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Autogramm Toyota C-HR: Hübsch? Hässlich? Hauptsache anders!

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Autogramm Toyota C-HR Artig anders

Toyota gönnt sich einen Freak in der Familie: Beim SUV-Coupé C-HR brach der Hersteller mit seinem Langweiler-Image und ließ die Designer von der Leine. In einer Hinsicht bleibt allerdings alles beim Alten.

Der erste Eindruck: DAS ist ein Toyota? Wie ist das möglich?

Das sagt der Hersteller: "Es war fast schon ein Kinderspiel", wundert sich Hiroyuki Koba. Dass der Projektleiter bei der Entwicklung des C-HR beinahe Narrenfreiheit genoss, lag wohl vor allem an einer Ansage von Konzernboss Akio Toyoda: Der hatte seinen Kunden ein Ende des langweiligen Designs versprochen.

Koba war also mit einem Freibrief des Vorstands ausgestattet und konnte sich die üblichen Diskussionen mit dem Toyota-Management ersparen, an deren Ende meistens eine Konsenskarosserieform herauskam."Früher", sagt er, "wäre so ein Auto bei Toyota nicht möglich gewesen".

Über das Ergebnis der neuen Freiheiten lässt sich streiten. "Zumindest haben wir endlich mal wieder ein Auto, das auffällt, über das man spricht und zu dem man überhaupt eine Meinung hat", fasst es ein Manager aus der deutschen Toyota-Zentrale in Köln zusammen.

Das ist uns aufgefallen: Endlich wach! Während einen bislang bei der Annäherung an einen Toyota spätestens beim Blick ins Cockpit eine bleischwere Müdigkeit übermannt hat, ist man beim C-HR auch nach dem Einsteigen noch putzmunter. Denn statt einer grauen Plastikwüste ist man in dem kleinen Geländewagen von einer bunten Kunststofflandschaft umgeben.

Es gibt ein auffälliges Relief in den Konsolen und ein elektrisierend blaues Leuchtband, das sich quer übers Armaturenbrett zieht. Dazu ein großer, hübsch inszenierter Touchscreen, sportlich konturierte Sitze und eine hohe Mittelkonsole. Prompt fühlt man sich wie der Pilot eines Raumschiffs, und nicht wie ein Fahrbeamter in einem Fließbandauto.

Der Toyota C-HR im Video:

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Was Koba hier zusammen mit seinen Designern geschaffen hat, sieht wirklich gut aus. Und je länger man hinschaut, desto öfter muss man angesichts der fast schon pedantischen Liebe zum Detail schmunzeln: Dass das angedeutete Diamantenmuster der Karosseriesicken nicht nur in den Türtafeln übernommen wurde, sondern sich sogar im Dachhimmel und in den Türausschnitten wiederfindet, hätte man Toyota nicht zugetraut.

Allerdings wurde das Bemühen ums Anderssein bisweilen auch übertrieben. So gibt es zwar einen 377 Liter fassenden, überraschend großen Kofferraum, aber rund um den Fahrer so gut wie keine Ablagen. Wenn die beiden Becherhalter besetzt sind, findet man schon fürs Smartphone keinen Platz mehr. Und was nützen den Hinterbänklern die unerwartet großen Freiheiten für Köpfe und Knie, wenn die Fenster so klein sind, dass man sich in einer geräumigen Dunkelkammer wähnt? Die am oberen Rand versteckten Griffe der hinteren Türen sind außerdem nicht nur ungewohnt, sondern auch unpraktisch. Vorn hat der Fahrer einen schlechten Ausblick und mangelnde Sicht.

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Autogramm Toyota C-HR: Hübsch? Hässlich? Hauptsache anders!

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Ebenfalls auffällig ist der Kontrast zwischen Auftritt und Antrieb. Denn so vorlaut der C-HR auch aussieht: Beim Fahren gibt er den Leisetreter. Erst recht, wenn man die in diesem Segment - abgesehen vom Kia Niro - ziemlich einzigartige Hybridvariante wählt. Technisch ist der Antrieb mit dem des Prius identisch. Der C-HR kommt also auf 122 PS und kämpft sich mit der stufenlosen Automatik tapfer durch den Stadtverkehr: Mal elektrisch, mal mit vereinten Kräften und mal munter rekuperierend, ist er eher von der gemütlichen Sorte, gönnt sich 11,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h und lässt es bei Tempo 170 auch schon wieder gut sein.

Fahrspaß geht anders, und zum jungen Wilden taugt der C-HR damit auch nicht. Aber weil SUV ohnehin meist in der Stadt gefahren werden, passt der Hybrid doch ganz gut. Vor allem gleicht diese "vernünftige" Entscheidung das schlechte Gewissen wegen der "unvernünftigen" Wahl eines SUV aus.

Das muss man wissen. Als Benziner mit 1,2 Litern Hubraum und 116 PS startet der in der Türkei gebaute Geländewagen, dessen Kürzel C-HR mit "Coupé High Rider" übersetzt wird, ab Ende Januar zum Preis von 21.990 Euro. Für mindestens 25.690 Euro gibt es den Wagen anstatt mit knackigem Schaltgetriebe mit einer nervigen CVT-Automatik, die man eigentlich nur aus einem Grund bestellen sollte: Nämlich dann, wenn man für weitere 2000 Euro Aufpreis einen Allradantrieb haben möchte.

Die Preise für die Hybridvariante beginnen bei 27.390 Euro, beinhalten dann aber auch schon Extras wie die automatische Notbremsfunktion samt Verkehrszeichenerkennung und die aufgrund des Fonddesigns unverzichtbare Rückfahrkamera. Damit ist der C-HR Hybrid um gut 700 Euro billiger als der Prius, zugleich aber auch 3000 Euro teurer als das Benzinmodell.

Das werden wir nicht vergessen: Das Design. Endlich mal ein Toyota, der in Erinnerung bleibt. Projektleiter Koba hat also vieles richtig gemacht. Man wünscht sich, dass er und seine Kollegen öfter die Gelegenheit bekommen, so mutig zu sein - dann unterlaufen ihnen bestimmt auch weniger handwerkliche Fehler. Denn auch bei einem aufregenden Auto darf es funktionierende Griffe für die Fondtüren geben und ein bisschen Überblick nach hinten.

Hersteller:Toyota
Typ:C-HR
Karosserie:SUV
Motor:Vierzylinder-Benziner + Elektromotor
Getriebe:stufenlose Automatik
Antrieb:Front
Hubraum:1.798 ccm
Leistung PS:98 PS
Leistung kW:72 kW
Leistung PS (E-Motor):72 PS
Leistung kW (E-Motor):53 kW
Drehmoment:142 Nm
Drehmoment (E-Motor):163 Nm
Von 0 auf 100:11 Sek.
Höchstgeschw.:170 km/h
Verbrauch (ECE):3,8 Liter
CO2-Ausstoß:86 g/km
Kofferraum:377 Liter
Gewicht:1.380 kg
Maße:4350 / 1790 / 1570
Preis:27.390 €
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