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VW Polo GTI: Sparsame Sause

VW Polo GTI Geiz im Grenzbereich

Der neue VW Polo GTI knackt zwar nicht alle Rekorde in der Klasse der aufgemotzten Kleinwagen - doch das 180 PS starke Auto ist das wohl sparsamste Modell in diesem Segment, 5,9 Liter auf 100 Kilometer sind durchaus ein respektabler Wert. SPIEGEL ONLINE war mit dem Polo GTI unterwegs.

In diesen Wochen rollt der neue Polo GTI an den Start. Der jüngste Kraftzwerg geht mit 180 PS ins Rennen - vor zwölf Jahren trat der erste VW Polo GTI noch mit 120 PS in 3000 Exemplaren an. Inzwischen planen die Niedersachsen mit deutlich größeren Stückzahlen - eine fünfstellige Anzahl pro Jahr wird es wohl werden.

Projektleiter Akram Damisi setzte auch beim neuen Modell auf die althergebrachte GTI-Tradition. Deshalb trägt das Auto den für die sportlichen VW-Modelle klassischen Wabenkühlergrill, um den sich ein feiner roter Streifen zieht. "Außerdem gibt es neue Seitenschweller, andere Auspuffendrohre, einen Diffusor und natürlich den kleinen Heckspoiler", beschreibt Damisi die äußeren Merkmale. Bei der Sitzprobe spürt man, dass auch innen umgebaut wurde: Die Sitze sind nicht nur tiefer ausgeschnitten, sondern tragen auch das typische Karomuster. Das unten abgeflachte Lenkrad liegt prima in der Hand, und wo man hinschaut, sieht man rote Ziernähte auf schwarzem Grund. Dazu gibt's ein bisschen Klavierlack auf den Konsolen und eine komplett in Schwarz gehaltene Innenverkleidung.

Unter der Haube folgt VW dem Trend zum Downsizing. Hatte der erste Polo GTI von 1998 einen 1,6-Liter-Motor, reichen dem neuen GTI-Typ für die Leistung von 180 PS vergleichsweise magere 1,4 Liter Hubraum. Möglich machen das die Benzindirekteinspritzung sowie die Kombination von Kompressor und Turbolader, die zugleich mit einem Drehmoment von 250 Nm für satte Beschleunigung sorgt.

Aber das ist nur ein Vorteil des TSI-Motors. Wichtiger ist sein knauseriger Umgang mit dem Sprit. "Gegenüber dem Vorgänger haben wir einen Verbrauchsvorteil von 25 Prozent erzielt", sagt Damisi. 5,9 Liter braucht die Maschine des Polo GTI auf dem Prüfstand und damit zwei Liter weniger als der Vorgänger. Selbst wenn man ordentlich Gas gibt, bleibt der Verbrauch stets unter zehn Liter.

Ein sportliches Auto, das zugleich als sparsam durchgeht

Das wird all jene Kunden freuen, die ihren Hang zum schnellen Fahren mit vernünftigen Argumenten kaschieren wollen. Wer das nicht vorhat, erlebt den Polo GTI sowieso vor allem als Fahrmaschine, die auf der Landstraße in ihrem Element ist: Während man mit Fingerstreichen an den Schaltwippen die sieben Stufen des Doppelkupplungsgetriebes zügig wechselt und der Motor muntere Drehzahlsprünge macht, prescht der GTI vehement voran. In 6,9 Sekunden hat man unter idealen Verhältnissen Tempo 100 erreicht.

Die freie, kurvige Strecke ist die Paradedisziplin des Wagens. Mit 15 Millimetern weniger Bodenfreiheit als das herkömmliche Modell und strammeren Federn liegt der Polo satt und sicher auf der Straße und folgt dank einer direkten Lenkung und der elektronischen Differentialsperre willig der Ideallinie. Ohne Mühe lässt er sich auch um enge Radien zirkeln. Nur bei hohem Tempo und schlechten Straßen wird der Segen zum Fluch: Dann rüttelt der GTI rüde über Bodenwellen und durch Schlaglöcher.

Im Polo GTI lebt der Geist des ersten Golf GTI fort

Keine 1,2 Tonnen schwer, 180 PS stark und 229 km/h schnell - damit ist der kleine Kraftmeier viel näher am originalen GTI-Gedanken als der aktuelle Golf, der gegenüber dem Polo vergleichsweise brav, bieder und trotz der 210 PS fast behäbig wirkt. Nur beim Preis ist das anders: Zwar ist der Golf GTI mit Doppelkupplungsgetriebe rund 6000 Euro teurer als der Polo GTI. Doch kostet der wiederum mit 22.500 Euro fast doppelt so viel wie das Basismodell der Kleinwagen-Baureihe; und grob umgerechnet mehr als dreimal so viel wie der erste Golf GTI von 1975 (13.850 Mark).

Andererseits kann sich der potente Polo trotz des happigen Preises im Feld der Wettbewerber sehen lassen. Konkurrenten wie der Renault Clio Sport (201 PS) oder der Corsa OPC (192 PS) sind zwar stärker, verbrauchen aber auch mehr Sprit - und sind zum Teil deutlich teurer.

Gerüchten über einen nochmals leistungsstärkeren Polo R erteilte VW übrigens eine definitive Absage. Die Begründung ist ganz einfach: Da, wo so ein Wagen in seinen Leistungswerten und beim Preis landen müsste, habe VW schon ein Auto, heißt es bei den Verantwortlichen. "Das heißt auch GTI, aber eben Golf GTI."

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