Toyota Prius Doppelspitze auf Diät

Kein anderes Serienfahrzeug mit Benzinmotor ist so sparsam und sauber. Der Trick des neuen Toyota Prius: Er hat noch einen zweiten Motor unter der Haube. Der läuft mit Elektrizität und passt auf, dass der Spritfresser strenge Diät hält.

Das erste Serien-Hybridauto der Welt wird ab 10. Februar 2001 in Deutschland angeboten. Toyota verkauft den Prius bereits seit drei Jahren in Japan (mehr als 45.000 Exemplare) und seit Juli in den USA (rund 12.000 Fahrzeuge). Hier zu Lande sollen im kommenden Jahr insgesamt 1500 Modelle abgesetzt werden. Wenn die Benzin-Preisspirale weiter rotiert, könnte das klappen. Denn das Auto drückt den Verbrauch auf Werte, die sonst nur TDI-Motoren erreichen.

Das Antriebssystem des Prius funktioniert folgendermaßen: Je nach Fahrsituation treibt der Elektromotor, der Benzinmotor oder beide Motoren zugleich das 1250 Kilogramm schwere Fahrzeug an. Ein Computer regelt, wann welche Antriebsart ideal ist. Im Schubbetrieb, beim Bergabfahren oder beim Bremsen wird die überschüssige Energie dazu genutzt, die Batterien aufzuladen, die hinter der Rücksitzbank installiert sind. So braucht der Wagen nie an die Steckdose, sondern lediglich - wie ein "ganz normales" Auto - an die Tankstelle.

Auch im Fahrbetrieb benimmt sich der Wagen völlig normal. Einsteigen, Zündschlüssel drehen, den Schaltgriff der stufenlosen Automatik rechts neben dem Lenkrad auf "D" stellen, schon rollt das Auto lautlos an. Der zentral im Armaturenbrett angeordnete Monitor, über den zum Beispiel auch die Klimaanlage oder das Radio gesteuert werden, gibt bekannt, dass der Elektromotor den Antrieb übernommen hat.

Wird der Gasfuß stärker durchgedrückt, brummt der 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner auf und verstärkt den Vorwärtsdrang. In dem Moment, wo der E-Motor seinem "Kumpel", dem B-Motor, nicht mehr helfen kann, übernimmt der Benziner alleine den Vortrieb. Hin und wieder darf sich der Fahrer darüber freuen, wie ein grüner Pfeil Richtung Batterie signalisiert, dass Energie zurückgespeist wird. Das erinnert ein wenig an ein Perpetuum mobile.

Doch ganz so weit ist es noch nicht. Der Prius verbraucht im Schnitt 5,1 Liter bleifreies Benzin je 100 Kilometer und bläst lediglich 120 Gramm Kohlendioxid je Kilometer in die Luft. Damit erfüllt das Auto die Euro-4-Norm und pustet rund 40 Prozent weniger CO2 in die Atmosphäre als vergleichbare Benziner.

Toyota legt Wert darauf, dass hier nicht irgendein abgespecktes und spartanisch bestücktes Öko-Mobil vorgestellt wird, sondern ein vollwertiger Mittelklassewagen mit durchaus üppiger Ausstattung. Zwei Airbags gehören zum Beispiel ebenso dazu wie elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Klimaautomatik, Stereo-Audioanlage, Leichtmetallfelgen.

Die Sitzposition ist gut, das Platzangebot ebenfalls. Ungewöhnlich wirkt das Y-förmige Armaturenbrett mit den mittig angeordneten Instrumenten - immerhin hier wirkt der Prius futuristisch. Denn die Karosserie des Autos ist so unscheinbar geformt, dass kein Mensch auf die Idee käme, darunter sei zukunftsweisende Technik verborgen. Und dann steht das Auto auch noch auf mickrigen 14-Zoll-Rädern - es gibt wohl kein besseres automobiles Symbol für die Binsenweisheit, dass man vom Äußeren nicht auf das Innere schließen soll.

Am besten, man sitzt im Prius drin und fährt. Als Dauerhöchstgeschwindigkeit sind 160 km/h möglich, kurzfristig läuft der Wagen schneller, dann aber drosselt die Elektrik den Vorwärtsdrang, um zu verhindern, dass die Batterien völlig leergesaugt werden. Warum Toyota dem Prius einen Mini-Spoiler auf den Kofferraumdeckel schraubt, bleibt trotz des ausreichenden Toptempos ein Rätsel.

Der Prius, den zunächst voraussichtlich 200 der 800 Toyota-Händler anbieten werden, vorwiegend solche in städtischen Ballungsräumen, wird 44.400 Mark kosten. In der Farbe "Schneeweiß". Wer eine andere Kolorierung bevorzugt, muss 750 Mark zuzahlen.

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