Fotostrecke

Günstige Oldtimer - Chevrolet Caprice: Luxus läuft

Foto: GM LLC

Günstige Oldtimer - Chevrolet Caprice Alle Mann in die Komfortzone!

Wenig Geld, aber trotzdem Lust auf einen Oldtimer? Kein Problem - es gibt sie nämlich, die Schnäppchen-Schlitten. Wir stellen sie vor. Diesmal: der Chevrolet Caprice
Günstige Oldtimer

Sie haben richtig Lust auf einen Oldtimer, trauen sich aber nicht, einen zu kaufen, weil Altautos in vielen Medien nur noch als Wertanlage thematisiert werden? Keine Angst, man muss nicht erfolgreich an der Börse spekuliert haben, um schönes Blech zu fahren.

Klar, für Großvaters abgelegte Karren von Mercedes oder BMW sind inzwischen stolze Summen fällig, und für die meisten alten Porsches werden heute Mondpreise gezahlt. Aber zwischen all den teuren Strahlemännern, die in der Regel kaum noch bewegt werden, gibt es sie noch: die Mauerblümchen, die Exoten, die kaum jemand auf dem Schirm hat – und die entsprechend wenig kosten. Und das nicht nur in der Anschaffung, sondern auch im Unterhalt. Autos, bei denen die Ersatzteilversorgung kein Problem ist und für einen Auspuff nicht ein ganzes Monatsgehalt einkalkuliert werden muss.

Wir haben sie zusammengetragen und stellen sie in einer Serie in regelmäßigen Abständen vor.

Chevrolet Caprice: Luxus für lau

1988 Chevrolet Caprice Classic Brougham: Klare Kante

1988 Chevrolet Caprice Classic Brougham: Klare Kante

Foto: GM LLC

Allgemeines zum Modell: Chevrolet was? Der Caprice ist hierzulande ein Exot, in den USA prägte der Mittelklassewagen dagegen über Jahrzehnte das Straßenbild. Von 1966 bis 1996 wurde der Caprice in insgesamt vier Modellgenerationen gebaut, zunächst als Luxusversion des Modells Impala mit Extras wie Zweiklanghorn und viel Chrom.

Der Caprice stammt aus der goldenen Zeit des US-Automobilbaus (1950 bis 1970), als General Motors den Markt nach Belieben dominierte: mit fünf bis sechs Millionen gebauten Autos pro Jahr, die gesamte US-Jahresproduktion lag durchschnittlich bei zehn Millionen. Allein die GM-Marke Chevrolet setzte damals mehr Pkw ab als der ganze Chrysler-Konzern zusammen, mehr als die Ford Motor Company.

Anfangs gab es den Caprice im Gegensatz zu weniger luxuriösen Chevrolets ausschließlich mit acht Zylindern. Schon der Basismotor hatte 4,6 Liter Hubraum, die Motorenpalette reichte bis zum gewaltigen Siebenliter-V8. Caprice heißt auf Englisch Laune oder Willkür. Tatsächlich war der Chevy aber wegen seiner Robustheit und Zuverlässigkeit in den Staaten beliebt und ab Mitte der Achtziger massenhaft bei Polizei, Behörden und als Taxi im Einsatz.

Erst 1996 und nach mehr als vier Millionen gebauten Exemplaren endete die Produktion, damals ging mit dem Caprice Chevrolets letzte Fullsize-Limousine mit Heckantrieb von Bord. Schon damals zeichnete sich in den USA der SUV-Boom ab, die Ära der Straßenkreuzer war vorbei.

Warum ausgerechnet der? Klar, es gibt auch andere dicke Ami-Schlitten. Aber der Chevy Caprice mit seinem legendären B-Body ist das Original. Alle nennenswerten Errungenschaften des US-Automobilbaus spielen sich auf der B-Plattform von Chevrolet ab. Erster echter V8-Pkw für die Massen? Tri-Five-Chevy, 55-57. Erster "Downsize"-Fullsize überhaupt? 77er Chevy. See the USA in your Chevrolet!

Der Chevy Caprice ist, zumindest für deutsche Verhältnisse, XXL. Wer am Steuer dieses Fünfmeter-plus-Ungetüms sitzt, der braucht bestimmt keinen SUV. Schon in die Caprice-Limousine passen sechs Leute rein, in den riesigen Station Wagon (Kombi) sogar bis zu acht.

Der Witz bei dem Wagen: Wie kaum ein anderes US-Car steht der Caprice für die Demokratisierung von Komfort-Extras. Als Klimaanlange, Servolenkung, Tempomat, elektrische Fensterheber und elektrische Sitzverstellung in Deutschland noch sündhaft teure Extras waren und, wenn überhaupt, in der S-Klasse von Mercedes erhältlich, wurden diese im Caprice schon flächendeckend verbreitet. Klar, nicht alle Caprice rollten so üppig ausgestattet vom Band, doch es ist wahrscheinlicher, ein beladenes Exemplar zu finden als ein Fahrzeug mit Buchhalter-Ausstattung.

Eher barock: Der Caprice vor 1975

Eher barock: Der Caprice vor 1975

Foto: GM LLC

Verfügbarkeit: Der Chevrolet Caprice wurde drei Jahrzehnte lang gebaut, es gibt also noch massenhaft Exemplare. Die meisten fahren oder stehen allerdings in den USA und nicht in Europa. Gute Fullsizes kauft man am besten bei alten Leuten auf dem amerikanischen Land und nicht in den Gettos der Großstädte, wo der Caprice ebenfalls sehr populär ist.

In Deutschland ein Exemplar zu kaufen, davon raten Fachleute ab: Diese Autos wurden oft schon in den Achtziger- und Neunzigerjahren als billige "Riesen-Amis" heruntergeritten und mussten Jahrzehnte ohne vernünftige Ersatzteilversorgung erleiden. "Da tun wir jetzt was von Bosch rein", mag als Motto für praktikablen Technik-Ersatz auch bei einem Ami funktionieren. Originale und vollständige Autos gibt es aber besser, günstiger und mehr in den USA.

Ersatzteilversorgung: Wie bei den meisten US-Cars ist die Ersatzteilversorgung ausgesprochen gut. Vor allem Technik-Komponenten sind für den millionenfach produzierten Caprice problemlos zu bekommen. Etwas schwieriger wird es bei Blechteilen, vor allem, wenn man Neuware sucht. Verschiedene deutsche Händler haben sich auf die Ersatzteilbeschaffung aus den USA spezialisiert, Hilfe bei der Ersatzteilbeschaffung bieten außerdem Klubs und Schrauber-Foren. Und jede Investition ins Auto zahlt sich praktisch aus: Oldtimer wie der Caprice steigen im Wert.

Ersatzteilpreise (beispielhaft):

Satz Bremsscheiben vorn: ca. 160 Euro

Satz Bremsbeläge vorn: ca. 30 Euro

Kotflügel vorn: gebraucht ab 70 Euro

Lichtmaschine: ca. 100 Euro

Schwachstellen: Rost ist beim Caprice die größte Schwachstelle, jedenfalls bei den ersten drei Modell-Generationen. Deshalb sucht man bei US-Importen am besten nach Exemplaren aus den regenarmen, sonnigen Südstaaten. Die braune Pest lauert häufig im Bereich der Einstiege, an den Türunterkanten und unter den Gummis der Heckscheibe. Die Autos der vierten Generation sind vollverzinkt.

Die Technik ist robust, die Achtzylinder gelten bei normaler Pflege als unverwüstlich. Der Spritverbrauch ist für heutige Verhältnisse deftig, aber für US-Oldtimer noch moderat. 12 bis 15 Liter genehmigt sich der Caprice auf 100 Kilometer mindestens, aber für einen Koloss mit fast zwei Tonnen Gewicht und fünf bis sieben Litern Hubraum ist das wohl in Ordnung.

Preis: Fahrbereite Chevrolet Caprice ohne TÜV sind bereits ab 2000 Euro zu finden. Allerdings sollte man hier mindestens noch einmal genauso viel Geld einplanen, um den Wagen fit für Hauptuntersuchung und H-Kennzeichen-Abnahme zu machen. Für 6000 Euro bekommt man bereits gepflegte Modelle ohne große Macken.

Anlaufstellen im Internet:

Chevys.de 
Chevy-Forum 
RockAuto.com  (Teilespezialist)
US Speed Shop  (Ersatzteile-Spezialist)
USA Express  (Spezialist für Original-Ersatzteile)
Classic Industries  (Spezialist für Restaurationsteile)

Weitere, fast schon frech günstige Fuhren finden Sie in den vorangegangenen Folgen der Serie:

Fotostrecke

Günstige Oldtimer: Bock auf Blech? Bitte hier lang

Foto:

Haiko Prengel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren