
Fahrrad mit Beiwagen: Das Transportmittel Smike
Beiwagen-Fahrrad Smike Lastenträger mit Rechtsdrall
Vergleicht man das Schweizer Fahrrad mit dem Beiwagen mit einem Pferd, dann ist das Smike der Haflinger im Stall. Es ist robust, zuverlässig, zieht souverän seinen Beiwagen, hat eine solide 7-Gang-Nabenschaltung und ist frei von jeglichem Schnick Schnack. Doch wie jedes Pferd hat auch das Smike seine Eigenheiten.
Gerade am Anfang macht es das Gespann seinem Fahrer nicht leicht, es zu mögen. Sobald der Beiwagen angedockt ist, zieht dieser das Rad konsequent nach rechts, selbst ohne Mitfahrer. Es braucht drei, vier Versuche bis man das umsetzen kann, was der Beiwagen verlangt: Gewicht nach links verlagern, damit das Rad geradeaus fährt.
Das ist fremd. Aber nach ein, zwei Tagen hat man sich an die Fahrtechnik gewöhnt. Über das Gegenlenken denkt man dann nicht mehr nach, und das Smike-fahren macht Spaß, vor allem mit der Elektro-Version. Sie macht allerdings auch faul und leicht süchtig.
Mit Motor entspannt, ohne sehr anstrengend
Ist der Motor eingeschaltet, braust das Rad, bei leichtem Druck aufs Pedal und gleichzeitigem Dreh aus dem Handgelenk, sofort los. Die 25 km/h schafft es in der Ebene zügig und ohne große Kraftanstrengung. Man tritt locker in die Pedale, um die Geschwindigkeit zu halten und plaudert unterdessen mit dem Beifahrer. Das bleibt auch so, wenn man bergauf fährt.
Ohne Motor ist das anders. Besonders beim Anfahren spürt man das zusätzliche Gewicht von Beiwagen und Mitfahrer in den Oberschenkeln. "Leichte Menschen können schwere Passagiere manchmal kaum um die Kurve hieven", sagt Smike-Händler Bernhard Kunath. Deshalb sollte das Gewicht bei Fahrer und Beifahrer einigermaßen ausgeglichen sein. Für bergige Touren braucht der Rikscha-Fahrer Kondition, sonst muss er schieben. In der Ebene dagegen ist das Smike leichtgängig zu pedalieren - selbst über Sandpisten.
Buchautor Thomas Bauer war von diesem Fahrrad begeistert und ist mit dem Smike 3600 Kilometer von Laos, über Kambodscha, Thailand und Malaysia bis nach Singapur gefahren - über Sandpisten und durch Schlaglöcher. "Das Smike rauschte da einfach durch", sagt er. Bauer ist sportlich, aber kein Pedalist. Als er seine Reise plante, besaß er noch nicht mal ein eigenes Fahrrad.
Aber seine Idee, mit einer Rikscha durch Südostasien zu fahren, gefiel der Smike-Erfinderin Rita Suter. Schließlich hat die Schweizerin die Idee für die Rikscha selbst von einer Mexiko- Reise mitgebracht. Sie wollte für Europa ein Fahrradgespann konstruieren, das für Lasten wie für Mitfahrer geeignet ist. Außerdem sollte es mit wenigen Handgriffen in ein respektables Tourenbike umzubauen sein.
Nichts für schmale Wege
Suter rüstete Globetrotter Bauer mit einem Smike aus. Der packte Zelt und Rucksack in den Beiwagen, schnallte noch einen kleinen Rucksack auf den Gepäckträger und fuhr los. Schmale Wege musste er allerdings meiden. Dafür ist die Rikscha zu breit. Von der Kurbel bis zur Radnabe des Beiwagens misst sie einen Meter. Damit ist sie selbst für deutsche Fahrradwege ein ziemlicher Koloss. Ein Radfahrstreifen muss hierzulande mindestens 1,5 m breit sein. Für Gegenverkehr oder Überholmanöver bleibt da nicht viel Platz.
Ein großer Vorteil der Rikscha ist ihre Neigetechnik. Vollbeladen und bei hohen Geschwindigkeiten hat der Fahrer richtig Arbeit. Um das Rad um die Rechtskurve zu bringen, muss er sich weit über den Beiwagen legen, immer Richtung Schoß seines Mitfahrer. Der Beiwagen bleibt bei sämtlichen Manövern dank des Stoßdämpfers am Beiwagen stets aufrecht.
Leichte Montage des Beiwagens
Die zusätzlichen Kräfte, die der Doppelrohrrahmen in den Kurven aufnehmen muss ohne sich zu verwinden, sind recht ansehnlich. 75 Kilogramm dürfen in den Beiwagen geladen werden. Um die Kräfte optimal zu verteilen, wurden für die Ankopplung des Beiwagens zwei Punkte gewählt, die möglichst weit auseinander liegen. Der Beiwagen wird vor dem Tretlager und auf Höhe der Hinterradnabe montiert. Das geht schnell und ohne Werkzeug: Man schiebt den Beiwagen hinten auf die Ankopplungsvorrichtung und sichert vorn mit einem Stahlstift.
Die Rikscha ist ein Nischenprodukt, das vor allem dafür geeignet ist, mit Freunden oder Verwandten, die nicht mehr selbst Rad fahren können, Ausflüge ins Grüne zu unternehmen. "Man kann damit aber auch Lasten oder seine Kinder transportieren", sagt Kunath. Nur eines sollte man mit der Rikscha niemals machen: Freihändig fahren, sonst dreht man sich im Kreis.