Autogramm Skoda Octavia Combi Familienfest

Der Skoda Octavia, das Familienauto der tschechischen VW-Tochter, tritt nun in vierter Generation an.
Der erste Eindruck: Schlichte Eleganz.

Echte Größe - der neue Skoda Octavia
Das sagt der Hersteller: Für Skoda-Chef Bernhard Maier ist der Octavia nach vier Generationen und sieben Millionen produzierten Exemplaren das Herz und das Symbol für den Wiederaufstieg der Marke. Gleichzeitig sind Limousine und Kombi auch enorm wichtig für die Zukunft des Unternehmens: "Mit diesem Auto wollen wir das Geld erwirtschaften, mit dem wir die Transformation ins Elektrozeitalter bezahlen", sagt der Vorstand. Zwar ist der Octavia deshalb noch vergleichsweise konventionell gestrickt, startet aber deshalb zumindest als Plug-in-Modell. "Auch bei der Digitalisierung machen wir große Schritte", verspricht Maier.
Das ist uns aufgefallen: Von wegen Kompaktklasse! Zwar nutzt der Octavia wie der Golf den modularen Querbaukasten des VW-Konzerns, doch geht es im Innenraum ungleich geräumiger zu: Fünf Zentimeter mehr Radstand als der VW und in der Länge auf 4,69 Meter gewachsen, stößt der Octavia klar an die Grenze zur Mittelklasse und bietet mehr Platz als jedes andere Auto in diesem Segment. Wo sich Erwachsene im Fond des Golf arg einschränken müssen, können die Mitfahrer im Octavia noch die Beine übereinander schlagen. Und nachdem es schon der Vorgänger zum Lademeister seiner Klasse gebracht hat, legt der Kofferraum beim Generationswechsel noch einmal zu: 640 Liter passen jetzt hinter die große Klappe.
Es ist aber nicht nur das Format, auch bei der Form geht Skoda eigene Wege. Außen sowieso und innen diesmal auch: Wo VW Touchscreens und Sensorfelder aufbietet und den Fingern kaum mehr Halt gibt, feiert Skoda die Freude an der Haptik. Natürlich bietet auch der neue Octavia digitale Instrumente. Schiebedach und Innenraumbeleuchtung arbeiten per Touch-Steuerung. Über der Mittelkonsole thront freistehend ein großer Bildschirm, auf dem man mit den Fingerkuppen durch eine Online-Navigation surft oder einen eigenen App-Store browst. Und darunter gibt es wie bei VW eine Art "Slider", auf dem man mit einer Wischgeste Lautstärke oder Temperatur verändert. Aber Skoda hat auch ein neues Lenkrad entwickelt, das in jeder Hinsicht gegen den Trend geht: Es hat nur zwei statt der üblichen drei Speichen und in diesen drehen sich zwei andernorts längst ausgemusterte Walzen für die Menüauswahl. Mit der lassen sich die Bedienbefehle viel intuitiver und präziser erteilen als mit den neumodischen Eingabemethoden.
Sosehr der Octavia mit solchen Details auffällt und aus der Masse sticht, so unauffällig ist das Fahrverhalten. Weil er es ähnlich wie der Golf besonders vielen Kunden recht machen will, leistet er sich dabei keinen starken Charakter und bietet deshalb nur grundsolide Basismobilität. Zwar ermöglichen unterschiedliche Fahrprofile und variable Dämpfer ein paar Variationen - aber so souverän der Skoda auch fahren mag und so flott der Testwagen mit dem 2,0 Liter großen und 150 PS starken Diesel auch unterwegs ist - Erregung stellt sich da nicht ein. Aber eine beruhigende Wirkung kann bei so manchem Familienausflug auch nicht schaden.
Das muss man wissen: Anders als der Golf startet der Octavia als Combi, weil diese Karosserievariante in Deutschland das Gros der Verkäufe ausmacht. Die Limousine, die 700 Euro weniger kostet und mit 600 Litern einen kaum kleineren Kofferraum bietet, wird deshalb erst ein paar Wochen später ausgeliefert. Die Preise beginnen zunächst bei stolzen 28.060 Euro, weil Skoda erst mal die stärkeren Motoren anbietet. So gibt es anfangs nur einen 150 PS-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und einen 2,0-Liter-TDI-Motor, der 115 oder - wie im Testwagen - 150 PS leistet und dann bis zu 222 km/h erreicht.
Später gibt es den 150 PS-Benziner erstmals auch als Mild-Hybrid, außerdem schieben die Tschechen einen Basis-Benziner mit drei Zylindern und 110 PS sowie ein Spitzenmodell mit 190 PS nach. Und sie setzen auf mehrere alternative Antriebe: Es wird den Octavia deshalb wieder als Erdgasmodell und erstmals als Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 204 PS und einer elektrischen Reichweite von 60 Kilometern geben. Auch das Sportmodell RS pendelt künftig zwischen Zapf- und Ladesäule und will mit 245 PS auf der einen und bis zu 60 lokal emissionsfreien Kilometern auf der anderen Seite Vernunft und Vergnügen vereinen, außerdem stehen Varianten mit Allradantrieb sowie der aufgebockte Abenteuerkombi Scout auf dem Plan.
Das werden wir nicht vergessen: Die vielen Ideen aus der Rubrik Simply Clever, die den Tschechen offenbar nie ausgehen. Der Octavia überrascht ein weiteres Mal mit Taschen an den Rückseiten der Vordersitze, die nun maßgeschneidert sind für Tablet-Computer. Außerdem hat er einen neuen Einfüllstutzen für den AdBlue-Tank der Dieselvarianten, sodass man an der Tankstelle den Abgas-säubernden Harnstoff aus der Lkw-Pistole zapfen kann und nicht mehr mit Kanistern hantieren muss. Auch nett: Der kleine Besen für den Winterdienst, der als Ergänzung zum Regenschirm aus der Fahrertüre auf der Beifahrerseite im Blech steckt. Schnee von gestern? Dann lohnt ein Blick an den Fuß des Rückspiegels, an dem Skoda eine weitere USB-Ladebuchse integriert hat: damit Digital Natives ohne lästigen Kabelsalat eine Dashcam anschließen können.
Hersteller: | Skoda |
Typ: | Octavia Combi |
Karosserie: | Kombi |
Motor: | Vierzylinder-Turbodiesel-Direkteinspritzer |
Getriebe: | Siebengang-Doppelkupplungsautomatik |
Antrieb: | Frontantrieb |
Hubraum: | 1968 ccm |
Leistung: | 150 PS (110 kW) |
Drehmoment: | 360 Nm |
Von 0 auf 100: | 8,8 s |
Höchstgeschw.: | 222 km/h |
Verbrauch: | 3,7 l/100 km |
CO2-Ausstoß: | 97 g/km |
Leergewicht: | 1487 kg |
Kofferraum: | 640 Liter |
umgebaut: | 1700 |
Maße: | 4689 / 1829 / 1468 |
Preis: | 32.380 Euro |
Thomas Geiger ist freier Autor und wurde bei seiner Recherche von Skoda unterstützt. Die Berichterstattung erfolgt davon unabhängig.