Radneuheiten 2020 Willst du mit mir fahren?

Neuerdings dürfen Erwachsene auf Fahrrädern transportiert werden, "wenn die Fahrräder auch zur Personenbeförderung gebaut und eingerichtet sind", wie es in der Straßenverkehrsordnung heißt. Vorher war ausschließlich Kindern bis sieben Jahren die Mitfahrt erlaubt. Hersteller wie tern stellen sich auf die neue Lage ein und bieten entsprechende Gefährte an.

Damit es große Personen richtig bequem haben, gibt es zum bekannten Modell tern GSD den "Captain’s Chair", eine Rücken- und Armlehne für den Gepäckträger. Der Preis für das Zubehör ist noch nicht bekannt, das Rad gibt es ab 4299 Euro.

Auch wenn die meisten Lastenräder mit E-Motor ausgerüstet sind, nicht jeder braucht ihn. Der Beweis: Das Yuba Kombi, das nur 999 Euro kostet, aber seine Qualitäten hat: Zwei Kindersitze passen auf den langen Gepäckträger oder auch größere Kinder oder Erwachsene. Der Stahlrahmen verträgt ein Gesamtgewicht von 200 Kilogramm, gebremst wird mit mechanischen Scheibenbremsen. Knapp 200 Euro muss man für den Erwachsenentransport noch drauflegen. Dafür gibt es Trittbrett, Sitzkissen und einen Haltering.

Zur Messe Eurobike wurde es schon vorgestellt, jetzt steht es im Laden: Das Coboc Seven Kallio, ein Tiefeinsteiger. Es ist eigentlich das genaue Gegenteil der sportlichen Slim-E-Bikes des Herstellers aus Heidelberg, aber eben das, was viele Menschen für den Alltag suchen: Mit Schutzblechen, Licht, Schaltung und - weil es einfach praktisch ist – tiefem Durchstieg. Das vollausgestattete E-Bike wiegt nur 17,5 Kilo, hat bis zu 100 Kilometer Reichweite und kostet ab 3999 Euro.

Noch ein Tiefeinsteiger, diesmal von Cannondale und eher das Gegenteil eines Slim-E-Bikes. Der voluminöse Rahmen des Mavaro Neo 1 erinnert fast an ein Mofa. Immerhin bietet er Platz für einen großen 625 Wh-Akku. Die Ausstattungsliste liest sich wie ein Who-is-Who der Top-Anbieter: Bosch Performance-Line-Motor, Gates-Riemen, Enviolo-Nabenschaltung. Die Beleuchtung kommt von Supernova und ein Radarsystem von Garmin warnt vor Verkehr von hinten. Für die Stadt allein fast zu viel. Aber mit diesem Rad kann man sicher gut über größere Strecken pendeln. Preis: 5999 Euro.

Für Pendler ideal sind eigentlich S-Pedelecs, die bis zu 45 km/h elektrisch unterstützen. In der Schweiz sind sie besonders beliebt, weil man dort auch auf dem Fahrradweg fahren darf. Zum Beispiel mit dem Code 45 von MTB Cycletech. Die Kombination aus gekapseltem Getriebe im Tretlager und Nabenmotor im Hinterrad bringt laut Hersteller harmonisches Schaltverhalten und weniger Belastung auf dem Antrieb. Auch der Rest der Ausstattung ist auf den harten Einsatz im Pendleralltag angepasst. In vielen Farben und auch als "normales" Pedelec ab 5599 Euro.

Für Specialized stehen bei sportlichen Rädern alle Zeichen auf Gravel. Kein Wunder, mit breiteren Reifen und aufrechterer Sitzposition ist man auf solchen Rädern ähnlich schnell unterwegs wie auf dem klassischen Rennrad, kann aber auch abseits gefährlicher Autostraßen auf Feld- und Schotterwegen fahren. Das Diverge Expert Carbon kommt mit hydraulischer Federung im Vorbau, 38 mm breiten Reifen, 1x11 Shimano GRX-Gravel-Schaltung und Anlötteilen für alle Bikepacking-Notwendigkeiten. Mit 4999 Euro ist es nicht billig, macht aber auch oft das Straßenrennrad überflüssig.

Günstige Mountainbikes ohne Hinterradfederung und mit moderner Trail-Geometrie sind schwer zu finden. Dabei geben ein flacher Lenkwinkel und ein tiefes Tretlager gerade Einsteigern viel Sicherheit. Jetzt endlich hat Direktversender Canyon sein Einsteiger-Mountainbike überarbeitet und damit interessant gemacht. Das abgebildete AL SL 7.0 für 1199 Euro schaltet zeitgemäß hinten mit 12 Ritzeln der SRAM GX und federt vorne luftunterstützt mit 120 mm. Für Trailspaß sollte man noch 200 Euro in eine absenkbare Sattelstütze (Dropper-Post) investieren.

Wir dürfen es noch nicht so richtig krachen lassen am Berg. Schließlich wollen wir die Krankenhäuser nicht übermäßig mit unseren Knochenbrüchen belasten. Aber, um mit weniger Belastung die Natur zu genießen, ist das E-Mountainbike eine gute Idee. Specialized macht dazu eine einfache Rechnung auf: Der schlanke Antrieb mit relativ geringem Drehmoment (35 Nm) verdoppelt die eigene Leistung. So kommt man leichter den Berg hoch, muss aber selbst auch noch etwas dafür tun. Der 320-Wh-Akku spart zusätzlich Gewicht. Das Turbo Levo SL Expert Carbon wiegt nur 17,6 kg und kostet 8699 Euro.

Der fränkische Hersteller Haibike darf wohl als Erfinder des E-MTB gelten. 2010 bauten die Schweinfurter einen Bosch-E-Motor, der damals in biederen Citybikes unter dem Tretlager hing, kurzerhand um 180 Grad gedreht in ein vollgefedertes Mountainbike ein. Zehn Jahre später ist das Xduro Nduro 8.0 (6999 Euro) wieder eine Klasse für sich. Der Motor mit 120 Newtonmetern Drehmoment ist laut Hersteller der leistungsstärkste am Markt und das Design des Bikes mit 180 Milimetern Federweg zeigt, wo dieses Rad hin will. Mit voller Kraft den Berg hoch und runter.

Man sieht ihn schon häufiger, den Fahrrad-Airbag des schwedischen Herstellers Hövding, der wie ein Kragen um den Hals getragen wird. Die dritte Generation bietet Verbesserungen, die den Umgang mit dem "unsichtbaren Helm" bequemer machen. Der Kragen ist schlanker und lässt sich mit einem BOA-Verschluss einfach an den Hals anpassen. Dazu verbindet er sich über Bluetooth mit dem Smartphone. Dann warnt die Hövding-App, wenn der Akku aufgeladen werden muss, und benachrichtigt bis zu fünf Notfallkontakte, wenn der Airbag auslöst. Der Preis: 299 Euro.

Wer lieber mit Helm fährt, auf dem Mountainbike zum Beispiel, bekommt bereits von verschiedenen Herstellern Modelle mit Sturzsensoren. Seit diesem Jahr gehört auch Abus dazu. Der Beschleunigungssensor im "Quin"-Chip erkennt und bewertet Stürze. Bei einem schweren Sturz wird über das verbundene Smartphone eine Kontaktperson informiert. Ging die Sache glimpflich aus, lässt sich die Notfallroutine in der App stoppen. Der Montrailer Quin kostet 199,95 Euro und ist auch sonst ziemlich praktisch: Mit Haltefunktion für große Brillen und Aussparung für den Pferdeschwanz.

Der Hersteller Vaude versteht sich als Vorreiter für nachhaltige Outdoorprodukte. Die Mountainbike-Bekleidungsserie "Virt" besteht zu 87 Prozent aus recyceltem Polyester. Gut sehen die Sachen auch noch aus und sind praktisch. Wer bisher neidisch zu den Rennradfahrern schielte, weil deren Trikots sich mit dem Reißverschluss ganz öffnen lassen, kann das jetzt auch bei den locker sitzenden MTB-Shirts haben. Hose 80 Euro, Shorts 130 Euro.

Der Velocity von Ortlieb ist ein Klassiker. Den Rucksack gibt es schon seit 18 Jahren und, wie alle Ortlieb-Taschen, ist er bekannt für lange Haltbarkeit und Reparaturfreundlichkeit. Jetzt hat der Hersteller aus Heilsbronn bei Nürnberg das Modell überarbeitet und bietet drei Größen statt bisher einer an. Neu sind der verschraubte Klettverschluss, der sich einfach erneuern lässt, wenn nach jahrelanger Nutzung die Kraft nachlässt, ein gepolstertes Innenfach sowie überarbeitete Schultergurte und ein abnehmbarer Hüftgurt. Ab 89,90 Euro.

Schlauchlose, sogenannte Tubeless-Reifen werden beliebter. Statt eines Schlauchs befindet sich in den Reifen Dichtmittel, das kleinere Löcher während der Fahrt verschließt. Das schützt vor Pannen und spart Gewicht. Große Löcher muss man selbst flicken, aber mit einem neuen Werkzeug soll das ganz einfach gehen: Man schießt einen kleinen Pfeil mit Kunststofffransen, den "Dart", von außen ins Loch und verschließt es dadurch mechanisch. Den Rest erledigt das chemische Dichtmittel. Das "Dart"-Werkzeug mit zwei Pfeilen kostet 24,95 Euro.

Am E-Bike achten nur wenige Menschen auf den richtigen Reifendruck, denn der Motor gleicht den erhöhten Rollwiderstand einfach aus. Der Reifenhersteller Schwalbe weiß das und hat deshalb den Marathon E.Plus entwickelt. Er besitzt verstärkte, sogenannte Anti-Aging-Seitenwände, die nicht nur mehr Traglast, sondern durch die typische Überlastung durch Fahrten mit zu geringem Luftdruck länger aushalten als andere Reifen. Er ist in unterschiedlichen Breiten und Größen für 44,90 EUR erhältlich. Und rollt natürlich auch am besten mit dem richtigen Luftdruck.

Wer mehr Komfort am Rad will, muss nicht unbedingt ein neues kaufen. Die "Thudbuster" von Cane Creek stattet jedes starre Rad mit 50 mm Federweg aus. Die klassische Parallelogrammfederstütze kommt jetzt in der vierten Generation mit einigen Verbesserungen. So ist das werkzeuglos austauschbare Federelement jetzt in fünf statt vier Ausführungen erhältlich, um die Federung besser an das Gewicht anzupassen. Außerdem lässt sich der Sattel mit der neuen Klemmung einfacher befestigen und besser anpassen. Der Preis für die Komfortaufrüstung: 209,99 Euro.

In Holland ist gefühlt jedes Rad mit einem Frontgepäckträger ausgerüstet. Der ist praktisch, denn er bringt zusätzlichen Platz. Auch hat man sein Transportgut im Blick und kann schnell darauf zugreifen. Dieser elegante Träger von Fahrer Berlin lässt sich ohne Gesichtsverlust auch am modischen Urban-Bike montieren und macht das Rennrad zum echten Randonneur, schließlich besitzt er jede Menge Bohrungen, etwa für Licht oder Flaschenhalter. Er passt an 26- und 28-Zoll-Fahrräder, kostet 89 Euro und wird - natürlich – in den Niederlanden hergestellt.