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Skoda Yeti: Die richtige Größe

Skoda Yeti Sympathischer Kumpeltyp

Lange Zeit war Reinhold Messner einer der wenigen, die behaupteten, den Yeti gesehen zu haben. Inzwischen ist das nichts Besonderes mehr: Seit Skoda einen Kompakt-SUV namens Yeti verkauft, ist der Typ auch hierzulande präsent. SPIEGEL ONLINE war mit ihm unterwegs.

Wenn es um die Benennung von geländegängigen Autos geht, ist häufig der Buchstabe X im Spiel (BMW X1, Suzuki SX4, Hyundai ix35) - offenbar weil der Leser gleich 4x4 assoziieren soll, also die Formel des Allradantriebs. Auch bei Skoda hießen die bisherigen Allradmodelle ganz schlicht Octavia 4x4 und Superb 4x4; für das jüngste Fahrzeug dieser Gattung jedoch wurde die tschechische VW-Tochter etwas kreativer: Yeti nannten die Verantwortlichen das Auto - wie das "gleichnamige Fabelwesen aus dem Himalaja-Gebirge", mit dem sich gleich mehrere Eigenschaften teile. Das Auto "ist kräftig, hilfreich und vor allem anpassungsfähig".

Soweit der sprachlich-marketingmäßige Exkurs zu einem Pkw, der allerdings tatsächlich etwas mehr ist als einfach nur ein weiteres neues Modell auf einem ohnehin schon unübersichtlichen Markt. Dass insbesondere in der grotesk aufgeblähten SUV-Klasse die Fahrzeuge in jüngster Zeit etwas kleiner und kompakter werden, hat sich ja herumgesprochen. Der 4,22 Meter lange Skoda Yeti folgt jedoch darüber hinaus dem Prinzip der optimalen Raumausnutzung. Wohl kein anderer Kompakt-SUV bietet so viel Raum für Insassen und Gepäck auf derart geringer Grundfläche; und darüber hinaus sorgt das geradlinige, kastige Design für ein überraschend großzügiges Raumgefühl, wenn man erst einmal im Auto sitzt.

Trotz dieser nüchternen, an praktischen Ansprüchen ausgerichteten Stilistik ist der Skoda Yeti optisch kein Langweiler. An der Frontpartie zum Beispiel sind die beiden großen Rundscheinwerfer das belebende Designelement; an der Silhouette fallen die breite B-Säule und die unorthodoxe Fenstergrafik auf, und am Heck sorgt das scheinbar umlaufende Glasband der Rückscheibe für jenen ästhetischen Reiz, der den Wagen interessant anzuschauen macht. Der Skoda Yeti ist damit ein gutes Beispiel für Autodesign, das ohne Affektiertheiten auskommt.

Wer mit dem Yeti ins Gelände will, dürfte sich über den Allradantrieb freuen. Das System funktioniert mittels einer elektrohydraulischen Haldexkupplung, die direkt an der Hinterachse platziert ist und je nach Fahrsituation und Traktion an den einzelnen Rädern bis zu 90 Prozent des Vortriebs an die Hinterräder leitet. Braucht man das? Bei mindestens 90 Prozent aller Fahrten in den gemäßigten Breiten natürlich nicht. Skoda weiß das und bietet den Yeti deshalb auch in zwei Motorisierungen mit Frontantrieb an, wobei diese Modelle auch noch um 1800 Euro günstiger sind.

Der Einstiegsmotor ist eine passable Wahl

Wir fuhren das Einstiegsmodell der Yeti-Baureihe, selbstverständlich mit Frontantrieb und unter der Motorhaube mit einem 1,2-Liter-TSI-Vierzylinder-Benziner, der 105 PS leistet. Das Modell mit Sechsgang-Schaltgetriebe in der einfachsten Ausstattung kostet 17.990 Euro - ein Sonderangebot ist der Wagen also nicht, was umso mehr gilt, seit der Dacia Duster auf dem Markt ist.

Andererseits braucht es eigentlich auch nicht mehr Yeti. Die Maschine mit Benzindirekteinspritzung und Turbolader ist zwar kein Ausbund an Temperament, aber doch kräftig genug, um das Auto auch mit vier Insassen und Gepäck angemessen voranzubringen. Das Geräuschniveau bleibt dabei erfreulich niedrig, der von Skoda angegebene Durchschnittsverbrauch von 6,6 Liter allerdings ist wohl nur als Alleinfahrer auf Schleichfahrt zu erreichen. Unser Testwagen genehmigte sich im Schnitt 7,7 Liter, was keinesfalls mehr das Adjektiv sparsam verdient. Die Motorenpalette wird übrigens von einem weiteren Benziner mit 160 PS sowie drei Turbodiesel-Motoren mit 110, 140 oder 170 PS ergänzt.

Gespart wird an silikongedämpften Haltegriffen

Skoda ist die Billigmarke im VW-Konzern, obwohl das nie jemand so klar formulieren würde. Stattdessen sprechen die Skoda-Leute stets vom besonderen "Preis-Wert-Verhältnis" ihrer Produkte. Auch für den Yeti trifft dies zu, allerdings muss man schon genau hinschauen, um ein paar Kleinigkeiten zu entdecken, die den Wagen zum Beispiel von einem VW unterscheiden. Die sehr schlichten Getränkehalter - einfache Plastikvertiefungen in der Mittelkonsole - sind beispielsweise so ein Detail, vielleicht auch das eher klein geratene Handschuhfach und ganz sicher die Dachhaltegriffe, die mit Schwung und einem lauten Klack in die Ausgangsstellung zurückklappen. Bei VW war Ex-Vorstandschef Ferdinand Piëch einst kaum zu bremsen, als er die Vorzüge silikongedämpfter Dachhaltegriffe erläuterte.

Eine Kaufentscheidung wird von solchen Marginalien sicher nicht abhängen. Und überhaupt ist das nicht das Problem des Skoda Yeti, denn der Wagen verkauft sich prima. In den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt bereits 4197 Modelle neu in Deutschland zugelassen - das sind deutlich mehr als von Konkurrenten wie Ford Kuga oder Toyota RAV-4. Weil die Tendenz insgesamt so positiv ist, plant Skoda bereits einen Kapazitätsausbau im Werk Kvasiny, wo der Yeti gebaut wird. Das übrigens liegt weit entfernt von der ursprünglichen Yeti-Heimat Himalaja, aber immerhin in den Ausläufern des Riesengebirges.

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