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Audi Pik Ass: Verzockt

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Audi Pik Ass Der hat keinen Stich gemacht

Die Automobilgeschichte ist voll von irren Studien, die erst begeisterten und dann verschwanden. SPIEGEL ONLINE zeigt die gewagtesten Visionen. Diesmal: ein Audi Pik Ass. Der Name passte, doch das Auto wurde kein Trumpf.

Ob die Verantwortlichen den Namen dieses Autos beim Skat erfanden? Ahnend, dass um die Serienfertigung des Konzeptautos gepokert werden würde im VW-Konzern? Jedenfalls wirkte der Audi Pik Ass zunächst wie ein Trumpf, den der Ingolstädter Hersteller auf der IAA 1973 zog. Danach machte das Auto aber keinen Stich - jedenfalls nicht für Audi.

Die Story der Studie beginnt in Osnabrück, wo die Karosseriebaufirma Karmann seit 1955 den Karmann Ghia auf Basis des VW Käfer fertigte. Anfang der Siebzigerjahre war den Entscheidungsträgern bei Karmann klar, dass dieser Wagen - wie der Käfer - keine große Zukunft mehr haben würde. Warum also nicht ein neues Coupé lancieren? Diesmal vielleicht für die aufstrebende Marke Audi? So holte sich Karmann das Einverständnis von Audi und gab bei Giorgio Giugiaros Firma Italdesign ein Coupé auf Basis des 1972 frisch auf den Markt gekommenen Audi 80 in Auftrag.

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Audi Pik Ass: Verzockt

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Es entstand der Audi "Asso di Picche", auf Deutsch Pik Ass. Entworfen bei Italdesign in Moncalieri, als Einzelstück gebaut bei Karmann in Osnabrück - und erstmals vorgestellt auf der IAA 1973 in Frankfurt am Main. Dort erregte der Wagen Aufsehen, niemand hatte zuvor einen derart feschen Audi gesehen.

Extrem flacher Keil

Das Konzeptauto trumpfte auf mit einer geduckten, keilförmigen Karosserie von nur 1,20 Meter Höhe; es beeindruckte mit breiten C-Säulen, die bis zur hintersten Kante des Fahrzeugs ausliefen. Die keck nach rechts versetzte Lufthutze auf der Motorhaube ließ es rebellisch wirken. Dann gab es noch sportliche Doppelscheinwerfer im schmalen Kühlergrill und im Innenraum eine zylindrische Armaturentafel, die dem Interieur eine kühl-technoide Note gab. Das rehbraune Faltleder hingegen wirkt eher barock und deplatziert in einem ansonsten minimalistischen Auto.

Eine Idee, die weitere Verbreitung verdient gehabt hätte, bot der Audi Pik Ass auch: Türtaschen, die sich abnehmen und als Umhängetaschen mitnehmen ließen.

Heute steht die Studie in der Volkswagen-Classic-Sammlung

Dass der Wagen von außen auch heute noch reduziert und lässig wirkt, liegt außer an der klaren Geometrie der Karosserie vor allem daran, dass Stoßstangen fehlen. Stattdessen gibt es unter dem Kühlergrill eine Spoilerlippe, die sich als Radhausverbreiterung bis hinter die vorderen Radkästen zieht.

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Das Auto kam also ganz gut an, und doch kam es bei Audi nicht über den Status "Konzeptauto" hinaus. Vermutlich war den Entscheidern das wirtschaftliche Risiko eines Nischenmodells - ein solches wäre das Coupé geworden - zu groß. Andererseits schaffte es die Grundidee der Studie doch noch in die Serie, und zwar bei VW als Scirocco, der im Frühjahr 1974 debütierte. Der sportliche Vorbote des Golf stammte ebenfalls aus Giugiaros Feder und wurde bei Karmann gebaut, sozusagen als Nachfolger des Karmann Ghia Typ 14.

Die Geschichte des Audi Pik Ass endet auch in Osnabrück. Dort ist die Studie heute ausgestellt. In einer ehemaligen Karmann-Werkshalle, als Teil der dort untergebrachten Volkswagen-Classic-Sammlung.

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