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Citroën GS Camargue: Gewagte Proportionen

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Rainer Schlegelmilch / imago images / Motorsport Images

Schönes Ding: Citroën GS Camargue Bonjour Raffinesse

Die Automobilgeschichte ist voll von irren Studien, die erst begeisterten und dann verschwanden. Diesmal: eine filigrane Studie von Bertone mit extravaganten Details. Für Citroën kam sie jedoch zur Unzeit.

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Auf dem Autosalon in Genf 1972 glänzte auf dem Messestand der italienischen Karosserie- und Designfirma Bertone ein flacher, bronzefarbener Zweitürer, mit gelb getönter Verglasung und äußerst schnittiger Form. Bertone-Designer Marcello Gandini hatte den sportlichen 2+2-Sitzer gestaltet, der als »Citroën GS Camargue« vorgestellt wurde. Die Studie war eine Art Akquise-Exemplar Bertones für eine Coupé-Variante des erfolgreichen Mittelklassewagens Citroën GS. Allerdings reagierte der französische Hersteller nicht darauf.

Das Modell Citroën GS (GS für »Grande Série«) war im Spätsommer 1970 vorgestellt worden. Ein angesichts von Konkurrenzmodellen wie Ford Taunus, Opel Ascona, VW K 70 oder Renault 12 avantgardistisches Auto: Das schnittige Design des GS war erstmals mithilfe von Computern entstanden, das Fahrwerk besaß eine hydropneumatische Federung sowie Scheibenbremsen rundum. Als Antrieb kam ein laufruhiger Vierzylinder-Boxermotor zum Einsatz. Der Presse wurde der GS in Südfrankreich in der Camargue vorgestellt. Daher der Name der Bertone-Studie.

Neben dieser semiotischen Referenz war der GS Camargue auch technisch für eine Serienfertigung vorbereitet. Fahrwerk, Hydropneumatik, Vierganggetriebe, Armaturenbrett sowie das Einspeichenlenkrad stammten direkt aus der GS-Produktion. Ebenso der Motor, ein luftgekühltes Vierzylinder-Boxeraggregat mit einem Liter Hubraum und einer Leistung von 54 PS. Mit 4,12 Metern war die Studie so lang wie das Serienmodell. Allerdings war der Bertone-Entwurf breiter und zwanzig Zentimeter flacher. Gerade mal 1,15 Meter ragte der Prototyp auf.

Überhaupt war das Design des GS Camargue geradliniger, rassiger und konsequenter als das des Serienmodells. Vor allem die Frontpartie mit den großzügig verglasten Scheinwerfern und die prägnante Rücklichtskulptur prägten das Konzeptauto. Außerdem eine sogenannte Clamshell-Motorhaube, die wie eine Muschelschale die komplette Oberseite der Frontpartie umfasste. Auch am Heck gab es eine immense gläserne Klappe, die bis über die beiden Notsitze im Fond reichte. Eine solche großzügige Hecköffnung gab es beim Serienmodell erst mit dem Modellwechsel zum überarbeiteten Typ GSA ab 1979.

Als zweitürige Coupé-Variante des GS war der GS Camargue konzipiert. Vermutlich hätte dieses Auto für Furore gesorgt, hohe Stückzahlen für Citroën jedoch hätte so ein Wagen indes wohl nicht gebracht. Der französische Hersteller, ohnehin zu dieser Zeit in Schwierigkeiten, ließ Bertone daher abblitzen. Immerhin inspirierte die reduzierte Formgebung offensichtlich Citroën-Designer Jean Giret, der die Karosserie des 1974 vorgestellten CX entwarf. Es war das letzte Modell, ehe das schlingernde Unternehmen im Jahr darauf vom Konkurrenten Peugeot übernommen und im Anschluss der PSA-Konzern gebildet wurde.

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Bertone wiederum konnte zehn Jahre nach der Vorstellung der Studie GS Camargue doch noch bei Citroën landen. 1982 nämlich, als der BX vorgestellt wurde, der im Grunde eine recycelte Variante der Bertone-Studie Volvo Tundra von 1979 war. Und sogar der Name »Camargue« wurde reaktiviert. Bertone überließ ihn dem englischen Hersteller Rolls-Royce, der 1975 ein luxuriöses, allerdings von Pininfarina gezeichnetes Coupé unter dieser Bezeichnung auf den Markt brachte.

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