des abgespeckten RS Cup soll dann bei 19.900 Euro liegen. Zwar macht der Vollgas-Clio an dem auf 30.000 Fahrzeuge geschätzten Absatz der Modellreihe in diesem Jahr in Deutschland nur ein Prozent aus.
Doch fürs Image sei der kleine Kraftmeier unverzichtbar, meint Renault-Vorstand Achim Schaible. "Mit diesem Auto setzt Renault seine Tradition im Markt für sportliche Kompaktwagen fort." Die Kundschaft jedenfalls goutiert die kleinen Krawallos. Seit dem ersten Clio Renault Sport 1999 wurden insgesamt schon mehr als 70.000 der kleinen Renner verkauft.