Toyota Prius Revolution der Vernunft
Die Entwickler haben ihren Job erledigt, jetzt beginnt der mühsame Teil des Projekts "Hybrid-Revolution". Ganz besonders in Deutschland, wo die "Freude am Fahren"-Fraktion mit absoluter Mehrheit den Automarkt beherrscht. Dreiliter-Auto? Hybrid-Fahrzeug? Öko-Mobil? Bislang scheiterten alle Versuche, halbwegs umweltschonende Pkw in nennenswerten Stückzahlen auf den Markt zu bringen. Auch Toyota machte diese Erfahrung: Vom Hybridmodell Prius wurden seit 2000 gerade mal 1200 Exemplare in Deutschland verkauft. Der Wagen war zu lahm, zu hässlich, zu unbekannt - ein Auto wie ein Tofu-Bratling, weder Fisch noch Fleisch.
Ganz anders der neue Prius. Toyota hat ihn flott und fesch gemacht - bei zugleich geringem Verbrauch und Schadstoffausstoß, niedrigem Gewicht und einem sehr ordentlichen Platzangebot. Und damit dies auch bekannt wird, soll im neuen Jahr eine breit angelegte Werbekampagne für den Wagen starten. 2000 Prius-Modelle lautet das Verkaufsziel der Japaner für das kommende Jahr in Deutschland. Falls die angeblich vorhandene Reformbereitschaft auch auf Autokäufer zutrifft, müsste dies locker zu erreichen sein.
Was kann der Prius, was andere Autos nicht können? Vor allem Spritsparen und Abgase vermeiden. Der Durchschnittsverbrauch von 4,3 Litern ist unter normalen Umständen erreichbar. Selbst im eineinhalbstündigen Stop-and-go-Verkehr in Berlin mit kurzen Zwischenspurts auf der Stadtautobahn meldete der Bordcomputer am Ende lediglich 5,0 Liter Verbrauch. Kein anderer Serien-Benziner schafft auch nur annähernd diesen Wert.
Dem Prius gelingt dies, weil er neben dem Verbrennungsmotor noch einen Elektromotor besitzt, der den Wagen anrollen lässt sowie den Antrieb beim Langsam- oder Rückwärtsfahren übernimmt. Außerdem schaltet er sich immer dann ein, wenn der Fahrer maximale Leistung abruft, etwa beim Beschleunigen oder Überholen. Der Benziner wiederum übernimmt immer dann die Arbeit, wenn er bei hohen Drehzahlen seinen optimalen Wirkungsgrad erzielt, sonst treibt er den Generator an, der wiederum die Energie für den Elektromotor liefert. Sobald der Fahrer den Fuß vom Gas nimmt oder bremst, wird der Vierzylinder abgeschaltet und der Elektromotor fungiert als Generator, der die Bewegungsenergie in elektrische Energie umwandelt und die über der Hinterachse positionierte Batterie wieder auflädt. An eine Steckdose muss der Prius nie.
Das kluge Zusammenspiel der drei Antriebsarten (Verbrennungsmotor, Elektromotor mit Strom vom Generator, Elektromotor mit Strom aus der Batterie) wird ständig und in Sekundenschnelle der jeweiligen Fahrsituation angepasst. Wer mag, kann via Bordcomputer und Farbmonitor auf dem Armaturenbrett die Energie- und Kraftströme verfolgen. So komplex die Technik, so simpel ist sie zu bedienen. Der Prius fährt sich wie jedes andere Auto auch. Nur bequemer, denn es gibt keine Gangwechsel, kein Ruckeln und die Fahr- und Windgeräusche (cW-Wert 0,26) sind so niedrig wie bei kaum einem anderen Fahrzeug. Dazu kommt, dass der Wagen auf Grund des hohen Drehmoments des Elektromotors ähnlich forsch loslegt wie ein Dieselmodell. Der viel beschworene Fahrspaß jedenfalls wird vom Prius nicht getrübt.
Außerdem liegt der Wagen mit einer CO2-Emission von 104 g/km deutlich unter den Werten anderer "Spar-Mobile", wie etwa dem VW Golf 1,9 TDI (138 g/km) oder dem Opel Astra Eco4 (119 g/km). Etwaige Vorbehalte gegen den Reifegrad der Hybridtechnik räumt Toyota aus, indem es auf sämtliche Bauteile des Antriebssystems acht Jahre Garantie gibt.
Auch andere, gern gegen Hybridfahrzeuge angeführte Argumente, laufen beim neuen Prius ins Leere. Package-Nachteile? Gibt es nicht, denn der Fünftürer mit einem Radstand von 2,70 Meter ist vom Innenraum durchaus mit einem BMW 3er oder Audi A4 vergleichbar. Fünf Leute finden bequem Platz, und der Kofferraum ist mit 408 Liter Fassungsvermögen ebenfalls großzügig bemessen. Zudem können die Rücksitzlehnen flachgelegt werden, was das Ladevolumen auf maximal 1210 Liter erhöht. Hohes Gewicht? Bei einem Gesamtgewicht von 1,3 Tonnen kann davon auch keine Rede sein.
Das Design, bislang ein wesentliches Argument gegen den Prius, wurde für das neue Modell grundlegend geändert. Das Auto sieht modern und eigenständig aus, zeigt gefällig fließende Linien und einige elegante Details wie die großen, vertikal angeordneten Frontscheinwerfer oder das selbstbewusste Heck mit der geteilten Rückscheibe. Der Innenraum ist stringent und klar gestaltet, die Oberflächen sehen angenehm aus, lediglich die Sitze könnten besser geformt sein.
Sechs Airbags, ABS, elektronisches Stabilitätssystem, Traktionskontrolle, Schleudertrauma-Schutz auf den Vordersitzen, Radio-CD-Anlage, elektrisch betriebene Klimaanlage, elektrische Fensterheber und 16-Zoll-Leichtmetallfelgen gehören zu Standardausstattung. Toyota befreit den Prius damit endgültig von dem Vorurteil, Hybridautos seien Sparstrümpfe auf Rädern, die zur Hätschelung des Umweltgewissens auf jeglichen Komfort verzichten müssen. Quatsch. Hier steht ein Mittelklasse-Auto mit allem Drum und Dran.
"Diese Idee wird die Automobilindustrie verändern", sagen die Verantwortlichen bei Toyota. Und entsprechend hochfliegend sind die Pläne: Ab 2005 will das Unternehmen pro Jahr 300.000 Hybridautos weltweit verkaufen, binnen zehn Jahren soll es in jeder Pkw-Baureihe eine Hybridversion geben. Es scheint, als bahne sich tatsächlich eine Revolution an.
Fahrzeugschein
Hersteller | Toyota |
Typ | Prius |
Karosserie | Schrägheck-Limousine |
Motor | Vierzylinder-Benziner und Drehstrom-Synchronmotor |
Hubraum | 1497 ccm |
Leistung Benziner | 78 PS/57 kW |
Leistung Elektromotor | 68 PS/50 kW |
Drehmoment Benziner | 114 Nm |
Drehmoment Elektromotor | 400 Nm |
Von 0 auf 100 km/h | 10,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 170 km/h |
Durchschnittsverbrauch | 4,3 Liter |
Kofferraumvolumen | 410 Liter |
Kofferraumvolumen (umgebaut) | 1210 Liter |
Versicherung | 17 (HP), 17 (TK), 18 (VK) |
Preis | 23.900 Euro |