Smart mit Start-Stopp-Automatik Einfach mal abschalten
Das Kürzel MHD steht bislang meistens für Mindesthaltbarkeitsdatum. Bei Daimler bedeuten die Buchstaben neuerdings "Micro Hybrid Drive" - und die umweltfreundliche Technologie könnte das Verfallsdatum des Cityflitzers Smart tatsächlich in die Zukunft verschieben. Mit einem richtigen Hybridantrieb à la Toyota Prius hat MHD allerdings nichts zu tun. Es handelt sich um eine relativ simple Start-Stopp-Automatik. Sie schaltet den Motor des Wagens etwa an der roten Ampel oder im Stau automatisch ab und wirft ihn ohne Zutun des Fahrers wieder an, sobald es weiter geht. Das senke den Verbrauch im Straßenverkehrs-Alltag um bis zu 13 Prozent, sagt der zuständige Projektleiter Stefan Kehrt.
Das ist zwar nicht neu - BMWs Spritspartechnik "Efficient Dynamics" verspricht ähnliches. Doch habe Smart die komfortablere und zugleich sparsamere Lösung gefunden, behauptet Entwickler Kehrt. Anders als im BMW 1er funktioniert die Start-Stopp-Automatik im Smart ohne Zutun des Fahrers: Der muss weder die Kupplung treten, noch einen Gang heraus nehmen, sondern einfach nur bremsen. Noch bevor der Wagen endgültig steht, schaltet die Elektronik ungefähr im Schritttempo den Motor ab. "So haben wir die Häufigkeit und die Länge der Auszeiten maximiert", sagt Kehrt.
Statt des charakteristischen Dreizylinder-Knatterns hört man dann nur noch das Radio, die Lüftung oder einfach - nichts. Sobald der Fuß aber aufs Gaspedal wechselt, ist die alte Geräuschkulisse wieder da, und der Motor schnurrt munter drauflos. Dabei muss niemand den Rückfall in alte Zeiten fürchten, aus denen Smart-Fahrer der ersten Generation so manche Gedenksekunde gewohnt sind. Denn die neue Kombination aus Anlasser und Lichtmaschine wirft den Motor über einen Riementrieb so schnell wieder an, dass Blitzstart durchaus der passende Begriff ist.
Ab Dezember gibt es Micro Hybrid Drive Smart zunächst mit der 71 PS-Variante des Benziners, für einen noch nicht spezifizierten, Aufpreis. Der Durchschnittsverbrauch wird dank der gelegentlichen Auszeiten von 4,7 auf 4,3 Liter sinken. Aber dabei soll es nicht bleiben. "Mittelfristig kann ich mir diese Technik vielleicht abgesehen vom Smart Brabus auch in allen anderen Modellen vorstellen", sagt Markenchef Anders Jensen.
Start-Stopp-Problematik bei Dieselmodellen
Am grünsten würde durch MHD die Dieselversion. Schließlich ist der Selbstzünder mit einem Durchschnittsverbrauch von 3,3 Litern und einem CO2-Ausstoß von 88 Gramm schon jetzt das sparsamste Serienauto. Mit der Start-Stopp-Automatik könnte er vielleicht sogar werbewirksam unter drei Liter kommen. Doch das ist nicht ganz einfach, sagt Daimler-Entwickler Axel Nirk: Erstens wären die acht Prozent Sparpotenzial des Benziners rein rechnerisch zu wenig, zweitens lässt sich ein Selbstzünder einfach schwerer starten. "Das weiß jeder, der schon mal versucht hat, einen Diesel anzuschieben", so Nirk.
Bei der Frage, wann MHD in Mercedes-Modellen zum Einsatz kommt, hält sich Daimler noch bedeckt. "Wir haben dieses Thema im Visier und werden solche Lösungen künftig in allen Baureihen anbieten", sagt Vorstand Thomas Weber. Beginnen werde man mit den Benzinern, doch auch die Diesel würden folgen. "Das ist nur noch eine Frage der Zeit, und dabei reden wir nicht mehr über Jahre".