Autoneuheiten 2022 Die Brennstoffzelle kommt zurück

Mercedes bringt ein günstiges Elektroauto für Familien, VW den Batterie-Bulli, und mehrere Hersteller setzen auf Wasserstoffmodelle, darunter Opel: 2022 wird ein besonderes Fahrzeugjahr. Der Überblick.
Hyundai Staria

Hyundai Staria

Foto: Thorsten Weigl / Hyundai

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Entwicklungsstopp, Verkaufsende, Systemwechsel – 2021 haben sich die Autobosse mit ihren Ankündigungen zum Ende des Verbrennungsmotors beständig überboten. In diesem Jahr wollen sie offenbar beweisen, dass sie es ernst meinen. Die Liste der wichtigen Autoneuheiten 2022 legt nahe: Die Tage für Benziner und Diesel sind tatsächlich gezählt.

Die Zahl der elektrischen Neuheiten erscheint erneut größer, die Mehrheit hat 2022 eine Steckdose. Dabei kommt die Ladeinfrastruktur weiterhin nur schleppend hinterher.

Ja, es gibt noch ein paar neue Verbrenner, und einige davon verdienen Aufmerksamkeit – wie der Opel Astra, der BMW Siebener, die neue Mercedes E-Klasse oder das erste SUV von Ferrari. Früher hätten Fachzeitschriften solchen Wagen die Titelseite gewidmet. Doch die PS-Branche tickt längst elektrisch.

Es sind nicht nur neue Modelle, die die Antriebswende voranbringen sollen, sondern auch Marken, die zumindest in Deutschland bisher wenig bekannt sind. In den USA, in China und sogar in Vietnam stehen neue Stromer vor dem Start, die 2022 nach Europa kommen.

Auch die Brennstoffzellentechnik bekommt wieder etwas Rückenwind. Erste Kleintransporter mit Wasserstoff als Energiequelle drängen ins Privatkundengeschäft. Die Zeiten, in denen Honda, Toyota und Hyundai in diesem Segment unter sich waren und für ihr Engagement belächelt wurden, gehen wohl vorbei.

Die PS-Branche wandelt sich wie nie seit ihrer Entstehung, die nächste Revolution steht mit dem autonomen Fahren bereits bevor. Vor allem der deutsche Markt wurde zudem von Corona und der Chipkrise besonders hart getroffen.

Autoboom und kein Ende in Sicht

Doch sorgen müssen sich die Autobauer offenbar wenig: »Das Auto ist aus dem Alltag nicht wegzudenken. Und es hat im Laufe des Jahres 2021 weiter an Bedeutung gewonnen«, sagt Automobilwirtschaftsexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center for Automotive Research in Duisburg. »Nach unserer Hochrechnung ist der Pkw-Bestand in Deutschland im Jahr 2021 erneut gestiegen und lag zum Jahreswechsel bei 48,7 Millionen Pkw. Das sind gut 400.000 Pkw mehr als vor einem Jahr.« Und das, obwohl Autos als Folge der Halbleiterkrise 2021 fast Mangelware waren.

»Mit dem Elektroauto und dem Trend zum Wohnmobil wird das Auto auch im neuen Jahr seine Beliebtheit steigern«, sagt der Autoexperte. Dies auch, weil Autokäufer im Schnitt wieder jünger werden. »Bis 2015 hatte sich eine Art Methusalem-Effekt eingestellt. Das Durchschnittsalter der Neuwagenkäufer stieg kontinuierlich bis zu einem Höchstwert von 52,7 Jahren an.« Seither sei der Anstieg gestoppt. Es gibt also zunehmend neue Käufergruppen für neue Autos.

Hier die wichtigsten Modelle für 2022, die mit Strom fahren:

Nio ET5

Nio ET5

Foto: Nio

Nio ET5

Nachdem Nio in China bereits zu den Großen zählt und über Norwegen die ersten Autos nach Europa gebracht hat, will der Hersteller 2022 auch in Deutschland Fuß fassen. Die rein elektrische Flotte unterscheidet sich von Tesla und Co. vor allem durch das Prinzip des automatisierten Batteriewechsels an Ladestationen entlang der Fernstraßen. Die Flotte bestand bislang aus den Geländewagen ES6 und ES8 sowie der Limousine ET7. Doch kurz vor dem Jahreswechsel hat Nio mit dem ET5 seinen vielleicht aussichtsreichsten Exportkandidaten vorgestellt. Als Alternative zu Teslas Model 3 konzipiert, soll der Fünfsitzer mit Mietbatterie angeblich unter 40.000 Euro starten und mit 150-kWh-Akku mehr als 1000 Kilometer Reichweite ermöglichen.

Smart 457

Smart 457

Foto: Smart

Smart SUV

Mit chinesischer Technik, deutschem Design und einem völlig neuen Konzept wagt Smart in diesem Jahr den Neuanfang. Die winzigen Stadtflitzer Fortwo und Forfour sind bald Geschichte. Mit einem SUV im Format des Mini Countryman wächst der Winzling über sich hinaus. Manche Fans werden trauern, doch das neue Konzept hat einen Vorteil: In den Boden passen größere Akkus, mit denen die Smart-Fahrer nicht mehr alle 150 Kilometer an die Steckdose müssen.

Toyota bZ4X

Toyota bZ4X

Foto: Toyota

Toyota bZ4X

Lange auf den Hybridantrieb fixiert, hat Toyota seine ganz große E-Offensive erst zum Jahresende losgetreten. Der erste Stromer bZ4X soll aber schon in diesem Jahr auf die Straße kommen. Wie so viele Autos als SUV gezeichnet, verspricht der Konkurrent des VW ID.4 mit einer rund 70 kWh großen Batterie bis zu 450 Kilometer Reichweite und wird wohl um die 45.000 Euro kosten.

Mercedes EQT

Mercedes EQT

Foto: Daimler

Mercedes EQT

Mercedes macht die Elektromobilität in diesem Sommer auch zur Familiensache – und bringt als vermutlich billigsten Stromer mit Stern den EQT an die Ladesäule. Der kleine Van mit bis zu sieben Sitzen und zunächst bescheidenen 285 Kilometer Reichweite aus einem 44 kWh großen Akku ist keine reine Eigenentwicklung. Genau wie der Citan und die ebenfalls für 2022 angekündigte T-Klasse basiert er auf dem Renault Kangoo, den es in diesem Jahr ebenfalls als Elektroauto geben wird.

Renault Megane E-Tech

Renault Megane E-Tech

Foto: Germain Hazard / Renault

Renault Megane E-Tech

Mit dem Zoe war Renault ganz vorn dabei bei der elektrischen Revolution – und hat dann irgendwie den Faden verloren. Den nehmen die Franzosen mit dem Megane E-Tech wieder auf. Als Herausforderer für den VW ID.3 ist der kompakte Fünftürer das erste Modell auf einer neuen E-Plattform und Vorbote einer Flotte von Akkuautos. Mit bis zu 60 kWh für Reichweiten von maximal 470 Kilometern gerüstet, mit viel smarter Technik, aber ohne SUV-Design soll er im Sommer auf den Markt kommen und (in der schwächeren Grundversion) 35.200 Euro kosten.

Lucid Air

Lucid Air

Foto: Lucid Air

Lucid Air

Tesla Model S oder Mercedes EQS? Bislang war die Auswahl in der elektrischen Oberklasse bescheiden. Doch 2022 geht aus den USA zumindest eine dritte Alternative ins Rennen. Der Lucid Air. Vom ehemaligen Tesla-Chefingenieur Peter Rawlinson entwickelt und als leidenschaftliche Limousine gezeichnet, ist der Luxusliner jenseits des Atlantiks bereits zu kaufen – für umgerechnet rund 140.000 Euro mit 1000-PS-Motoren und 113 kWh Batteriekapazität für mehr als 800 Kilometer Reichweite. Angekündigt ist auch ein Einstiegsmodell für etwa 60.000 Euro. Welche Konfigurationen in den Export gehen, hat Lucid noch nicht verraten.

Mercedes EQE

Mercedes EQE

Foto: Daimler

Mercedes EQE

Der EQS bekommt einen kleineren Bruder: In diesem Jahr baut Mercedes auf der gleichen Plattform einen EQE – nüchterner gezeichnet und bei einem Schätzpreis ab 75.000 Euro für Firmenfahrer gedacht, startet er mit dem kleineren EQS-Akku und kommt mit den 90 kWh dann bis zu 660 Kilometer weit. Los geht es mit einem EQE 350, dessen Heckantrieb 215 kW leistet. Später sollen Versionen mit zwei Motoren und Allradantrieb folgen.

VW ID.Buzz

VW ID.Buzz

Foto: Ingo Barenschee / Volkswagen

VW ID.Buzz

Mit dem neuen ID.Buzz will VW die Hippies von einst für die Elektromobilität begeistern und nebenbei alle anderen Bulli-Fans und Eltern. Die elektrische Großraumlimousine war als Showcar ein Star auf vielen Messen, wird in der Serienversion aber etwas nüchterner. Was bleibt, ist die Technik aus dem MEB, die sich der ID.Buzz mit Autos wie dem ID.3 oder dem ID.4 teilt – die steht für bis zu 300 kW Antriebsleistung und Batterien von bestenfalls rund 100 kWh, mit denen um die 500 Kilometer machbar sein sollten. Preise gibt's offiziell noch keine, doch unter 60.000 Euro wird der Wagen kaum angeboten.

Vinfast e35

Vinfast e35

Foto: Vinefast

Vinfast e35

In nur vier Jahren ist Vinfast in Vietnam vom Produktionsdienstleister zum großen Autohersteller geworden. Jetzt betritt das Unternehmen den Weltmarkt. Noch in diesem Jahr möchten die Asiaten mit einer Flotte von Elektroautos unter anderem in Deutschland antreten. Sie versprechen »Premiummodelle zu volkstümlichen Preisen«, nennen aber bislang weder technische Daten noch sonstige Details. Zur Startaufstellung gehört unter anderem der e35, der in einer Liga fährt mit Autos wie dem Mercedes EQC oder dem BMW iX3.

BMW i7

BMW i7

Foto: BMW

BMW Siebener

Während sich Audi und Mercedes für reine Elektroarchitekturen entschieden haben, kombiniert BMW weiter unterschiedliche Antriebsarten in einzelnen Modellreihen. Die Münchner bringen deshalb den neuen Siebener ab dem Herbst für Traditionalisten mit Benzinern und Diesel, für Unentschlossene als Plug-in-Hybrid und für die Fortschrittsfraktion als rein elektrischen i7. Im Gespräch sind eine Batteriekapazität von bis zu 120 kWh und Reichweiten um die 600 Kilometer.

Audi Q6 e-tron

Audi Q6 e-tron

Foto: Daniel Wollstein / Audi

Audi Q6 e-tron

Mit dem Q6 e-tron beginnt bei Audi Ende 2022 die Ära der sogenannten PPE-Plattform. Nachdem sich die Bayern bislang aus dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten der Mutter VW bedienten oder den Porsche Taycan in anderem Gewand feilboten, steht dieses SUV auf einer neuen, im Team mit Porsche entwickelten Akkuarchitektur namens Premium Plattform Electric. Sie wird bei Audi unter anderem auch einen A6 als reines E-Auto tragen und bei den Schwaben etwa den elektrischen Macan. Dafür gibt's flache Batteriepakete mit 800-Volt-Technik für ultraschnelle 350 kW-Ladungen und große Reichweiten. Zu denen machen beide Partner indes noch keine Angaben.

Maybach EQS

Maybach EQS

Foto: Daimler

Maybach EQS SUV

Mercedes setzt in diesem Jahr auch seine Luxusmarke Maybach unter Strom und staffiert das SUV des EQS reichlich aus, vor allem für den chinesischen Markt. Bei uns wird der Wagen wohl mindestens 180.000 Euro teuer und deshalb eher ein Exot. In Peking oder Shanghai soll der Geländewagen vor allem Rolls-Royce oder Bentley in die Parade fahren, zumal bei diesen Konkurrenten die Elektrifizierung auf sich warten lässt. Der Vergleich mit der EQS-Limousine lässt eine Batteriekapazität von gut 100 kWh vermuten, gut für 400 Kilometer und mehr.

Opel Vivaro-e Hydrogen

Opel Vivaro-e Hydrogen

Foto: Opel

Opel Vivaro-e Hydrogen

Während der batterieelektrische Antrieb zum Standard wird, kommt die nächste Alternative aus der Nische – Wasserstoff. Ein Beispiel ist der Opel Vivaro-e Hydrogen. Nach Toyota, Honda und Hyundai entdeckt der Stellantis-Konzern die Vorzüge der Brennstoffzelle. Weil die Hessen seit dem seligen Zafira Hydrogen1 aus dem Jahr 2000 die meiste Erfahrung mit der »kalten Verbrennung« von Wasserstoff haben, übernehmen sie die Entwicklung des Transporters. Der wandelt den in drei Minuten getankten Wasserstoff in der Brennstoffzelle zu Strom für 400 Kilometer Fahrstrecke um und produziert als Abgas ausschließlich Wasserdampf. Damit bleibt Opel natürlich nicht allein, sondern teilt die Technik mit Citroën, Peugeot und Fiat. Konkurrent Renault hat für die Transporter und Master ebenfalls schon eine Brennstoffzelle angekündigt, die noch in diesem Jahr an den Start geht.

Hyundai Staria

Hyundai Staria

Foto: Thorsten Weigl / Hyundai

Hyundai Staria

Er sieht aus wie eine Familienkutsche aus der Zukunft und fährt bald auch so: Im Lauf des Jahres will Hyundai im luxuriösen Bulli-Konkurrenten Staria ebenfalls eine Brennstoffzelle anbieten. Die technischen Daten dürften sich am Nexo orientieren, sodass mit 160 KW und nach Tankstopps von wenigen Minuten mit einer emissionsfreien Reichweite von rund 500 Kilometern zu rechnen ist.

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