
Buch "Off the Road" Hin und weg, weg, weg

Würdigung der besten Offroad-Fahrzeuge im Buch
Foto: Gestalten 2016Bitte nicht noch ein Buch über Aussteiger! Nicht noch ein Aufguss über hippe Mitdreißiger, die sich im vollrestaurierten Hochglanz-Bulli und mit Surfbrett auf dem Dach eine Auszeit vom stressigen Agenturalltag nehmen. Derartig verklärte Aussteigerromantik hat mit dem wahren Leben auf Rädern meist wenig zu tun. Erfrischend anders dagegen greift das Buch "Off the Road" vom Berliner Gestalten Verlag das Thema auf.
Schon beim ersten Durchblättern packt einen das Fernweh. Auf rauem Papier gedruckt, versetzen die großen, teilweise ganzseitigen Bilder den Betrachter in ferne Länder und abgelegene Regionen. Das auf Englisch verfasste Buch umfährt dabei bewusst typische Traveller-Klischees. "Es sollte eben nicht nur einer dieser Bildbände werden, der die schönsten Momente beim Kaffeekochen auf der Motorhaube zeigt", sagt Sven Ehmann, Kreativdirektor des Gestalten Verlags.
"Wir wollten vielmehr einen offenen Zugang zum Thema Autoreisen schaffen und Lust darauf machen." Und das ist den Autoren gelungen. Auch deshalb, weil man es wie einen Ratgeber lesen kann. Auf den ersten der insgesamt 262 Seiten geht es los wie bei einer echten Reise: nämlich mit dem Packen.
Das muss unbedingt in den Kofferraum
Das Thema wird mit bunt illustrierten Packlisten für die unterschiedlichsten Trips und Gegenden angegangen. Logisch, dass Schlafsack oder Taschenlampe nie fehlen dürfen. Aber manchmal sind auch Dinge wie ein Wasserfilter, ein GPS-Gerät oder ein Anker für die Seilwinde, der sich in den Boden krallt, falls mal kein Baum in der Nähe ist, unbedingt zu empfehlen. Es gibt auch spezielle Zusammenstellungen für Reisen in Polarregionen oder die Wüste. Jedenfalls wird die Reiselust geweckt. Und dann geht es los.
Insgesamt 27 Protagonisten schildern in dem Band die Geschichte ihres Roadtrips. Warum sind sie überhaupt losgefahren? Welche Pannen und Probleme galt es zu meistern? Was war eigentlich das Ziel?
Luis und Lacey wollten mit ihrem Toyota Land Cruiser Baujahr 1987 ursprünglich innerhalb eines Jahres aus den USA bis nach Ushuaia, der südlichsten Stadt Argentiniens, und wieder zurück reisen. Sie waren viereinhalb Jahre unterwegs, in denen sie 300.000 Kilometer durch 17 Länder in Zentral- und Südamerika zurücklegten. Essen und Unterkünfte erhielten die beiden im Austausch zu ehrenamtlich geleisteter Arbeit, mal als Kellner, mal als Reisebegleiter, mal als Hotelgehilfen.
Länder, Leute und Fahrzeuge aller Art
Nicht nur die Storys, auch die Fotos stammen von den Reisenden selbst. Dadurch ändert sich mit jeder Geschichte auch die Bildsprache, die Perspektive und vor allem - man ist mittendrin im Geschehen. Auch die Autos kommen nicht zu kurz. Jeder Reisebericht endet mit einem Steckbrief zum Auto oder Motorrad. Dazu gibt es, als Einsprengsel zwischen den Reisegeschichten, Texte zu besonders innovativen Leichtbaufahrzeugen oder Off-Road-Wohnwagen. "Wir wollten die Menschen und die Autos gleichermaßen in den Fokus rücken", sagt Ehmann. "Das Buch soll reisebegeisterte Leser ebenso ansprechen wie diejenigen, die sich für die Fahrzeuge interessieren."
Würdigung der besten Offroad-Fahrzeuge im Buch
Foto: Gestalten 2016Das gelingt nicht zuletzt durch die in regelmäßigen Abständen eingebetteten Seiten unter dem Titel "Hall of Fame". Es handelt sich um kurze Würdigungen der wichtigsten und berühmtesten Reisefahrzeuge und Allradikonen. Einen krassen Gegensatz dazu bietet die Story von Jurgen Stroo, der sich in einem Mercedes W123 aus dem Baujahr 1983 auf den Weg machte. Außer einer stärkeren Federung und einem Dachzelt hatte Stroo an dem Fahrzeug nichts verändert. In dem senfgelben Oldie mit einem Drei-Liter-Dieselmotor und 88 PS Leistung, der inzwischen 225.000 Kilometern auf dem Zähler hatte, durchquerte Stroo mehr als 40 Länder und kurvte durch die Alpen, durch Russland und durch Afrika.
Im BMW M Coupé 5000 Kilometer durch Kanada
Zur Weltreise taugt aber auch ein Chevrolet Viking Bus, Jahrgang 1959 mit marokkanischem Interieur, Sofas, Stromversorgung und Platz für bis zu 13 Leute. Und die Kumpel Mark und Ryan berichten von ihrer Extremreise durch Kanada in einem BMW Z3 M Coupé mit 333 PS Leistung und Heckantrieb. Ausgerüstet mit Winterreifen, einem übergroßen Dachgepäckträger und einem Bierkühler legten die beiden einen 5000-Kilometer-Trip hin. "Man braucht nicht unbedingt ein hochgerüstetes und vollausgestattetes Allradfahrzeug", sagt Buchmacher Ehmann.
Insofern ist "Off the Road" ein Entdeckungsbuch in mehrfacher Hinsicht. Es präsentiert ferne, abgelegene Gegenden; stellt höchst unterschiedliche Menschen und ihre persönliche Reisebegeisterung vor; und es zeigt Fahrzeuge, die man sich nicht im Traum als Hardcore-Roadtrip-Vehikel vorgestellt hätte. "Die Sehnsucht, die man mit sich herumträgt, war auch die Triebfeder für das Buch", sagt Ehmann. Legt man den Band zur Seite, greift man fast unwillkürlich in die Tasche und klimpert mit dem Fahrzeugschlüssel. Wie wäre es, jetzt rasch zu packen und loszufahren...
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Auf Abenteuertour in einem Mercedes T-Modell der Baureihe W123 aus dem Baujahr 1983. Jurgen Stroo war mit dem Wagen, auf den er ein Dachzelt gebaut hatte, in mehr als 40 Ländern unterwegs.
88 PS reichen aus. Viel wichtiger als Motorleistung sind bei einer Tour, wie sie Jurgen Stroo unternommen hat, Entdeckerlust, Improvisationstalent und die Freude, unterwegs zu sein.
Neugierige irgendwo in Afrika versammeln sich um den Mercedes von Jurgen Stroo, um den Drei-Liter-Dieselmotor näher zu begutachten.
Staubüberzogen ist gar kein Ausdruck für den Zustand des Motors im Mercedes-Oldie von Jurgen Stroo, dessen Story ebenfalls im Band "Off the Road" abgedruckt ist.
Das Buch "Off the Road" aus dem Berliner Gestalten Verlag druckt 27 Reiseberichte von Menschen ab, die sich mit ganz unterschiedlichen Fahrzeugen auf die Reise ihres Lebens begaben.
Jede Reisereportage endet mit einer solchen Steckbrief-Doppelseite, auf der die wesentlichen Details zum jeweiligen Fahrzeug zusammengefasst sind.
Wenn aus einer Busreise ein Lebensstil wird. Auch diese Story steckt in dem "Off the Road".
Reisemobil, Wohn- und Arbeitsraum in einem. Und das ganze einmal quer durch Amerika. Das war der Plan der "Vanajeros".
Das Buch schildert nicht nur Reiseabenteuer, sondern stellt auch die besten Reise- und Allradfahrzeuge vor. Dazu gibt es farbige Illustrationen wie diese von einem Lada Niva.
Noch ein Klassiker unter Weltenbummlern, die Mercedes G-Klasse.
Hier die Doppelseite mit den Offroad-Ikonen Lada Niva und Mercedes G-Klasse in Gänze.
Das BMW Z3 M Coupé von Mark Cupido, mit dem er gemeinsam mit seinem Kumpel Ryan einen 5000-Kilometer-Trip durch Kanada unternahm.
Eine Schleife durch den Westen Kanadas - und ein Schlenker nach Alaska. Eine Aufnahme von der Tour von Mark Cupido.
Winterreifen und ein übergroßer Dachgepäckträger waren die beiden wichtigsten Umbauten, die Mark Cupido an seinem 333 PS starken BMW Z3 M Coupé vornahm, ehe er sich auf den Weg machte.
Die Seite aus dem Buch "Off the Road", mit der die Reiseerlebnisse von Mark Cupido und seinem Kumpel Ryan beginnen, die sie unter anderem über den Dempster Highway bis ans Polarmeer führte.
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