Durchbruch des Elektroautos Und es hat Boom gemacht

Elektroautos haben 2020 in Deutschland den Durchbruch geschafft – dank massiver Hilfe vom Staat. Im kommenden Jahr dürfte sich die automobile Zeitenwende beschleunigen. Das zeigt ein Blick auf die neuen Modelle.
Läuft: Fast zehn Prozent aller neu zugelassenen Autos fuhren zuletzt ausschließlich mit Strom

Läuft: Fast zehn Prozent aller neu zugelassenen Autos fuhren zuletzt ausschließlich mit Strom

Foto: Manuel Geisser / imago images

Elektroautos boomen in Deutschland: Fast zehn Prozent aller neu zugelassenen Autos fuhren zuletzt ausschließlich mit Strom. Im Jahr 2019 lag ihr Anteil noch bei unter zwei Prozent.

Haben die Autofahrerinnen und Autofahrer plötzlich ihr ökologisches Gewissen entdeckt? Das mag im Einzelfall so sein, doch es gibt eine Reihe handfester Gründe für den von vielen Klimaschützern lange erhofften Durchbruch:

  • Die üppige Kaufprämie vom Staat. Im Bestfall kommen fast 10.000 Euro zusammen. So wird manches Elektroauto günstiger als ein vergleichbarer Diesel oder Benziner.

  • Zudem gibt es seit Kurzem für die heimische Wallbox Geld vom Staat – 900 Euro pro Ladepunkt.

  • Die Autohersteller erhöhen die Reichweiten. 300 Kilometer bilden mittlerweile die untere Grenze. Manche Modelle schaffen deutlich über 500 Kilometer und können in fünf Minuten Strom für bis zu 100 Kilometer Fahrstrecke nachtanken.

  • Das wachsende Netz an öffentlichen Ladesäulen schafft Vertrauen. Derzeit gibt es mehr als 30.000 Ladepunkte in Deutschland.

»Das Jahr 2020 ist der Wendepunkt der Elektromobilität in Deutschland«, sagt Autoexperte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Er rechnet mit einem zügigen Anstieg in den kommenden Jahren und spricht von einem »Paradigmenwechsel der Antriebstechnologien«.

Einen weiteren Vorteil erhalten E-Autos im neuen Jahr: Dann kommt die höhere CO2-Steuer auf fossile Kraftstoffe. Diesel und Benzin werden um zehn bis elf Cent pro Liter teurer.

Manchen Umweltschützern ist das alles schon zu viel des Guten, sie wünschen sich mehr Geld lieber für öffentliche Verkehrsmittel oder neue Fahrradwege – und dass E-Autos stärker im Carsharing genutzt werden. Doch bei den Verkehrsmittelvorlieben ändert sich in Deutschland derzeit nicht viel, beim Antrieb der Autos umso mehr.

Renault Zoe, Smart EQ Fortwo und VW ID.3 heißen besonders gut verkäufliche elektrische Modelle bei den kleineren Autos. Tesla (Model 3), Audi (e-tron) und Daimler (Mercedes EQC) gewinnen Kunden im Luxussegment.

In der Oberklasse, wo normalerweise die Mercedes S-Klasse das Sagen hat, passiert gar Unerhörtes: Dass sich die Stuttgarter Nobellimousine ausgerechnet von einem elektrischen Porsche, dem Taycan, geschlagen geben muss, ist wohl als Zeitzeichen zu werten.

Kaum jemand unter den Branchenkennern bezweifelt, dass der elektrische Aufschwung weitergeht. Im kommenden Jahr springen bekannte und weniger bekannte Hersteller auf die Welle auf, auch aus China.

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So kündigen diverse Start-ups E-Fahrzeuge an. Ob sie alle nach Deutschland oder in andere europäische Länder kommen, bleibt aber fraglich. Lucid Motors hat für 2021 eine über 1000 PS starke Elektrolimousine angekündigt, MG (gehört zum chinesischen SAIC-Konzern) plant, sein SUV ZS EV nach Europa zu bringen. Ein weiterer chinesischer Hersteller, Suda, versucht es mit einem Billigstromer namens SA01. Die Kleinwagenlimousine soll abzüglich Umweltbonus weniger als 10.000 Euro kosten, hat aber weder Airbags noch ESP. Kommt er nicht, könnten Käufer den ähnlich günstigen Elektro-Dacia aus dem Renault-Konzern ins Auge fassen.

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Ganz oben angreifen will dagegen Rivian. Das US-Start-up möchte Mitte 2021 mit einem 5,5 Meter langen und 800 PS starken Elektro-Pick-up an den Start gehen. Bei Ford stehen die Ampeln für einen elektrischen Pick-up, den F150, auf Grün. Und nicht zuletzt hat Tesla-Chef Elon Musk mit seinem futuristischen Cybertruck die Lasterszene gehörig in Wallung gebracht. Ende 2021 soll die Produktion starten. Für Europa gibt es allerdings keine Zulassung.

Welche wichtigen Neuerscheinungen erwarten uns 2021? Schauen Sie selbst in der Bildergalerie:

Fotostrecke

Die wichtigsten Elektroautos 2021

Foto: Audi
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