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VW Up: Jetzt geht's Up

VW Up Kleiner Schluckspecht

Die IAA-Show in Frankfurt war nur das Vorspiel: Ab 2. Dezember will VW den Markt der kleinen Autos aufmischen - mit dem Up, der 3,54 Meter kurz ist und keine 10.000 Euro kostet. Aber was hat der Hoffnungsträger wirklich zu bieten?

Die Zeiten, als Dean Martin mit der Vespa durch Rom kurvte, sind lange vorbei. Heute ist die Ewige Stadt am Tiber das Mekka der Kleinwagen. Nirgendwo auf der Welt sieht man so viele Fiat 500 und Renault Twingos, und nirgends hat Smart so gut Lachen wie in der italienischen Hauptstadt. Kein Wunder also, dass VW ausgerechnet zwischen Kolosseum und Petersdom zu den ersten Testfahrten mit dem neuen Up gebeten hat. Wenn der Kleine in diesem Terrain überzeugt, so das Kalkül, dann schafft er es überall.

Seine Sache macht der Up dabei nicht schlecht: Er ist wendig und handlich. Mit seinen 3,54 Metern Länge und 1,64 Metern Breite passt er nicht nur in jede Parklücke, sondern wuselt sich auch frisch und fröhlich durch den Verkehr. Zumindest nach vorne hat man auch im dichtesten Gewühl einen guten Überblick. Nur nach hinten verstellen das angeschnittene Seitenfenster und die schmale Heckscheibe ein wenig die Sicht.

Aber der Blick zurück ist ohnehin nicht Sache der Römer. Hier ist es allgemein geübter Konsens, dass der Hintermann darauf achtet, was sich vor ihm tut. Wer eine Lücke erspäht, muss sie nur schnell genug füllen. Mit dem Up geht das sogar recht gut. Keine 1000 Kilogramm schwer, kommt der kleine VW mit seinen neuen Dreizylindern flott in Fahrt. Zwar knurrt vor allem die 60 PS-Variante laut und vernehmlich. Und ein bisschen Drehzahl kann auch nicht schaden. Aber wer die spaßfreie Schaltempfehlung nur lange genug ignoriert, lernt sogar den Basismotor im Stadtverkehr als spritzig kennen.

Normverbrauch bleibt reine Theorie

Vor den Toren der Stadt wird die Sache dann schon ein wenig zäher: Bis Tempo 100 braucht der Up 14,4 Sekunden und auf der Autobahn ist bei 160 km/h Schluss. Wer es eilig hat, nimmt also besser die 75 PS-Version, die eine Sekunde flotter beschleunigt und 11 km/h schneller ist.

Was man dabei glatt vergessen kann, ist der Knauserverbrauch aus dem Labor. Mit aufpreispflichtiger Spritspartechnik ist der Up auf der Normrunde mit 4,2 Litern zufrieden. Und bei einer gemütlichen Landpartie mag man diesem Wert vielleicht mit viel Weitsicht sogar nahe kommen. Doch bei unserer Testrunde quer durch den Feierabendverkehr von Rom standen am Ende fast zehn Liter auf dem Bordcomputer. Und auch die Tour vor den Toren der Stadt haben wir nicht unter sechs Litern geschafft.

Jetzt, auf dem Weg zurück in die Via Veneto geht es nur im Schritttempo voran. Deshalb reicht die Zeit, den Wagen genauer unter die Lupe zu nehmen. "Außen klein, innen groß" - so umreißt Vertriebsmann Tobias Volkmer die Qualitäten des Wolfsburger Winzlings, und verweist auf den ungewöhnlich langen Radstand von 2,42 Metern. Die Rückbank taugt allerdings nur für den Nachwuchs, und selbst der muss sich schön schlank machen, wenn er an den Sesseln der ersten Reihe vorbei klettert. Aber vorne sitzt man nicht schlechter als in einem Polo oder Golf. Und der Kofferraum hinter der ungewohnt hohen Ladekante ist mit 251 Litern beim Up so groß wie bei der Konkurrenz in der Klasse darüber. Damit man ihn besser nutzen kann, gibt es einen doppelten Boden, der sich in zwei unterschiedlichen Höhen arretieren lässt. Und natürlich lässt sich auch die Rückbank des Viersitzers umklappen. Dann stehen 951 Liter zur Verfügung.

Der Up ist nicht billig

Dass der Up ein billiges Auto ist, wird selbst in Wolfsburg niemand ernsthaft behaupten. Mag sich Vertriebsmann Volkmer auch freuen, dass der Grundpreis jetzt 150 Euro unter der psychologischen Grenze von 10.000 Euro liegt. Dafür bekommt man aber nur die karge Ausstattungsvariante "take Up" ohne Handschuhfach, elektrische Fensterheber und Zentralverriegelung. Die Mehrzahl der Käufer dürfte den besser ausgestatteten "move Up" oder "high Up" wählen, der ohne Extras 10.650 beziehungsweise 12.450 Euro kostet. Der stärkere Motor kostet noch einmal 600 Euro extra, die in dieser Klasse einzigartige Notbremse für den Stadtverkehr bis Tempo 30 steht mit 590 Euro in der Liste, und für das herausnehmbare Navigationssystem Map & More werden - inklusive Radio - gut 700 Euro fällig.

Gerade in den etwas besser ausgestatteten Varianten sieht der Kleinwagen dafür aber innen nicht nur aus wie ein VW, sondern fühlt sich auch so an. Die Türen fallen satt ins Schloss, die Oberflächen wirken hochwertig, die Sitze sind bequem und straff gepolstert. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass VW bei der Entwicklung auf den Cent geschaut hat. So fehlt etwa dem Haltegriff die silikongedämpfte Feder und den integrierten Kopfstützen ein Verstellmechanismus. Auch das blanke Blech und die ungeschützte Ladekante im Kofferraum zeugen von Sparsamkeit. Aber das machen die Konkurrenten von Fiat, Nissan oder Ford nicht anders.

Viele Köder für junge Leute

Nur ein Auto zu entwickeln, sei heute aber zu wenig, sagt Vertriebsvorstand Christian Klingler, vor allem wenn man junge Leute erreichen will. Die ködert VW mit pfiffigen Extras wie dem Maps&More-System, auf dem genau wie bei einem Smartphone auch Apps installiert werden können, oder den up-Boxes mit dem passenden Zubehör für Stadtfahrten, Urlaubsreisen und den Windel-Wagen. Hinzu kommen spezielle Finanzierungsprogramme, in die auch Service und Versicherung integriert sind. Im besten Fall gibt es den Up so schon für weniger als 100 Euro im Monat.

"Mit unserem Kleinsten haben wir noch Großes vor", verkündet Pressesprecher Jochen Grüten. Viele der Modellvarianten, die VW auf der IAA gezeigt hat, sind längst beschlossene Sache. Das gilt für den Fünftürer genauso wie für die Elektro- und die Sportvariante, und sogar über den Buggy denkt man in Wolfsburg zumindest ernsthaft nach. Was dagegen nicht auf dem Plan steht, ist ein Diesel. "Der hat in dieser Klasse nur einen Marktanteil von drei Prozent, würde den Preis und die Steuer in die Höhe treiben und sich kaum rechnen", argumentiert Grüten. Stattdessen lenkt er den Blick auf den ab nächstem Jahr lieferbaren Eco-Up, den VW zum Erdgasauto umgerüstet hat. Der kommt auf einen CO2-Ausstoß von nur 79 g/km, man hat keinen Malus beim Finanzamt und man tankt für den halben Preis.

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