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Toyota Land Cruiser: Allrad-Methusalem

Toyota Land Cruiser Hightech-Haudegen fürs Gelände

Leiterrahmen, Allradantrieb, Rustikal-Diesel - der Toyota Land Cruiser wirkt wie ein Relikt aus dem Pleistozän des Automobilbaus. Auch das jüngste Modell, Kenner sprechen vom LC 150, bleibt dem seit 1951 bewährten Prinzip treu. SPIEGEL ONLINE fuhr den Berg von einem Auto Probe.

Würde das Retro-Kaufhaus Manufactum auch Autos anbieten, der Toyota Land Cruiser wäre vermutlich im Angebot. Der Allradler ist ein Modell nach dem Motto: Es gibt sie noch, die guten, alten Fahrmaschinen. 1951 debütierte der erste Toyota BJ, seit 1955 trägt die Baureihe den Namen Land Cruiser; mehr als fünf Millionen Exemplare wurden bis heute abgesetzt. Damit ist das Modell der meistverkaufte Geländewagen der Welt. Jetzt geht die jüngste Variante an den Start, die auf das interne Kürzel LC 150 hört.

Fahrwerk, Motor, Ausstattung - das neue Modell wurde in zahlreichen Punkten verbessert; zugleich aber rührten die Entwickler zentrale Merkmale des Allrad-Methusalems nicht an. Nach wie vor etwa basiert der Land Cruiser auf einem klassischen Leiterrahmen, dessen Steifigkeit allerdings verbessert wurde. Beim einzig verfügbaren Motor handelt es sich um den bewährten Vierzylinder-Turbodiesel mit drei Liter Hubraum und 173 PS, bei dem Einspritzanlage und Abgasrückführung so optimiert wurden, dass nun ein offizieller Durchschnittsverbrauch von 8,1 Litern (214 Gramm CO2 je Kilometer) dabei heraus springt.

Geblieben ist auch die robuste Optik, an der alles - Türgriffe, Trittbretter, Kühlergrill etwas größer als eigentlich nötig zu sein scheint. "Ein kraftvolles Erscheinungsbild", sagt Toyota Sprecher Tim Fronzek dazu. 4,76 Meter Länge und je zirka 1,90 Meter in Breite und Höhe sind die Maße des Fünftürers. Immerhin wurde durch aerodynamische Feinarbeit der cW-Wert des Zweieinhalbtonners von vormals 0,37 auf jetzt 0,35 gesenkt. Das spart Sprit und senkt die Windgeräusche. Fast schon übertrieben modisch wirken beim neuen Land Cruiser die in die Außenspiegelgehäuse integrierten Blinker, die LED-Heckscheinwerfer, das jetzt separat zu öffnende Heckfenster oder der Dachspoiler.

Ein Auto, gut abgehangen und frei von Geplänkel

Dass der Wagen in den vergangenen knapp 60 Jahren Bauzeit in Ruhe reifen konnte, merkt man schon nach den ersten Kilometern. Im Stadtverkehr lässt sich das massige Trumm überraschend leicht manövrieren, weil die Enden der Karosserie klar erkennbar sind. Bei flotterer Fahrt erfreut das Auto durch ein vergleichsweise geringes Geräuschniveau und in hurtig genommenen Kurven bleibt der Aufbau angenehm waagerecht, was am Kinematic Dynamic Suspension System (KDSS) liegt - und schon sind wir mitten in der Abteilung Hightech gelandet.

Man darf sich nicht täuschen lassen: Unter der rustikalen Schale sitzt ein elaborierter Kern. Der neue Toyota Land Cruiser vereint in der Topausstattung namens Tec-Edition (ab 65.500 Euro) alles, was die Traktionswissenschaft heute hergibt und macht Geländefahrten beinahe zum Kinderspiel.

Erst einmal muss man allerdings ein paar neue Kürzel und Begriffe lernen: AHC heißt die aktive Niveauregulierung, AVS das aktive Dämpfungssystem, dazu kommen das Multi-Terrain-Select-Sytem, die Crawl-Control und der Multi-Terrain-Monitor.

Crawl Control und Außenkameras

Kurz zusammengefasst helfen die Systeme dabei, das Auto möglichst perfekt auf den jeweiligen Untergrund abzustimmen und das Vorwärtskommen in Schlamm und Sand oder auf Schotter, Schnee und Asphalt so kontrolliert wie möglich zu machen. Besonders hervorzuheben ist die sogenannte Crawl Control, die beim Fahren mit Geländeuntersetzung aktiviert werden kann und dann das Auto in fünf wählbaren Tempi zwischen 1,8 und 5,4 km/h gleichmäßig und unbeirrt auch durch wildestes Gelände bugsiert, während der Fahrer nichts weiter zu tun braucht als zu lenken.

Und der Multi-Terrain-Monitor zeigt bis zu einem Tempo von 15 km/h mittels vier Kameras das unmittelbare Umfeld des Autos an, so dass der Fahrer ohne auszusteigen erkennen kann, wie nahe er gerade dem Baumstumpf, dem Felsblock oder der Klippe gekommen ist.

Braucht man so was? Im Autoalltag gewiss nicht, doch der Land Cruiser werde, so heißt es bei Toyota, überdurchschnittlich oft tatsächlich im Gelände bewegt. Da kann es dann durchaus hilfreich sein, wenn der Wagen von alleine da wieder heraus kommt, wohin ihn ein übereifriger Abenteurer am Lenkrad gebracht hat. Versierte Offroader jedoch dürften ob der Phalanx an elektronischen Hilfssystemen die Nase rümpfen, denn nun kommt man auch ohne großes Feingefühl im Gasfuß durch heikle Passagen.

Neue Topversion - eher bescheidene Absatzerwartungen

Weil sich beim bisherigen Land-Cruiser-Modell mehr als die Hälfte aller Kunden in Deutschland für die Topversion entschieden haben, gibt es für die neue Generation ein weiteres Highend-Ausstattungsniveau, bei dem die erwähnten Systeme alle schon an Bord sind. Das untere Ende der Preisskala markiert die dreitürige Variante in der Basisausstattung (sieben Airbags, ABS, sperrbares Mitteldifferenzial, ESP) mit Sechsgang-Schaltgetriebe für 36.950 Euro, die Fünfstufen-Automatik kostet 2200 Euro Aufpreis.

Mindestens 700 Land Cruiser plant Toyota im kommenden Jahr in Deutschland zu verkaufen. Das sind zirka ein Drittel weniger, als noch vor einigen Jahren, doch angesichts des kompromisslosen Geländewagenkonzepts ist das in einem Land mit engmaschigem Straßennetz und vergleichsweise wenigen Großgrundbesitzern doch noch ganz ordentlich.

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