60 deutsche Autos Der VW Fridolin

Trari-trara, die Post ist da. So naiv-fröhlich war es vielleicht wirklich - wenn der Postoberschaffner in den sechziger Jahren mit dem VW Fridolin vorfuhr - natürlich im sonnigen Farbton postgelb. Der Kleinlieferwagen wurde extra für die Bundespost entwickelt.

Woher der Name Fridolin kommt, ist bislang nicht zweifelsfrei geklärt. Angeblich soll ein Mitarbeiter der Firma Westfalia in Rheda-Wiedenbrück, wo der VW Typ 147 gefertigt wurde, das Auto mit dem Spitznamen bedacht haben, der sich dann rasch verbreitete und durchsetzte. Doch belegen lässt sich das nicht. Fest steht nur: Fridolin passt sehr gut zu diesem Auto, das keck und etwas linkisch aussieht und geradewegs aus einem Comic entsprungen scheint.

VW Fridolin: Auf sympathische Weise verunglückt wirkt das Design des VW Typ 147, der vor allem für die Bundespost gebaut wurde. Vorgestellt wurde der Wagen während der IAA 1963 im Innenhof der Oberpostdirektion in Frankfurt am Main

VW Fridolin: Auf sympathische Weise verunglückt wirkt das Design des VW Typ 147, der vor allem für die Bundespost gebaut wurde. Vorgestellt wurde der Wagen während der IAA 1963 im Innenhof der Oberpostdirektion in Frankfurt am Main

Tatsächlich war der Wagen ein Sammelsurium aus dem VW-Baukasten, mit Achsen, Motor und Getriebe vom Käfer, der Plattform des Karmann Ghia, den Scheinwerfern des VW 1500 und dazu zahlreiche Teile des VW Bus. Entwickelt und gebaut wurde das Auto nach den Vorgaben der Deutschen Bundespost, die Anfang der sechziger Jahre auf dem Markt für kompakte Lieferwagen kein passendes Modell für ihren Bedarf fand.

Der ehemalige Monopolist suchte nach einem einfachen und zuverlässigen Fahrzeug mit 400 Kilogramm Nutzlast, einem vom Fahrerplatz aus erreichbaren Laderaum von zwei Kubikmeter Volumen und mit zwei Schiebetüren, damit auch in engen Innenstädten leicht an die Postsendungen heranzukommen war.

So entstand der VW Typ 147, im Volksmund Fridolin geheißen, von dem zwischen 1964 und 1974 rund 7300 Exemplare bei Westfalia gebaut wurden. Der überwiegende Teil dieser Autos, mehr als 6100 Stück, war für den deutschen Markt bestimmt und mit dem klassischen Käfer-Boxermotor mit 1,2 Liter Hubraum und 34 PS ausgerüstet. Neben der Bundespost nutze übrigens auch die Lufthansa den Fridolin als Vorfeldwagen.

Die übrigen zirka 1200 Modelle des Typ 147 gingen an die Schweizer Post. Die allerdings orderte den Wagen mit dem 1,3-Liter-Motor mit 44 PS und bestand überdies darauf, dass sämtliche Modelle mit Standheizung ausgerüstet wurden. Ein feiner Zug gegenüber den Postboten, die so auch im Winter während der Pause nicht im Auto frieren mussten.

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