60 deutsche Autos Der NSU Ro 80

Hoch gelobt und tief gefallen: Der NSU Ro 80 war der Liebling der Massen auf der Internationalen Automobilausstellung 1967. Die Presse stimmte Jubelarien an. Aber dennoch floppte das Wunderwerk mit Wankelmotor - die Produktion des Wagens lief 1976 ohne Nachfolger aus.
Von Lasse Hinrichs

Es war ein Traumstart für den Ro 80. Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) 1967 in Frankfurt erntete die NSU-Limousine Lobeshymnen, die Fachwelt kürte den Wagen zum "Auto des Jahres" und die "Bild"-Zeitung titelte gar: "Ro 80 rettet die deutsche Autoehre - das erste wirklich neue Auto seit 30 Jahren." Unstrittig ist: In Design, Motorisierung und Fahrverhalten war der "Ro" eine positive Ausnahmeerscheinung.

NSU Ro 80: Ein Auto, das 1967 formal und technisch mindestens so revolutionär war wie beispielsweise zwölf Jahre zuvor der Citroën DS

NSU Ro 80: Ein Auto, das 1967 formal und technisch mindestens so revolutionär war wie beispielsweise zwölf Jahre zuvor der Citroën DS

Der kantigeren und klobigeren Konkurrenz wie Ford Taunus oder Opel Kapitän war der Ro 80 optisch um Jahre voraus. Die zeitlose und schlichte Formensprache aus der Feder von Claus Luthe - bahnbrechend. Das neue Antriebskonzept in Form des kleinen, ruhig laufenden Zweischeiben-Rotationsmotors  von Felix Wankel - revolutionär. Und auch das Fahr-, Lenk- und Bremsverhalten der NSU-Limousine galt als exzellent und sicher. Dennoch setzte sich der Ro 80 nicht durch. Warum?

Der Tragödie kurzer Schluss: Der Preis von 14.150 Mark (Startpreis 1967) erwies sich als zu hoch, die Beschleunigung als zu schlapp und das Wankel-Triebwerk als zu anfällig. Angeblich grüßten sich Ro-80-Fahrer auf der Straße mit erhobenen Fingern, deren Zahl anzeigte, wie viele Motoren sie bereits verschlissen hatten. Aber das sind nur Gerüchte. 1976 jedenfalls, nach 37.398 Modellen, stellte die Audi NSU AG (beide Unternehmen fusionierten 1969) die Fertigung ein - in der Presse kochten abermals die Emotionen hoch.

"Sein Unglück: Wunderwerke bestaunt man, beschreibt man, schwärmt von ihnen. Doch man benutzt sie nicht", trauerte "Zeit"-Autor und Ro-80-Fahrer Rainer Frenkel in einem Nachruf auf das Auto. Motorenerfinder Felix Wankel wurde von der Entscheidung ebenfalls äußerst hart getroffen. "Er sitzt völlig vergnatzt und verdattert am Bodensee und betrauert sein Lebenswerk", ließ damals der SPIEGEL einen Freund des Konstrukteurs zu Wort kommen.

Eine versöhnliche Fußnote aber bleibt. Der NSU Ro 80 gilt heute noch als wegweisend. Der Beleg: Das 37.398. Ro-80-Modell, das letzte hergestellte Fahrzeug dieses Typs, ist im Deutschen Museum in München zu bestaunen.

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten